Historikerkommission prüft erstmals
 Wiener Straßennamen

 

erstellt am
08. 05. 13
14.00 MEZ

Mailath bekräftigt Wiener Weg der Erinnerungskultur
Wien (rk) - Im Auftrag der Stadt Wien überprüft derzeit eine Historikerkommission unter der Leitung von Oliver Rathkolb Wiener Straßenbenennungen nach in- und ausländischen Persönlichkeiten sowie historischen Ereignissen. Der Bericht mit den Ergebnissen der zweijährigen Forschungstätigkeit wird noch vor dem Sommer vorliegen.

Anlässlich eines zweitägigen internationalen Symposiums ("International Directions in critical place-name Research and the Vienna Case Study") referierten ExpertInnen aus Israel, Finnland, Deutschland, Kroatien, den USA und Niederlanden sowie aus Österreich vom Umgang mit historisch belasteten Straßennamen in ihren Ländern.

Anlässlich des Symposiums bekräftige Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny einmal mehr die Linie der Stadt: "Straßennamen sind ein wichtiger identitätsstiftender Teil der Geschichte unserer Stadt, sie zeugen von den Glanz- und Schattenseiten unserer Vergangenheit. Ich bin daher bei Straßenumbenennungen sehr zurückhaltend. Vielmehr geht es darum, eine aktive Erinnerungskultur in Gang zu setzen und die Geschichte unserer Stadt zu thematisieren, sie ins Bewusstsein zu heben und eine lebendige Diskussion darüber zu führen", betont Mailath. Denn der gesellschaftliche Diskurs sei das eigentliche Ziel, das die Stadt mit der Erinnerungskultur erreichen wolle.
Zusätzliche Informationen auf Zusatztafeln und durch künstlerische Interventionen

"Zusatztafeln, auf denen alle nötigen und relevanten biographischen Fakten Platz finden, um dem Namengeber einer Straße in seiner Ambivalenz darstellen zu können, sind sinnvolle und geeignete Maßnahmen", stellte der Stadtrat fest. Genauso wie künstlerische Interventionen, mit denen die Stadt schon bisher gute Erfahrungen gemacht habe. Etwa der Künstlerin Ulrike Lienbacher, die ein historisch belastetes Kunstwerk im öffentlichen Raum umgestaltet hat ("Idylle").

Schließen biographischer Lücken
Es fällt auf, dass von namhaften österreichischen Politikern keine profunden Biographien vorliegen. Die kürzlich geführte Diskussion um Karl Renner, Staatskanzler der Ersten Republik Österreich und Präsident der Zweiten Republik Österreich, ist ein gutes Beispiel dafür. Biographische Lücken sind auch bei anderen für die Republik Österreich wichtigen Politiker auszumachen. Stadtrat Mailath regt daher an, Forschungsarbeiten über umstrittene Politiker in Auftrag zu geben, etwa von Leopold Kunschak, Julius Raab, Karl Renner, Ignaz Seipel und anderen: "Insbesondere die Parteiakademien und Parlamentsklubs sollten sich gemeinsam dieser Aufgabe widmen".

 

 

 

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