MAK-Ausstellung im Josef Hoffmann Museum, Brtnice
Wien (mak) - Die Ausstellung "JOSEF HOFFMANN - FRIEDRICH KIESLER: Contemporary Art Applied" im
Josef Hoffmann Museum, Brtnice, konfrontiert die Arbeiten Josef Hoffmanns mit dem vielschichtigen Werk des international
renommierten Architekten, Künstlers, Designers und Bühnenbildners Friedrich Kiesler (Czernowitz 1890-1965
New York). Damit widmen sich die Mährische Galerie in Brno und das MAK bereits zum siebten Mal dem Einfluss
Hoffmanns und seiner Arbeiten auf bedeutende KünstlerInnen und ArchitektInnen des 20. und 21. Jahrhunderts.
Die in Kooperation mit der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung entwickelte Ausstellung
präsentiert Kieslers Werk erstmals in der Tschechischen Republik.
In einer konzentrierten Werkschau werden Möbelentwürfe und Raumschöpfungen der beiden wegweisenden
Gestalter gegenübergestellt. Damit widmet sich eine Ausstellung zum ersten Mal ausschließlich Friedrich
Kieslers Möbelentwürfen mit Bezug zu Josef Hoffmanns Entwürfen für Interieurs. Knapp 100 Zeichnungen
und Fotografien sowie zwei Modelle geben Einblick in visionäre Arbeitsweisen und zeigen Berührungspunkte
in den Oeuvres der beiden Künstler auf. Räumlich wie thematisch fließen die ausgestellten Arbeiten
in die Dauerausstellung "JOSEF HOFFMANN: Inspirations" ein, die seit 2009 zu sehen ist und mit Objekten
und Entwürfen den künstlerischen Inspirationen Hoffmanns an seinem Heimatort Brtnice nachspürt.
Theaterprojekte prägten Friedrich Kieslers frühes Schaffen in Wien und Berlin und fanden 1924 den Höhepunkt
in der von ihm organisierten und gestalteten "Internationalen Ausstellung neuer Theatertechnik" im Wiener
Konzerthaus. Sein in diesem Rahmen entwickeltes Leger- und Trägersystem sowie die spiralförmige Raumbühne
sind in "JOSEF HOFFMANN - FRIEDRICH KIESLER: Contemporary Art Applied" als Modell und in Fotografien
zu sehen. Nach dem durchschlagenden Erfolg der damaligen Ausstellung wurde Kiesler von Josef Hoffmann mit der Gestaltung
der Österreichischen Theatersektion für die Pariser "Exposition Internationale des arts décoratifs
et industriels modernes" (1925) beauftragt.
Dieser Auftrag markiert den Anfang von Kieslers internationaler Karriere als Designer. Seine in Paris präsentierte
schwebende Stadtvision Raumstadt (City in Space) wurde zum großen Erfolg und ermöglichte ihm den Sprung
nach New York. Als Gründungsmitglied der ersten modernen Designervereinigung in den USA, der American Union
of Decorative Arts and Craftsmen (AUDAC), realisierte Kiesler 1930 die Programmschrift "Contemporary Art Applied
to the Store and its Display" - die titelgebende Publikation der Ausstellung.
Ähnlich wie Josef Hoffmann verfolgte Friedrich Kiesler die Idee eines ganzheitlichen Lebensentwurfs, der Kunst,
Architektur und tägliches Leben harmonisch integrieren sollte. Basierend auf soziologischen, ökonomischen
und wissenschaftlichen Parametern seiner Zeit, formulierte Kiesler gestaltgebende Faktoren und verdichtete sie
zu seiner holistischen Theorie des "Correalismus". Während seiner Lehrtätigkeit an der Columbia
University (1937-1941) entwickelte er die auf dem "Correalismus" fußende "Mobile Home Library",
die mit einem Modell in der Ausstellung vertreten ist. Signifikante Parallelen zum radikalen Reduktionismus des
frühen Möbeldesigns ("Brettelstil", "Einfache Möbel") und der Architektur (Sanatorium
Purkersdorf, Palais Stoclet, Brüssel) Josef Hoffmanns zeigen insbesondere Friedrich Kieslers "Nesting
Tables" (ca. 1935) auf, die in "JOSEF HOFFMANN - FRIEDRICH KIESLER: Contemporary Art Applied" in
Form von Fotografien und Entwurfszeichnungen zu sehen sind.
Josef Hoffmann Museum, Brtnice Sein barockes Geburtshaus in Brtnice gestaltete Josef Hoffmann 1907 nach den Gestaltungskonzepten
der Wiener Werkstätte um. Bereits 1992 war das MAK mit der Ausstellung "Der barocke Hoffmann" in
Brtnice präsent. Seit 2006 wird das Haus vom MAK und der Mährischen Galerie in Brno als Josef Hoffmann
Museum gemeinsam geführt. Im Rahmen dieser Kooperation wurden bisher folgende Ausstellungen realisiert: "JOSEF
HOFFMANN. Ein unaufhörlicher Prozess" (2005), "JOSEF HOFFMANN - CARLO SCARPA: Das Sublime in der
Architektur" (2006), "JOSEF HOFFMANN - ADOLF LOOS: Ornament und Tradition" (2007), "JOSEF HOFFMANN
- DONALD JUDD: Hypothese" (2008), die Dauerausstellung "JOSEF HOFFMANN: Inspirations" (2009), "REWRITING
THE SPACE: Dorit Margreiter / Josef Hoffmann" (2010), "JOSEF HOFFMANN - OSWALD OBERHUBER: Allgestaltung
und Entwurf" (2011) und zuletzt "JOSEF HOFFMANN / STANISLAV KOLÍBAL: Linie - Fläche - Raum"
(2012).
Für die Ausstellung "JOSEF HOFFMANN - FRIEDRICH KIESLER: Contemporary Art Applied" sowie für
Ausstellungs- und Tourismusprojekte im Centrope-Raum erhält das MAK gemeinsam mit der Mährischen Galerie
in Brno finanzielle Unterstützung durch das Förderprogramm der Europäischen Union "Europäische
territoriale Zusammenarbeit Österreich - Tschechische Republik 2007-2013".
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