Motorradunfall-Analyse des Kuratoriums für Verkehrssicherheit im Auftrag des Verkehrsministeriums
zeigt: Bereits jeder zweite verunglückte Motorradlenker ist über 40 Jahre alt
Wien (bmvit) - Am Pfingstwochenende steht für viele Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer eine der
ersten großen Ausfahrten an. In neuer Kluft und auf dem blitzblanken Bike werden auch viele Motorrad-Wieder-
und Späteinsteigerinnen und -einsteiger auf Tour gehen. Eine Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit
(KFV) zeigt: Die "jungen Wilden" sind immer öfter älter als 40. Und: Führerscheinneulinge
in dieser Altersgruppe haben ein 25 Mal höheres Unfallrisiko als der durchschnittliche Biker. Selbstüberschätzung
gehört bei ihnen zu den Hauptunfallursachen. Das Verkehrsministerium will hier gegensteuern. "Es wird
darum gehen, dass wir in der Führerscheinausbildung auch für diese Gruppe noch stärker versuchen
das Gefahrenpotential zu verringern", so Verkehrsministerium Doris Bures.
Motorradfahren ist für viele Österreicherinnen und Österreicher eine schnelle und komfortable Möglichkeit,
um von A nach B zu kommen und nebenbei auch ein großes Freizeitvergnügen. Durch das Fehlen einer Knautschzone
und hohe Geschwindigkeiten sind die Folgen eines Motorradunfalles aber oft dramatisch. Dass alle Biker ihr Ziel
sicher erreichen ist Verkehrsministerin Doris Bures besonders wichtig: "Das Bundesministerium für Verkehr
hat in den letzten Jahren viele Maßnahmen ergriffen, um das Motorradfahren noch sicherer zu machen. Der Fokus
liegt dabei sowohl auf der Stärkung der eigenen Fähigkeiten, zum Beispiel durch die Förderung von
Fahrsicherheitstrainings auf der einen Seite, als auch bei Investitionen in eine sichere Infrastruktur. 2012 investierte
das Bundesministerium für Verkehr eine Million Euro um Straßenbelege griffiger zu machen, gefährliche
Kurven besser zu kennzeichnen oder Leitschienen mit einem Unterfahrschutz zu versehen." Um Motorrad-Unfällen
noch besser vorzubeugen, hat das Verkehrsministerium das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) mit einer
genauen Analyse der Motorradunfälle der letzten Jahre beauftragt.
Motorrad-Studie des KFV - Unfalltrends und Typologien der Lenkerinnen und Lenker
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit hat die Unfälle der letzten Motorradsaisonen analysiert und
kann interessante Ergebnisse präsentieren: Während bei den unter 30-Jährigen die Unfallzahlen sinken,
steigen Sie bei der Altersgruppe 40+ an. Mittlerweile ist mehr als jeder zweite verunglückte Motorradlenker
oder -lenkerin älter als 40 Jahre (2011: 56 Prozent; 2000: 29 Prozent). "Meistens handelt es sich dabei
um Alleinunfälle, denen Selbstüberschätzung vorausgegangen ist: zu hohe Geschwindigkeit, riskante
Überholmanöver und Kurvenschneiden. Typischerweise sind Männer die Unfalllenker, meist mit einer
Maschine mit 70 bis 80 kW. Aber auch die Frauen haben aufgeholt: Seit 2006 hat sich der Anteil der verunglückten
Bikerinnen in der Altersgruppe 40+ von fünf auf zehn Prozent verdoppelt", so Dr. Othmar Thann, Direktor
des KFV.
Neue Risikogruppe: Motorrad-Späteinsteiger 40+
Bei etwa einem Drittel der MotorradfahrerInnen über 40 handelt es sich um Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger:
Sie haben den Führerschein bereits vor einigen Jahren gemacht und steigen beherzt - in der Regel ohne ausreichende
Vorbereitung - auf durchaus leistungsstarke Motorräder auf. Sie sehen das Motorrad mehr als außergewöhnliches
Hobby - denn täglich fährt nur etwa jeder 17. Wiedereinsteiger.
In der Gruppe der Biker 40+ kristallisiert sich aber immer stärker eine spezielle Risikogruppe heraus. Die
sogenannten "Späteinsteiger" machen den Führerschein erst kurz bevor sie mit dem Hobby Motorrad
loslegen. Wie die Tiefenanalyse des Kuratoriums für Verkehrssicherheit zeigt, haben Motorradfahrerinnen und
-fahrer über 40, die ihren Führerschein seit weniger als fünf Jahren haben, im Vergleich zum Durchschnitt
der Motorradfahrerinnen und -fahrer ein 25 Mal höheres Risiko zu verunglücken. Zwar gehören derzeit
nur 1,4 Prozent der Motorradfahrerinnen und -fahrer über 40 zu den Späteinsteigern und -einsteigerinnen,
bereits jetzt stellen sie aber ein Drittel aller verunglückten in der Altersgruppe 40+. Das Verkehrsministerium
analysiert jetzt, wie man die Führerscheinausbildung speziell für Späteinsteiger und -einsteigerinnen
anpassen könnte, um das hohe Gefahrenpotential zu verringern.
"Prinzipiell sollten sich die älteren Motorrad-Wiedereinsteiger, -einsteigerinnen und -Neulinge bewusst
sein, dass die Fahrerfahrung mit dem Auto für das Fahrverhalten auf zwei Rädern nicht relevant ist. Das
Motorrad folgt anderen Gesetzen", erklärt Dr. Othmar Thann, "Daher empfehlen wir regelmäßige
Saison-Warm-ups in einem Fahrsicherheitszentrum, die technische Rundum-Kontrolle und die Investition in eine hochwertige
Schutzausrüstung."
Verkehrsministerin Doris Bures möchte vor allem das Verantwortungsbewusstsein der Bikerinnen und Biker stärken:
"Ebenso wichtig wie eine ausgezeichnete Ausbildung und eine gute Infrastruktur ist die perfekte Beherrschung
des Motorrads. Wenn die letzte Ausfahrt bereits länger zurückliegt, muss man sich langsam wieder an das
alte Niveau herantasten. Übung macht den Meister und das gilt für Jung und Alt gleichermaßen. Der
beste Unfallschutz ist noch immer eine gute Selbsteinschätzung und eine defensive Fahrweise. Immerhin könnte
fast ein Drittel der fremdverschuldeten Unfälle durch gekonntes Bremsen und richtiges Reagieren in brenzligen
Situationen verhindert werden."
Verkehrsministerin Doris Bures gibt darum allen Motorradfahrerinnen und -fahrer eine Sicherheits-Broschüre
mit auf den Weg in die heurige Bike-Saison. Die Broschüre des Bundesministerium für Verkehr, Innovation
und Technologie (BMVIT) fasst neben den wichtigsten Regeln für eine sichere Fahrt auch viele interessante
Tipps und Tricks für Gruppenausfahrten, Fahrten mit dem Sozius und brenzlige Situationen zusammen. Die Sicherheitstipps
des BMVIT wurden in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit, ARBÖ, ÖAMTC und der
Arge2Rad erstellt.
Erhältlich ist die Broschüre im Servicebüro des BMVIT unter
http://www.bmvit.gv.at/motorrad
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