Innsbruck (rms) - ) Mit der Verleihung des Kaiser-Maximilian-Preises werden jährlich außerordentliche
Leistungen von Persönlichkeiten und Institutionen aus dem Bereich der europäischen Regional- und Kommunalpolitik
ausgezeichnet. Heuer ging diese Auszeichnung an Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident der Deutschsprachigen
Gemeinschaft Belgiens.
Im Beisein von Landeshauptmann Günther Platter, Landtagspräsident und Präsident der Regionen des
Europarates sowie Vizepräsident des Ausschusses der Regionen der EU DDr. Herwig van Staa und Bürgermeisterin
Mag.a Christine Oppitz-Plörer nahm Karl-Heinz Lambertz am 8. Mai den Preis im Rahmen eines Festaktes in der
Hofburg entgegen.
Der Verleihung im Riesensaal der kaiserlichen Hofburg ging der landesübliche Empfang voraus, zu dem die Ehrenkompanie
Olympisches Dorf aufmarschiert war. Unter den zahlreichen Ehrengästen befanden sich neben Mitgliedern der
Tiroler Landesregierung, Vizebürgermeisterin Mag.a Sonja Pitscheider, Vizebürgermeister Christoph Kaufmann,
Stadtrat Mag. Gerhard Fritz, Stadtrat Ernst Pechlaner, Stadtrat Franz X. Gruber und VertreterInnen des Gemeinderates
auch RepräsentantInnen des konsularischen Korps, mehrere Delegierte des Europarates, VertreterInnen der Behörden
und der Universität sowie EhrenzeichenträgerInnen.
„Ergebnisorientierte Arbeit für gemeinsame Ziele stets im Vordergrund“
„Es ist ein überaus positives Signal, dass am Vorabend des Europatages stets herausragende Persönlichkeiten
der europäischen Kommunalpolitik mit diesem Preis gewürdigt werden“, betonte Landeshauptmann Günther
Platter in seiner Festrede über starke Regionen in einem gemeinsamen Europa. „Wir müssen uns stets vor
Augen führen, wie sich Europa in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat und die Regionen immer stärkere
Bedeutung erlangt haben. Die Alpenländer und -Regionen haben bereits vor Jahren mit der Gründung der
Arge Alp diesen Prozess entscheidend mitgeprägt. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir auch in
Zukunft das Projekt der europäischen Integration auf Kurs halten und dieser Weg führt eindeutig über
eine starke Kommunal- und Regionalpolitik, die nahe bei den Menschen ist.“
„Demokratie ist ein fundamentales Menschenrecht – umso mehr müssen wir im Sinne einer pluralistischen Gesellschaft
die Menschen wieder vom Wert und der gestalterischen Kraft einer starken europäischen Politik überzeugen“,
so Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa in seiner Laudatio. „Dafür hat der heutige Preisträger
Karl-Heinz Lambertz wertvolle Pionierarbeit geleistet. Gerade seine einzigartige Fähigkeit als Mediator, der
stets die ergebnisorientierte Arbeit für gemeinsame Ziele in den Vordergrund stellt, hat ihm nicht nur innerhalb
Belgiens viel Anerkennung und Wertschätzung eingebracht. Handlungsprioritäten erkennt er nicht nur auf
Jahre hinweg voraus, sondern konzipiert frühzeitig Lösungswege und Strategien. Darüber hinaus schätze
ich ihn als guten Freund, der bereits seit vielen Jahren eine sehr enge Beziehung zwischen seiner Heimatregion
und Tirol pflegt.“
„Der Kaiser-Maximilian-Preis ist eine renommierte Auszeichnung für besondere Leistungen in der Regional- und
Kommunalpolitik. Wir setzen damit ein deutliches Zeichen, dass wir die Eigenständigkeit der Politik auf diesen
Ebenen im europäischen Kontext erhalten und stärken wollen“, bekräftigte Bürgermeisterin Mag.a
Christine Oppitz-Plörer. „Es ist heute umso wichtiger denn je, dass wir in den Gemeinden, Städten und
Regionen Demokratie zu den Menschen bringen. Es genügt nicht, nur von Europa zu reden, sondern es als Vision
zu leben – und unser diesjähriger Preisträger Karl-Heinz Lambertz tut dies jeden Tag. Wir brauchen engagierte,
couragierte und charismatische Persönlichkeiten wie ihn, die sich für Subsidiarität und Solidarität
stark machen.“
„Diese Preisverleihung erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und Freude, aber auch mit ein bisschen Wehmut“,
so Karl-Heinz Lambertz. „Es macht mich sehr stolz, dass ich mich in die ehrenvolle Reihe großer europäischer
Politikerinnen und Politiker einreihen darf, die mit diesem Preis bisher ausgezeichnet wurden. Aber es führt
mir auch vor Augen, dass meine politische Lebenserfahrung nun größer ist als meine politische Lebenserwartung“,
scherzte der Kaiser-Maximilian-Preisträger. „Europa kann nur erfolgreich sein, wenn es den Wert der einzelnen
Gebietskörperschaften anerkennt und sie in die demokratischen Prozesse einbindet. Es hat eine große
Zukunft, wenn es schafft, aus der aktuellen Krise herauszukommen.“
Handlungsbedarf ortet Lambertz vor allem bei der Aufarbeitung eines Demokratiedefizits und in der deutlicheren
Anerkennung des Prinzips der Subsidiarität. Auch Multi-Level-Governance funktioniert seiner Ansicht nach noch
zu oft nur auf dem Papier. „Am Ende jeder politischen Handlung muss für die Bürgerinnen und Bürger
ein klares Ergebnis stehen. Vor allem die Zusammenarbeit zwischen der EU und dem Europarat kann sicherlich noch
verfeinert werden“, so Lambertz. „Es muss unser Ziel sein, wieder Europabegeisterung in der Bevölkerung zu
schüren und einen spürbaren Mehrwert für die Bevölkerung zu schaffen.“
Der Preisträger 2013
Karl-Heinz Lambertz wurde 1952 in Amel (Belgien) geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der Jurist war nach
einem Assistenzposten ab 1988 Dozent an der Fakultät der Rechte der Katholischen Universität Louvain-La-Neuve
(UCL).
Seine politische Laufbahn in Belgien begann er 1975 (Präsident des Rates der deutschsprachigen Jugend). Er
gehört der Sozialistischen Partei (PS) an und war ab 1981 Mitglied des Rates der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Belgiens (neben der Französischen und der Flämischen Gemeinschaft ein Gliedstaat des Bundesstaates Belgien).
Nach verschiedenen Gemeinschaftsministerposten ist er seit 1999 Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Belgiens.
Auf europäischer Ebene war Karl-Heinz Lambertz seit 2006 Generalberichterstatter für Fragen der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit im Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarates (KGRE) und ab 2007 Vorsitzender der Arbeitsgruppe
für interregionale Zusammenarbeit. Von 2008 bis 2010 bekleidete er das Amt des Vorsitzenden des KGRE-Ausschusses
für Kultur und Bildung.
Seit 2010 ist er Leiter der belgischen Delegation im KGRE und Vorsitzender des Ausschusses für Governance.
Im gleichen Jahr wurde er zum Präsident der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen (AGEG) gewählt
und seit 2011 ist er zudem Vorsitzender der SPE-Fraktion im Ausschuss der Regionen (AdR).
Spätestens seit 2008 galt sein Engagement in seiner Heimat unter anderem der Erarbeitung von Lösungsvorschlägen
im politischen Konflikt zwischen Flamen und Wallonen. Auf europäischer Ebene engagiert sich Karl-Heinz Lambertz
für grenzüberschreitende und interregionale Zusammenarbeit, Multilevel-Governance und regionale Autonomie.
Der Kaiser-Maximilian-Preis
Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck haben im Jahr 1997 aus Anlass der Vollendung des 85. Lebensjahres des
langjährigen Bürgermeisters der Stadt Innsbruck und Präsidenten des Tiroler Landtages DDr. Alois
Lugger den Kaiser-Maximilian-Preis (Europapreis für Regional- und Kommunalpolitik des Landes Tirol und der
Stadt Innsbruck) gestiftet – in Anerkennung seiner Verdienste um Europa. Erster Kaiser-Maximilian-Preisträger
im Jahr 1998 war der Präsident von Katalonien, Jordi Pujol.
Die Auswahl des/der PreisträgerIn erfolgt alljährlich durch eine internationale Jury. Die Jury besteht
aus VertreterInnen des Kongresses der Gemeinden und Regionen Europas, des Ausschusses der Regionen Europas, des
Rates der Gemeinden und Regionen Europas und der Versammlung der Gemeinden und Regionen Europas. In dieser Jury
sind auch das Land Tirol, die Stadt Innsbruck und die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck vertreten.
Der Preis selbst besteht aus einer Urkunde und einer Medaille (Schautaler von 1509 Kaiser Maximilian I.) sowie
einem Geldpreis in der Höhe von 10.000 €.
Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger
Mit der Verleihung des Kaiser-Maximilian-Preises werden jährlich außerordentliche Leistungen von Persönlichkeiten
und Institutionen aus dem Bereich der europäischen Regional- und Kommunalpolitik ausgezeichnet. Besondere
Berücksichtigung finden Bemühungen um die Verwirklichung des Grundsatzes der Subsidiarität, der
Inhalte der Charta der Lokalen Selbstverwaltung und der Charta der Regionalen Selbstverwaltung des Europarates.
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