Verunsicherungen wie die Zypern-Krise belasten die Stimmung unter Österreichs Produzenten
und Konsumenten im April
Wien (bank austria) - Im ersten Quartal 2013 blieb die erwartete Erholung der heimischen Wirtschaft aus.
Auch zu Beginn des zweiten Quartals hat sich der trübe Konjunkturhimmel noch nicht aufgeklart. „Der Bank Austria
Konjunkturindikator hat die recht ermutigende Entwicklung der vergangenen Monate nicht fortsetzen können und
ist im April auf das Niveau vom Jahresbeginn zurückgefallen. Nach zwei Monaten im positiven Bereich erfolgte
zu Beginn des zweiten Quartals die Korrektur auf minus 0,1 Punkte“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Der aktuelle Rückgang des Bank Austria- Konjunkturindikators sei jedoch nicht überzubewerten, sondern
vielmehr als temporärer Ausreißer zu sehen. „Die im Indikator enthaltenen Stimmungskomponenten wurden
durch neue Verunsicherungen in Europa, insbesondere durch die Zypern-Krise, belastet“, meint Bruckbauer und ergänzt:
„Doch diese belastenden Faktoren haben sich mittlerweile aufgelöst, so dass sich die Einschätzung der
Geschäftsaussichten in der kommenden Umfragen wieder verbessern wird.“
Hinter dem Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators im April steht eine einheitliche und klare Bewegung
aller Teilkomponenten nach unten. „Die Stimmung sowohl unter den österreichischen Verbrauchern als auch, angesichts
eines schwierigen europäischen Umfelds, der heimischen Produzenten hat sich zu Beginn des zweiten Quartals
eingetrübt. Aktuell wird die Lage wieder ähnlich zurückhaltend, wie zu Beginn des Jahres, eingeschätzt“,
fasst Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl zusammen. Die angespannte Situation am Arbeitsmarkt dämpft
die Zuversicht der heimischen Konsumenten, auch wenn die Arbeitslosenquote mit 4,7 Prozent weiterhin die niedrigste
im europäischen Vergleich ist. Zudem hat die Verunsicherung durch die mangelhafte Lösung der Zypern-Krise
sowie der langwierigen Regierungsbildung in Italien die Stimmung insbesondere auch in der Industrie zumindest noch
im April beeinträchtigt.
„Nach der schwachen Entwicklung zu Jahresbeginn wird die Konjunkturflaute auch im zweiten Quartal 2013 anhalten.
Denn Investitionen und Konsum schwächeln im aktuellen Umfeld und die Inlandsnachfrage bleibt die Archillesferse
der österreichischen Wirtschaft“, so Pudschedl. Die Unternehmen halten sich aufgrund der von Unsicherheiten
geprägten Rahmenbedingungen mit Erweiterungsinvestitionen zurück. Der private Konsum leidet unter den
ungünstigen Arbeitsmarkttrends. Der Außenhandel wird diesen Trends in den kommenden Monaten etwas entgegen
wirken. Die Exporte werden aufgrund der flauen Konjunktur in vielen europäischen Ländern nur moderat
wachsen. Gleichzeitig wird sich die Importnachfrage – unterstützt durch niedrigere Rohstoffpreise – noch schwächer
entwickeln, was für einen positiven Beitrag des Außenhandels zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal
sorgen wird. „Unsere ursprüngliche Wachstumseinschätzung für das zweite Quartal 2013 von 0,5 Prozent
zum Vorquartal ist angesichts der anhaltenden Schwäche der Inlandsnachfrage mittlerweile zu optimistisch.
Wir erwarten nur noch maximal einen Anstieg des BIP um etwa 0,2 Prozent“, betont Bruckbauer.
Moderate globale Konjunkturerholung schwappt auf Österreich über
Eine Belebung der österreichischen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte ist zu erwarten, da sich die
Vorzeichen einer baldigen Konjunkturaufhellung in den vergangenen Wochen verstärkt haben. Ein Blick auf die
bereits veröffentlichten BIP-Zahlen für das erste Quartal mit starken Zahlen in den USA und im Vereinigten
Königreich sowie hohem Wachstum in China und anderen asiatischen Märkten zeigt, dass sich die moderate
Erholung der globalen Wirtschaft weiter fortsetzt. Darüber hinaus mehren sich die Anzeichen für eine
Stabilisierung der Wirtschaftslage in der Europäischen Union, auch wenn einige Länder wie Italien und
Frankreich, noch Gegenwind verspüren. Doch die Konjunkturlokomotive Deutschland scheint wieder langsam in
Fahrt zu kommen, wie jüngste Daten zur Industrieproduktion und zur Auftragsentwicklung zeigen. „Die Aussichten
sind günstig, dass die österreichische Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte mit Unterstützung
aus dem Ausland einen verspäteten Konjunkturfrühling erleben wird und dabei die schwächere Entwicklung
der vergangenen Monate teilweise aufholen kann. Trotzdem haben wir unsere Prognose für 2013 leicht auf 0,7
Prozent reduziert. 2014 sollte Österreichs Wirtschaft jedoch wieder mit 1,6 Prozent wachsen können“,
meint Bruckbauer.
Keine weitere Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank erwartet
Angesichts der schwachen Konjunktur, steigender Arbeitslosigkeit und der stockenden Kreditvergabe in Europa hat
die Europäische Zentralbank (EZB) im Mai den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. „Der Zinsschritt der EZB
auf 0,5 Prozent erfolgte etwas früher, dafür genau in dem Ausmaß, das wir erwartet haben. Die Zentralbank
kündigte zudem an, bereit für eine weitere Zinssenkung zu sein. Angesichts der beschränkten Wirksamkeit
konventioneller geldpolitischer Maßnahmen im derzeitigen Umfeld gehen wir davon aus, dass es nicht dazu kommen
wird und der Leitzins bis Ende 2013 unverändert bleibt“, analysiert Bruckbauer. Von größerer Bedeutung
sind die positiven Signale rund um die Umsetzung der Bankenunion, die in Europa zu einer deutlich verbesserten
Stimmung und spätestens gegen Jahresende auch wieder zu etwas mehr Kreditwachstum führen wird. „Weiterhin
werden die zu erwartenden positiven Impulse der Bankenunion auf die Wirtschaft im Euroraum vielfach unterschätzt“,
betont Bruckbauer.
Die durchschnittliche Inflationsrate ist in der Eurozone im April auf 1,2 Prozent im Jahresvergleich gesunken.
In Österreich liegt die Teuerung zwar deutlich höher, befindet sich jedoch ebenfalls, unterstützt
durch sinkende Rohstoffpreise, auf Talfahrt. Noch im Verlauf des zweiten Quartals 2013 wird die Inflationsrate
unter die 2-Prozent-Grenze sinken. Nach durchschnittlich 2,5 Prozent im ersten Quartal haben sich die Chancen erhöht,
dass die Jahresinflation 2013 in Österreich nicht über 2 Prozent liegen wird.
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