Evangelische Kirche in der Steiermark startet PR-Kampagne – Bis zum Reformationstag sollen
neue Zielgruppen angesprochen werden
Graz (epdö) - "Frauen haben hier nix zu melden", "Hier gibt es nix zu trinken"
und "Pfarrer verstehen nix vom Leben" - mit provozierenden, kurzen Botschaften möchte die Evangelische
Kirche in der Steiermark auf sich und ihr reichhaltiges Angebot aufmerksam machen. Unter dem Kampagnen-Slogan "So!
kann Kirche" sollen dabei in erster Linie 25- bis 40-jährige Menschen angesprochen werden. "Unsere
Zielgruppe sind vor allem Menschen, die keiner Kirche mehr angehören - oder jedenfalls keine Beziehung mehr
zu ihrer Kirche haben. Wir möchten ihre Aufmerksamkeit erregen, sie neu ins Nachdenken bringen und ihnen die
Möglichkeit geben, möglichst niederschwellig auch mit uns ins Gespräch zu kommen", sagte Superintendent
Hermann Miklas bei der Pressekonferenz zum Start der Kampagne am 15.05. in Graz. Die dreiteilige Kampagne wolle
"provozieren, einladen und informieren". Gleichzeitig soll sie, wie Miklas betonte, "einem antiquierten
und verstaubten Bild von Kirche entgegenwirken, das es so in der Wirklichkeit schon längst nicht mehr gibt".
"Die Evangelische Kirche in der Steiermark stellt sich mit dieser PR-Kampagne in die Welt. Wir wollen uns
bei jenen Menschen ins Gespräch bringen, die kritisch auf der Suche nach Perspektiven sind, die Lust am Fragen
und Diskutieren haben - und dies, ohne vorgefertigte Antworten zu erwarten", erklärte Helga Rachl, Pressereferentin
der Superintendentur Steiermark und verantwortliche Projektleiterin der Kampagne. Hintergrund sei die Beobachtung,
dass immer weniger Menschen in der Steiermark der Evangelischen Kirche angehörten oder über die Reformation
Bescheid wüssten. Mit der neuen Kampagne, die sich über sechs Monate erstreckt, sollen neue Wege beschritten
und der Blick über den Tellerrand hinaus gewagt werden. Dabei richte sich die Aktion, wie Superintendent Miklas
ausführte, ausdrücklich nicht gegen die Katholische Kirche, vielmehr gebe es bewusst "Begegnungspunkte".
Während die Evangelische Kirche auf das Reformationsjubiläum 2017 zugehe, bereite sich die Katholische
Kirche auf das Jubiläum "800 Jahre Diözese Graz-Seckau" im Jahr 2018 vor. "Beiden Kirchen
war es von Anfang an ein Anliegen, dass unsere zwei parallelen Aktionen nicht als gegeneinander gerichtet verstanden
werden wollen - und auch in der Öffentlichkeit nicht verstanden werden dürfen. So sind sie miteinander
akkordiert", berichtete Miklas. Gerade für eine Minderheitskirche wie die evangelische sei es notwendig,
das eigene Profil einzubringen: "Das ist einer gegenseitigen freundschaftlichen Gesprächskultur keinesfalls
abträglich, sondern wirkt sich meist sogar befruchtend aus. Und die Öffentlichkeit hat ein Recht, sowohl
etwas über die je eigenen Profile der verschiedenen Kirchen zu erfahren als auch über das, was uns eint."
Kampagne wurde "typisch evangelisch von unten herauf" entwickelt
"Ein erstes Rohkonzept zur Kampagne wurde der Kirchenleitung vor rund einem Jahr vorgelegt und in Folge dem
Kirchenparlament vorgestellt", erzählte Rachl. Alle Pfarrgemeinden waren eingeladen, an der Kampagnenentwicklung
mitzuarbeiten und eigene Ideen einzubringen. Rachl: "Die pfarrgemeindliche Teilhabe war - ganz der evangelischen
Tradition der Beteiligung entsprechend - enorm." So wurde in monatelanger Feinarbeit an der "evangelischen
Marke" gefeilt, es entstand eine "typisch evangelische" Kampagne, die "von unten herauf"
entwickelt wurde. Mit dem heutigen Tag würde die so genannte "Irritationsphase" beginnen: Mit provozierenden
Slogans soll zum Nachdenken angeregt werden. In der anschließenden Informationsphase von Ende Juni bis Mitte
September erfolgt die Auflösung der irritierenden Provokationen. Die dritte vertiefende Phase startet Mitte
September und endet am Reformationstag mit einer großen Abschlussveranstaltung.
"Wir sehen in dieser Aktion die Möglichkeit, als Pfarrgemeinden weiter zusammenzuwachsen, indem wir miteinander
etwas in unserer Region positiv gestalten", sagte Pfarrerin Evelyn Bürbaumer vom Gemeindeverband Fürstenfeld/Deutsch
Kaltenbrunn. "Die Kampagne wurde durchwegs positiv aufgenommen - sie war und ist auch sehr professionell vorbereitet.
Es macht Freude, dabei mitzutun und zu überlegen, welcher Gestaltungsrahmen sich in unserer Region und den
Gemeinden bietet." Sie selbst findet die Kampagne sehr gelungen und lobte bei der Pressekonferenz das Zustandekommen
der Aktion sowie die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und den einzelnen zuständigen Gremien.
"Als ich gefragt worden bin, habe ich zunächst gezögert. Denn auf einem Plakat - vielleicht sogar
mitten in dem Ort, an dem ich mit meiner Familie wohne - in überdimensionaler Größe abgedruckt
zu werden, ist nicht jedermanns Sache. Will ich das wirklich?, habe ich mich gefragt und mir Bedenkzeit erbeten",
berichtete Pfarrer Paul Nitsche aus Graz. Im Rahmen der Informationsphase soll er mit seinem Gesicht auf einem
Plakat Werbung für die Kirche machen.
Nähere Informationen zur Kampagne sollen in Zeitungen, dem Internet und speziell den sozialen Medien verbreitet
werden.
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