The Collection Represented by Helmut Draxler – 17. Mai – 25. August 2013
Wien (foundation.generali) - Drei internationale Kurator_innen – Guillaume Désanges, Helmut Draxler
und Gertrud Sandqvist – werden zum 25-jährigen Bestehen der Generali Foundation aus ihrer spezifischen Sicht
die Sammlung, die Institutions- und Ausstellungspolitik der Generali Foundation und damit ihre Art, Geschichte
anhand institutioneller Arbeit zu schreiben, in äußerst unterschiedlichen Präsentationsformen reflektieren.
Die verschiedenen Perspektiven, die die Kurator_innen beleuchten, ihre Fragen zu den Definitionen der sogenannten
Konzeptkunst oder – weiter gefasst – Kunst konzeptueller Ausrichtung, zum Sammeln und zum Kuratieren derselben
sowie Überlegungen zum Verhältnis von konzeptuellen, auch historischen Strategien des Displays und den
Werken bilden den Ausgangspunkt für alle weiteren Diskussionen und Vorträge des Jubiläumsjahres.
Hat Guillaume Désanges sein Augenmerk auf die „Pionierphase“ der Konzeptkunst der 1960er und 1970er Jahre
gelegt und diese in ein Display gesetzt, das auf didaktische Formen des Ausstellens etwa kulturwissenschaftlicher
Ausstellungen rekurriert, konzentriert sich Helmut Draxler auf die komplexen Zusammenhänge zwischen den Prinzipien
des Sammelns und Ausstellens.
Sammeln und Ausstellen: eine wechselseitige Beziehung
Sammlungen bewegen sich ständig zwischen dem Anhäufen und dem Anordnen von Gegenständen, zwischen
ihrer Aufbewahrung und Zurschaustellung. Dabei entwickeln sie ihre eigenen Codes und ein historisches Denken, das
unmittelbar mit dem Selbstverständnis der Moderne zwischen Wissen und Ordnung, Beeindruckung und Macht, Akkumulation
und Verschwendung verbunden ist. Längst ist die Sammlung selbst zum Gegenstand einer Debatte geworden, in
der es vor allem um ihre räumlichen Anordnungsweisen und ihre zeitlichen Abfolgen geht. Die räumlichen
Anordnungsweisen „repräsentieren“ eine Ordnung aus Wissen, Kapital und Macht, die zeitlichen Abfolgen bringen
ein genealogisches oder evolutionäres Prinzip hervor, das dieser Ordnung Vergangenheit und Zukunft verleiht.
Die Ausstellung The Content of Form will diese Codes der räumlichen und zeitlichen Anordnungsweisen als grundlegende
Momente des Denkens der Moderne aufzeigen. Sie versteht sich dementsprechend nicht als reine Auswahl aus der Sammlung
der Generali Foundation, sondern als ein kuratorisch-diskursives Projekt über die Sammlung als Prinzip. Entlang
der drei Grundbegriffe „Repräsentation“, „Konversation“ und „Genealogie“, die in Form von Ausschnitten aus
historischen Gemälden modellhaft in der Ausstellung platziert werden, wird ein Wanddesign mit Ausstellungsfotos
aus der Geschichte der Generali Foundation, Farben und Texten entwickelt, auf das sich die ausgewählten Werke
beziehen. Damit werden die Werke stets bestimmten diskursiven und institutionellen Kontexten zugeordnet. Sie lassen
sich umgekehrt jedoch auch selbst als besondere Artikulationsweisen lesen, in deren formaler Organisation immer
schon die „Logik der Sammlung“ (Boris Groys) durchscheint. Vor diesem Hintergrund stellen Sammeln und Ausstellen
nicht mehr äußerliche Aspekte der Werke dar; sie strukturieren vielmehr die Werke ebenso von innen her.
Werke, Ausstellungen und Sammlungen werden derart als wechselseitig aufeinander bezogene Modalitäten symbolischer
Produktion sichtbar gemacht.
Die Fragilität der Sammlung
The Content of Form wird den einzelnen Arbeiten eine Anmutung des Repräsentativen verleihen und gleichzeitig
das Kontingente, Marginale und Exklusive der Sammlung spürbar machen – indem etwa Ausstellungsfotos mit einer
Reihe von Werken gezeigt werden, die nicht in die Sammlung der Generali Foundation aufgenommen worden sind. Auch
in ihren formalen Entscheidungen wird sich die Ausstellung eher kontrapunktisch auf die stark durch modernistische
Verfahren geprägte bisherige Ästhetik der Generali Foundation beziehen, mit dem Ziel, das Fragile aller
Entscheidungen zwischen Historisierung und Aktualisierung, Kanonisierung und Marginalisierung, Universalisierung
und Lokalisierung herauszuarbeiten.
Der konkrete Ausstellungsraum wird darüber hinaus die Sammlung über Monitore mit dem Kunstdepot, der
Konzernleitung und dem öffentlichen Raum verbinden. Die Spannungen zwischen diesen vielfältigen Elementen,
zwischen dem Wanddesign aus Texten und Fotografien, den Monitoren und den Werken soll vielschichtige Zuordnungen
erlauben und damit didaktisch nicht auflösbare Spielräume der Erfahrung bieten, um die imaginären
„Codes“ der Sammlung auf die konkreten institutionellen und ortsbezogenen Dynamiken anwenden zu können.
Fareed Armaly, Judith Barry, Lothar Baumgarten, Ernst Caramelle, Lygia Clark, Luis Camnitzer, Alice Creischer/Andreas
Siekmann, Danica Dakic', Thomas Eggerer, Harun Farocki, Morgan Fisher, Gérard Fromanger, Rainer Ganahl,
Isa Genzken, Dan Graham, Sanja Ivekovic', Brigitte Kowanz/Franz Graf, Simon Leung, Dorit Margreiter, Marta Minujín,
Ree Morton, Antoni Muntadas, Oswald Oberhuber, Hélio Oiticica, Willem Oorebeek, Anna Oppermann, Muki Pakesch,
Walter Pichler, Mathias Poledna, Florian Pumhösl, Gerwald Rockenschaub, Martha Rosler, Gerhard Rühm,
Thomas Stimm, Andrea van der Straeten, Apolonija Šušteršic(, Rini Tandon, Ian Wallace, Franz West, Stephen Willats,
WGBH-TV, Heimo Zobernig.
Kurator: Helmut Draxler
Ausstellungskoordination: Ilse Lafer, Kuratorin Generali Foundation
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