Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und WKÖ-Präsident Christoph Leitl unterzeichneten
am 27. Mai 2013 die zweite Auflage der Kooperationsvereinbarung zwischen Wirtschaft und Polizei im Bereich der
Kriminalprävention.
Wien (bmi) - Im Jahr 2010 fiel der Startschuss für die enge Kooperation zwischen dem Bundesministerium
für Inneres (BMI) und der Wirtschaftskammer Österreich. Das damals geschnürte Fünf-Projekte-Paket
wurde erfolgreich umgesetzt. Nach einer dreijährigen Laufzeit wurden nun neue Themengebiete erarbeitet.
"Das Bundesministerium für Inneres ist der Service-Provider in Sicherheitsbelangen in Österreich
und bietet eine Fülle von Dienstleistungen sowohl für Bürgerinnen und Bürger als auch für
die Unternehmen an", sagte Innenministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner. "Durch einen ständigen Wissenstransfer
zwischen der Wirtschaft und der Polizei können wir präventiv und aktiv agieren", betonte Mikl-Leitner.
Die Wirtschaftskammern sind die gesetzlichen Interessenvertretungen für mehr als 400.000 Unternehmen in Österreich.
Sie fördern die Wirtschaft durch vielfältige Serviceleistungen und unterstützen mit ihrem Know-how
die Unternehmen.
"Unser Interesse ist es, die Sicherheitssituation für unsere Betriebe weiter zu verbessern und damit
unsere Unternehmen bestmöglich vor Schaden durch kriminelle Handlungen zu schützen. Das nun geschnürte
Paket richtet sich zielgenau auf Bereiche, in denen Betriebe von Wirtschaftskriminalität betroffen sind. Wir
vertrauen hier in bewährter Weise auf die gute Zusammenarbeit mit dem Innenministerium und sehen in der nun
erneuerten Kooperation einen wesentlichen Schritt in der Kriminalprävention", betonte der Präsident
der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Dr. Christoph Leitl.
Durch präventive Maßnahmen werden Straftaten nicht nur im Vorfeld verhindert, sondern es wird auch das
Sicherheitsempfinden der Bevölkerung nachhaltig verbessert. "Wir setzen in Österreich derzeit rund
800 Präventionsbeamtinnen und -beamte ein. Im Vorjahr haben diese Expertinnen und Experten über 310.000
Personen beraten", betonte Mikl-Leitner. "Unsere Kernaufgabe ist es, diese Tätigkeiten der Kriminalprävention
den gesellschaftlichen, den wirtschaftlichen, aber auch den kriminellen Veränderungen ständig anzupassen."
Aus diesem Grund wurde das Kooperationsabkommen aus dem Jahr 2010 evaluiert und adaptiert und es wurden vom WKÖ
und dem BK folgende neue Projekte erarbeitet:
1. "Sicherheitsoffensive für Juweliere"
Voriges Jahr ereigneten sich in Österreich 31 Raubüberfälle auf Juweliergeschäfte. Davon
konnten 19 Fälle geklärt werden. 18 der 31 Überfälle gingen auf das Konto der "Pink-Panthers".
Davon wiederum sind 14 Überfälle geklärt.
Im Rahmen dieser bewusstseinsbildenden Initiative finden Schulungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Juwelierbetriebe
durch Präventionsbeamtinnen und -beamte der Landeskriminalämter statt. Dabei soll beispielsweise durch
spezielle Trainings das richtige Verhalten bei einem Überfall erlernt und verinnerlicht werden.
2. "Broschüre Internetdelikte"
Aufgrund der oft nicht erkannten, steigenden Gefahrenpotenziale bei der Nutzung elektronischer Dienste wie
Internet, Apps etc. soll insbesondere durch eine zielgruppenspezifische Broschüre ein wesentlicher Beitrag
zur Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen geleistet werden. Wirtschaftstreibenden
sollen anhand von Fällen beim Erkennen von Betrugsmustern unterstützt werden – unter anderem mit Checklisten.
3. "Branchenprojekt Chemie"
Aufgrund nationaler und internationaler Erfordernisse wird im Rahmen dieses Branchenprojektes für den
Bereich der so genannten Vorläuferstoffe für Suchtmittel und Explosivstoffe einerseits die Kooperation
zwischen der Exekutive und den Vertretern der chemischen Industrie institutionalisiert und andererseits werden
Wirtschaftstreibende entsprechend sensibilisiert. Ziel dieses Vorhabens ist die Verhinderung der Abzweigung von
Chemikalien zur Herstellung von Suchtmitteln bzw. Explosivstoffen.
4. "Wirtschafts- und Industriespionage – Roadshow"
Durch stetige Informationsweitergabe soll bei gefährdeten Unternehmen Bewusstseinsbildung hinsichtlich
möglicher Gefahren durch Wirtschafts- und Industriespionage geschaffen werden. Neben der Sensibilisierung
hinsichtlich der technischen Bedrohung steht vor allem die Rolle der Mitarbeiter als Träger von Know-how im
Vordergrund. Anhand aktueller Fallbeispiele und Bedrohungsszenarien soll geübt und die daraus gewonnenen Erfahrungen
sollen in ein ganzheitliches, gemeinsames Umsetzungskonzept integriert werden.
5. "SMS-Info-Service-Evolution"
Das Projekt "SMS-Info-Service" für Klein- und Mittelunternehmen soll ausgebaut werden. Derzeit
werden die Geschäftsleute auf freiwilliger Basis von der Polizei mittels Kurzmitteilungen über sicherheitsrelevante
Vorfälle informiert, etwa wenn Laden- oder Taschendiebe unterwegs sind.
Im Jahr 2012 wurden im Rahmen dieses Dienstes von der Polizei in Österreich 1.120 SMS versandt. Auf diese
Weise wurden vor allem Unternehmen in Geschäftsstraßen informiert. In Wien nutzen derzeit 3.506 registrierte
Mitglieder dieses Service. Das Projekt wird nun evaluiert und um zusätzliche Funktionalitäten erweitert.
Mit einem Technologiepartner wird ein Prototyp entwickelt.
6. "Sicherheits- und Notfall-App für Unternehmen"
Mit einer Sicherheits- und Notfall-App sollen den Unternehmen und deren Mitarbeitern Handlungsanleitungen (u.
a. durch Checklisten) für Notfallsituationen, sowie Kontaktmöglichkeiten rasch zur Verfügung gestellt
werden. Die dadurch erreichte Bewusstseinsbildung für richtiges Verhalten in Notfällen trägt zur
Hebung des Sicherheitsgefühls österreichischer Unternehmen bei.
|