Präsentation der Ecostra-Studie
Innsbruck (rms) - Innsbruck ist nicht nur die größte Stadt des Landes Tirol, sondern auch das
dominierende wirtschaftliche Zentrum Westösterreichs. Gemeinsam mit dem deutschen Wirtschafts- und Standort-Beratungsunternehmen
Ecostra hat die Stadt Innsbruck nun eine Wirtschaftsflächenbedarfsanalyse durchgeführt, in der Vor- und
Nachteile des Standortes erhoben und die mögliche Erweiterungsfläche Rossau-Süd besonders berücksichtigt
wurde.
Die für Wirtschaft zuständige Bürgermeisterin Mag.a Christine Oppitz-Plörer, Stadtrat Mag.
Gerhard Fritz und Christian Kapferer (Referat Wirtschaft und Tourismus) stellten die Ergebnisse der Analyse gemeinsam
mit den beiden Ecostra-Experten Dr. Joachim Will und Dipl.-Geogr. Jahn Schwarze am 15.05. im Rahmen eines Pressegespräches
vor, bei dem auch Wirtschaftskammer-Bezirksobfrau KR Regina Stanger anwesend war.
„Diese Studie hat uns nicht nur gezeigt, dass die Unternehmen in Innsbruck sehr großes Vertrauen in den Standort
Innsbruck haben, sondern dass die Stadt die vorhandenen Möglichkeiten nutzen muss, um weitere Wirtschaftsflächen
zu schaffen“, so Bürgermeisterin Oppitz-Plörer. „Wir brauchen klare politische Lösungen, um auf
die zukünftigen Entwicklungen der einzelnen Wirtschaftsgebiete richtig und bedarfsorientiert reagieren zu
können.“
„Die Ergebnisse dieser Studie sind für uns ein klarer Auftrag und eine Herausforderung, der wir uns gemeinsam
mit wichtigen Partnern wie der Wirtschaftskammer stellen müssen“, so der für Stadtentwicklung zuständige
Stadtrat Fritz. „Wir sehen uns auch darin bestätigt, dass es bei den Gewerbegebieten nicht nur um die erforderlichen
Grundflächen geht, sondern auch um deren Attraktivität und die infrastrukturellen Gegebenheiten.“
„Ich bin sehr froh, dass uns diese Studie nicht nur eine gute Übersicht über den Ist-Zustand ermöglicht,
sondern auch konkrete Aufgaben definiert“, so WK-Bezirksobfrau Regina Stanger. „Gerade hinsichtlich der Genehmigungsverfahren
können die Stadt Innsbruck und die Wirtschaftskammer sicherlich noch enger zusammenarbeiten und so im Sinne
der Unternehmen Erleichterungen schaffen.“
Rege Beteiligung seitens der Innsbrucker Unternehmen
Als Grundlage der Studie wurden die einzelnen Wirtschaftsgebiete im Detail analysiert und anhand spezieller
Modelle der zukünftige quantitative Wirtschaftsflächen-Bedarf erhoben. Insgesamt fünf Wirtschaftsgebiete
wurden im Stadtgebiet festgestellt: Neben der Rossau die Hallerstraße, Wilten Süd (Westbahnhof), Bachlechnerstraße
und die Innenstadt. Im Bereich der Universität Technik West wurde zudem ein Potenzialgebiet ausgemacht.
Wesentliches Element der Ecostra-Studie war eine Online-Befragung, die an rund 4.500 in Innsbruck ansässige
Unternehmen adressiert war und mit Unterstützung der Wirtschaftskammer Tirol durchgeführt wurde. Rund
670 Unternehmen – also rund 15 Prozent – beantworteten die Fragen, was „eine ungewöhnlich hohe Rücklaufquote
darstellt“, so Dr. Joachim Will. „Hier zeigte sich schon, dass seitens der Wirtschaftstreibenden großes Interesse
zur Teilnahme an der Studie vorhanden war.“ Die Rücklaufquote würde bei Online-Befragungen normalerweise
nur fünf Prozent betragen, so Will.
Wirtschaftsstandort unter der Lupe
Der Großteil der befragten Unternehmen ist der Umfrage entsprechend mit den Entwicklungstendenzen in Innsbruck
zufrieden: Sowohl die Umsätze als auch die Anzahl der MitarbeiterInnen sind bei den meisten Betrieben seit
dem Jahr 2000 deutlich gestiegen. Auch für die nächsten zehn Jahre erwartet die Mehrheit der Unternehmen
eine positive Entwicklungstendenz.
Besonders gut bewerteten die Unternehmen am Standort Innsbruck etwa die Nähe zu Bildungseinrichtungen,
die Auswahl an Freizeitmöglichkeiten, das kulturelle Angebot, die Vielfalt an Tagungsmöglichkeiten sowie
das Image der Stadt und die Naherholungsmöglichkeiten bzw. die Natur. „Auch hier haben wir eine außerordentlich
positive Bewertung der Standortfaktoren, besonders im Vergleich zu ähnlichen Studien, die wir bisher durchgeführt
haben“, so Ecostra-Experte Jahn Schwarze. Analog zum Schulnotensystem wurden allerdings die Verfügbarkeit
von Wohnflächen sowie die zeitliche Dauer von Genehmigungsverfahren mit 3,1 bzw. 3,3 nur durchschnittlich
bewertet. Allerdings sind die meisten Unternehmen mit dem Wirtschaftsstandort Innsbruck mehr als zufrieden und
sehen zu ihrem eigenen Standort keine adäquate Alternative.
Hinsichtlich der Erhebung des quantitativen Flächenbedarfs bediente sich die Studie zum einen der Unternehmensbefragung,
als auch des GIFPRO-Modells, der bekanntesten Gewerbe- und Industrieflächenprognose im deutschsprachigen Raum.
Zusammengefasst wird demnach der Bedarf an zusätzlichen Wirtschaftsflächen bis 2022 auf rund 18 Hektar
netto steigen.
Grundlegendes Merkmal der Tiroler Landeshauptstadt ist, dass die topographischen und naturräumlichen Gegebenheiten
das Angebot an bebaubaren Flächen stark limitieren. Die planungsrechtlich gewidmeten, aber noch ungenutzten
Wirtschaftsflächen belaufen sich im Stadtgebiet gesamt zwar auf rund 35,3 Hektar, de facto ist aber ein Teil
dieser Flächen nicht tatsächlich am Markt verfügbar – insbesondere aufgrund von Eigentumsverhältnissen,
des Flächenzuschnitts, der Preisgestaltung oder von Nutzungskonflikten (speziell gegenüber Wohnbaunutzung).
Großes Potenzial in Rossau-Süd und im Westen
Potenzial erkennt Ecostra einerseits im Bereich der Universität Technik West, wo Zentren für High-Tech-Unternehmen
bzw. Spin-Off-Betriebe der Universität geschaffen werden könnten, andererseits in der Rossau-Süd.
Die Rossau, mit etwa 150 Hektar das größte Wirtschaftsgebiet der Stadt, verfügt theoretisch über
die größten Reserveflächen (rund 13,5 Hektar Nettobaufläche). Eine gute Verkehrsanbindung,
der hohe Bekanntheitsgrad, zahlreiche Synergieeffekte und ein relativ geringes Konfliktpotenzial bieten viele Entwicklungs-
und Expansionsmöglichkeiten – allerdings nur, solange ein abgestimmtes Konzept und eine vorausschauende Liegenschaftspolitik
für den gesamten Wirtschaftsraum Innsbruck betrieben wird.
Als Schlussfolgerung kommt die Studie zum Ergebnis, dass Schwerpunkte unterschiedlicher Nutzung der Flächen
entwickelt werden müssen. Ein Hauptaugenmerk sollte zudem darauf liegen, aktiv zusätzlich Gewerbeflächen
(vor allem in der Rossau-Süd) verfügbar zu machen, um dadurch kommunale Steuerungsmöglichkeiten
zu erhalten. Die schwierige Aufgabe besteht aber vor allem darin, einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Flächenansprüchen
(z. B.: Gewerbe versus Wohnen) bei einem insgesamt limitierten Angebot zu finden.
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