Tel Aviv/Wien (rk) - Vom 23. bis 26. Mai 2013 fanden in Tel Aviv zum ersten Mal die "Österreichischen
Kulturtage" statt. Im Zentrum stand das Wienerlied und Hermann Leopoldi. Der Initiatorin und Veranstalterin
Judith Weinmann-Stern war es ein besonderes Anliegen, "den in der dunkelsten Zeit Europas aus Österreich
geflüchteten und vertriebenen Exil-Österreichern die Musik, die sie an ihre unbeschwerte Kindheit und
Jugend erinnert, wieder erklingen zu lassen".
Andreas Mailath-Pokorny eröffnete die Kulturtage in Tel Aviv nicht nur in seiner Funktion als Wiener Kulturstadtrat,
sondern auch als bekennender Leopoldi-Fan, der schon einmal das Wienerliedfestival "Wean Hean" mit einem
Leopoldi-Lied eröffnet hat. Mailath: "Das musikalische Werk von Hermann Leopoldi zählt heute ohne
Zweifel zum wichtigen Kulturgut Wiens und Österreichs. Seine Liedtexte und Melodien sind unerreicht. Dass
die Stadt Wien seit 2010 den Nachlass von Leopoldi in der Wienbibliothek beherbergt, dient nicht nur der Sicherung
der Bestände, sondern ist auch Auftrag zur Vermittlung des Werkes an künftige Generationen. Denn Lieder
leben nur, wenn sie gesungen werden", betonte Mailath in Tel Aviv.
Die Veranstaltungsreihe wurde mit einem Empfang in der Residenz des Österreichischen Botschafters in Tel Aviv,
Botschafter Franz Josef Kuglitsch, eröffnet, bei dem die in Englisch erschienene Biographie von Hermann Leopoldi
von seinem Sohn Ronald Leopoldi präsentiert wurde, musikalisch umrahmt von Timna Brauer und Bela Koreny.
Die Künstler, deren Werke im Rahmen der Österreichischen Kulturtage in Tel Aviv aufgeführt wurden,
waren allesamt Betroffene des NS-Terrors. Ihre Musik war in ihrer Heimat verboten und sie konnten ihr Leben nur
durch eine Flucht ins Exil retten. Hermann Leopoldi war über Jahrzehnte der berühmteste Vertreter des
jüdisch-wienerischen Musikkabaretts. 1958 plante er eine Israel-Tournee mit 10 Konzerten, doch fand diese
wegen Hermann Leopoldis Krankheit und Tod im Juni 1959 nicht mehr statt. 65 Jahre später, zu Leopoldis 125.
Geburtstag, wurde diese Tournee nun "nachgeholt".
"Schön ist so ein Ringelspiel. Hermann Leopoldi: Wien-Buchenwald-New-York" lautete der Titel der
Konzertreihe. Prominente Wiener Künstler wie Andrea Eckert, Heinz Zednik und Bela Koreny standen auf der Bühne
des Felicja Blumental Music Centers in Tel Aviv. Daniel Serafin präsentierte darüber hinaus ein außergewöhnliches
Liedprogramm unter dem Titel "Verboten und Verbannt - Entartete Musik" mit Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy
über Giacomo Meyerbeer bis zu Arnold Schönberg. Den Abschluss der Kulturtage bildete ein Abend mit Werken
von Gerhard Bronner und Georg Kreisler, zwei Künstler, die die österreichische Nachkriegsgeneration mit
gesellschaftspolitisch beißenden Satiren konfrontierten, hinter denen immer auch ihre eigene Erfahrung als
Holocaust-Überlebende und jüdische Remigranten stand.
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