Graz (stadt) - Auf großer Graz-Tour befand sich Österreichs EU-Regionalkommissar Dr. Johannes Hahn
am 07.05.: Nachdem er den 1. Österreichischen Stadtregionaltag auf dem Schloßberg mit Fokus auf innovativen
Modellen der Zusammenarbeit zwischen Städten und ihrem Umland besucht hatte, machte er sich zu einer Presse-Präsentation
der Fortschritte zum zukunftsbeständigen Stadtteil einer Smart City im Bereich zwischen Hauptbahnhof und Helmut
List Halle auf. Beide Male zeigte sich der österreichische EU-Kommissar beeindruckt vom Geschehen in Graz.
„Smart City Graz ist das, was uns für ganz Europa vorschwebt!"
Höchste Töne fand Hahn für das „Smart City Project Graz-Mitte", das mit seinem Konzept zur
weitgehenden Vermeidung von Emissionen sowie höchster Effizienz im Umgang mit Ressourcen und Energie „genau
das ist, was uns flächendeckend für ganz Europa vorschwebt!" Vor allem die Städte seien zur
Schonung des Klimas aufgerufen, würden doch 80 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes weltweit in den urbanen
Bereichen produziert. Da Woche für Woche weltweit rund eine Million Menschen zu neuen StadtbewohnerInnen würden,
habe auch die EU für ihre kommende Förderperiode von 2014 bis 2020 den städtischen Bereich deutlich
stärker in den Fokus gestellt.
Stärkung für Forschung und Wirtschaft
Wirtschaftslandesrat Dr. Christian Buchmann hob die Bedeutung der EU für die Beschäftigung in der Steiermark
hervor: „Einer Studie von Joanneum Research zufolge haben wir im Land seit dem EU-Beitritt ein Plus von 70.000
Beschäftigten, wovon rund zwei Drittel direkt auf die EU zurückzuführen sind!" Das Projekt
Smart City bediene alle drei Schwerpunkte der steirischen Zielsetzungen: eine Förderung der technologischen
Entwicklung, eine Stärkung von Klein- und Mittelbetrieben und eine Reduktion der CO2-Emissionen gegen Null.
„Bahnhofsnähe ist der ideale Standort"
Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl erinnerte an die erfolgreichen URBAN-Projekte, von denen seit Mitte der
90er Jahre des 20. Jahrhunderts ein enormer Aufschwung für den zuvor benachteiligten Grazer Westen ausgegangen
sei. Graz wachse derzeit um rund 4.000 BewohnerInnen pro Jahr, um gleichzeitig auch die Lebensqualität zu
steigern, seien innovative Konzepte wie Smart City gefragt. Wäre es vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen,
ein solches Projekt mit Wohnen, Arbeit, Forschung und Freizeit in Bahnhofsnähe anzusiedeln, so sei das jetzt
dank der ausgetüftelten Lösungen der ideale Standort. Nagl dankte den zahlreichen Partnern, die in einem
großen Konsortium unter Federführung der Grazer Stadtbaudirektion ihren Beitrag zur Entwicklung der
Smart City leisten.
„Förderung für Umsetzung innovativer Lösungen wichtig"
Stadtbaudirektor DI Mag. Bertram Werle betonte die Wichtigkeit von Förderungen zur Umsetzung der richtungsweisenden,
aber eben auch sehr kostspieligen Projekte. Nachdem man als einziges österreichisches Leitprojekt für
Smart City vom Bund bereits Förderungen von 4,2 Millionen Euro zugesagt bekommen habe, hoffe man auf weitere
Unterstützung durch die Europäische Union. Werle führte mehrere Faktoren für die Vorbildwirkung
der Grazer Smart City auf ganz Europa an: Dazu zählte er das schlagkräftige Konsortium ebenso wie den
Status von Graz als Hochschulstandort, das Vorhandensein zentrumsnaher Konversionsflächen für urbane
Entwicklungen, die gute Verkehrsanbindung samt nachhaltiger Infrastruktur, das gute Zusammenwirken mehrerer städtischer
Abteilungen, die Beteiligung der BürgerInnen und das ausgeklügelte Gesamtkonzept mit einem Rahmenplan
und Highlights wie dem Forschungsturm „Science Tower", einem Kompetenzzentrum und einem Aufwindkraftwerk,
deren Bau im nächsten Jahr beginnen soll.
Vorzeigeprojekte mit kreativen Lösungen
Details zum Science Tower und zum Kraftwerk präsentierten Dr. Mario Müller vom Hans Höllwart - Forschungszentrum
für integrales Bauwesen (Fibag) und Architekt DI Markus Pernthaler: Im 60 Meter hohen Science Tower werden
nicht nur Technologie-Unternehmen angesiedelt, sondern auch technologisch höchstwertige Lösungen eingebaut
sein. Sorgen Baustoffe wie Holz oder Glas sowie ein mehrstöckiger begrünter Garten für Wohlbefinden
und die entsprechende Optik, so tragen Lösungen wie eine „Indoor-Fotovoltaik" zur Energiegewinnung aus
der inneren Beleuchtung, dezentrale Energiespeicher und Energiesparmaßnahmen zur Nachhaltigkeit bei. Das
40 Meter hohe Aufwindkraftwerk wiederum sammle Sonnenenergie und produziere damit jene Aufwinde, aus denen man
Energie „ernten" werde. Beide Projekte sollen bis 2015 fertig sein.
Stadtregionstag mit Schwerpunkt Kooperation
Vor der Präsentation der Smart City waren EU-Kommissar Hahn, Bürgermeister Nagl und Stadtbaudirektor
Werle auch bei der Eröffnung des 1. Österreichischen Stadtregionstages auf dem Grazer Schloßberg
gewesen, bei dem rund 200 Fachleute aus dem In- und Ausland über Einladung der Grazer Stadtbaudirektion mit
ihrem EU-Referat noch bis morgen Mittwoch Möglichkeiten für eine innovative Zusammenarbeit zwischen Städten
und ihrem Umland austauschen werden. Hahn bekannte sich zur Stärkung der Städte bei der Finanzierung
von Wachstumsstrategien, der Wunsch der EU-Kommission, den Städten mehr Managementkompetenzen zu geben, werde
im Europäischen Rat allerdings noch nicht zur Gänze erhört. Hahn appellierte aber auch an stärkere
Regionen wie den Raum Graz, ihr erworbenes Know-how an nicht so stark entwickelte Regionen, vor allem in den neuen
EU-Ländern, zu transferieren. Für Bürgermeister Nagl ist die Premiere des Österreichischen
Stadtregionstags in Graz der erste Schritt für einen regelmäßigen Austausch, um Städte und
deren Umland zum Erfolg beider Seiten enger zu verflechten. Dabei sollten den Städten mehr Kompetenzen, auch
in finanzieller Hinsicht, gegeben werden. Daher freute sich der Bürgermeister wie Stadtbaudirektor Werle über
die EU-Ankündigung, Förderungsprogramme von 2014 bis 2020 stärker für urbane Bereiche vorzusehen.
|