Linz: Sozialberatung Kompass

 

erstellt am
23. 05. 13
14.00 MEZ

6.500 LinzerInnen 2012 unterstützt und beraten
Mit dem neuen, 2011 verabschiedeten Sozialprogramm definiert sich Linz als Lebensstadt, die ihren BewohnerInnen bestmögliche Entwicklungsmöglichkeiten bietet, in schwierigeren Lebenslagen aber mit Rat und Tat zur Seite steht. Eine besondere Anlaufstelle dafür sind die dezentralen Sozialberatungsstellen Kompass. Hier erhalten LinzerInnen ab 18 Jahren allgemeine, kostenlose, vertrauliche und auf Wunsch auch anonyme Sozialberatung. „Aus der Jahresbilanz dieser Beratungstätigkeit lässt sich auch am leichtesten ablesen, wo die LinzerInnen der Schuh wirklich drückt,“ so der Sozialreferent der Stadt Linz, Vizebürgermeister Klaus Luger.

6.450 LinzerInnen suchten 2012 Rat und Beistand bei den Kompassstellen, das sind moderate zwei Prozent mehr als im Jahr davor. Verändert hat sich aber die Gewichtung der Fragestellungen. Während 2010 noch fast 72 Prozent und 2011 rund 71 Prozent Fragen zu Pflege und Betreuung hatten, waren es 2012 „nur“ noch 67 Prozent. Zu diesem Bedarfsfeld zählt das Organisieren von Mobilen Diensten sowie die Beratung und Bedarfserhebung für einen Platz in einem Linzer Seniorenzentrum. An zweiter Stelle folgen Hilfeersuchen bei finanziellen Schwierigkeiten.

Diese weisen in den vergangenen Jahren eine stark steigende Tendenz auf: von gut 17 Prozent im Jahr 2010 auf rund 22 Prozent 2012. Ebenfalls noch bemerkenswert ist der Anteil der Anfragen bei Wohnproblemen und Delogierungsgefahr, der sich kostant um sieben Prozent bewegt. Dabei konnte immerhin bei 89 Prozent der von Delogierung betroffenen Einzelpersonen und bei 97 Prozent der gefährdeten Familien eine Abwendung der Delogierung erreicht werden.

Fast 2.400 Hausbesuche wurden von den MitarbeiterInnen vergangenes Jahr absolviert. Dabei ging es vor allem darum, die Bedarfe an Mobilen Diensten zu erheben. In einigen Fällen kam es zur Unterstützung bei der Heimbewerbung oder der Pflegegeldeinstufung.

„Die Sozialberatungsstellen der Stadt sind eine wichtige Anlaufstelle für die LinzerInnen bei persönlichen Problemen oder Fragestellungen, die einfach überfordern. Dass diese Hilfe notwendig ist und ankommt, zeigen die 6.500 Personen, die 2012 die Sozialberatung kontaktierten. Die bestens ausgebildeten Kompass-MitarbeiterInnen haben viel Verständnis für alle Lebenssituationen und helfen professionell und schnell, auf Wunsch auch komplett anonym“, meint Vizebürgermeister Klaus Luger.

Sozialberatungsstellen Kompass
Die Sozialberatungsstellen Kompass wurden nach den Vorgaben des oberösterreichischen Sozialhilfegesetzes (OÖ SHG 1998) eingerichtet. Damit sind sie Anlaufstellen für Hilfe suchende Personen mit Beratungs-, Unterstützungs-, Versorgungs- und Pflegebedarf. Zielgruppen stellen insbesondere alte, kranke oder behinderte Menschen und/oder deren Angehörige dar. Die Aufgabengebiete und Leistungen von Kompass sind sehr umfangreich und umfassen Informationen über die gesamten regionalen Hilfsangebote, wie zum Beispiel Mobile Dienste oder stationäre Pflege, Familienhilfe, psychologische Beratung, Clubs Aktiv, die Vermittlung an spezialisierte Einrichtungen des sozialen Netzes und Frauenberatung.

Insgesamt wurden im Jahr 2012 exakt 6.454 Personen von den Beratungsstellen betreut, das sind rund zwei Prozent mehr als im Jahr 2011. Die Anzahl der weiblichen und männlichen KlientInnen blieb konstant. Rund 64 Prozent waren Frauen, 35 Prozent Männer. Für die Beratungsleistungen stehen bei Kompass 18 MitarbeiterInnen zur Verfügung, die 2012 insgesamt fast 2.400 Hausbesuche absolviert haben. Dies sind rund vier Prozent weniger Besuche als im vorangegangenen Jahr.

2012: starke Zunahme bei finanziellen Hilfeansuchen
Die Kompass-Beratungsstellen sind eine Anlaufstelle für alle sozialen Themen, wie beispielsweise Fragen der Existenzsicherung, Mietrückstände oder Schuldenprobleme. Neben Information und Beratung werden Klientinnen bei Bedarf auch zu anderen in Linz zuständigen und spezialisierteren Institutionen oder Sozialvereinen weitervermittelt. Häufig werden auch KlientInnen in die Beratung übernommen, für die keine andere passende Stelle zuständig ist. Auffallend 2012 ist der abnehmende Anteil der Nachfragen zu Pflege und Betreuung (vier Prozentpunkte), während offenbar finanzielle Schwierigkeiten in der Bevölkerung zunehmen. Zumindest lässt diesen Schluss die Entwicklung in den wichtigsten Bedarfsfeldern zu:

Pflege und Betreuung: am stärksten nachgefragt, aber anteilsmäßig rückläufig
Die Sozialberatungsstellen bilden die städtische Steuerungsinstanz für den Zugang zu Seniorenheimen und zu den Mobilen Diensten, wie beispielsweise das Essen auf Rädern oder eine Altenbetreuung. Durch diese zentrale Steuerung wird sichergestellt, dass die Angebote auch bedarfsgerecht in Anspruch genommen werden können.
SeniorInnen erhalten bei Kompass Beratung und Unterstützung in allen Fragen betreffend Betreuung und Pflege, Soziales und Finanzen. Die demografischen Situation und die beschriebenen Steuerungsaufgaben dürften ausschlaggebend dafür sein, dass rund zwei Drittel der Beratungsgespräche im SeniorInnenbereich anfallen.

In mehr als 1000 Beratungsgesprächen ging es um einen konkreten Antrag auf Heimaufnahme. In 98 Prozent dieser Fälle endete die Beratung, weil der Beratungsbedarf positiv gedeckt werden konnte. Für die Vergabe eines Pflegeheimplatzes müssen die Betroffenen, Angehörigen oder auch das Krankenhaus bei der Sozialberatungsstelle den Bedarf anmelden. Die SozialarbeiterInnen schätzen den Pflegebedarf, zumeist bei einem Hausbesuch, durch ein eigens dafür entwickeltes Objektivierungssystem ein. Die AntragstellerInnen werden entsprechend ihrer Pflegebedürftigkeit gereiht. Die Aufnahme in den Linzer Seniorenzentren erfolgt dann entsprechend dieser Reihung, unabhängig von der Pflegegeldleistung, nach Maßgabe freier Kapazitäten.

In etwas weniger als 1000 Beratungsgesprächen ging es um einen konkreten Antrag auf Unterstützung durch einen Mobilen Dienst. Hier konnte immerhin in 95 Prozent die laufende Beratung durch positive Bedarfsdeckung beendet werden.

Finanzielle Angelegenheiten nehmen stark zu
Beinahe jede vierte Beratung in den Kompass-Stellen drehte sich 2012 um schwierige finanzielle Lebenslagen, eine deutliche Erhöhung gegenüber den vorangegangenen Jahren. Alle LinzerInnen können sich mit Problemen in finanziellen Belangen vertraulich an die MitarbeiterInnen von Kompass wenden und erhalten individuelle Beratung und ausführliche Informationen. Mit der Erarbeitung von persönlichen Lösungsansätzen erhalten die Betroffenen eine nachhaltige Hilfe. Dabei stellt natürlich das Organisieren von finanziellen Mitteln einen Kernbereich dar. Angesichts der Entwicklungen bei der Mindestsicherung ist davon auszugehen, dass der Anteil der Beratungen in diesem Bereich zunehmen wird. Wie die Arbeitslosenzahlen lag auch die Zahl der BezieherInnen von Mindestsicherung im ersten Quartal 2013 deutlich über den Werten des Vorjahres:

Delogierungsprävention wirkt: 97 Prozent der betroffenen Familien vor Delogierung bewahrt
Besonders erfolgreich waren die Kompass-MitarbeiterInnen 2012 bei den Beratungen vor drohendem Wohnungsverlust oder Delogierungsverfahren. 546 gerichtliche Delogierungsmeldungen erhielt die Sozialberatungsstelle im vergangenen Jahr, ähnlich wie in den Jahren davor. 366 Meldungen betrafen Einzelpersonen, 180 Familien. Nach einer Kontaktaufnahme mit diesen Personen durch Kompass gab es bei 279 Fällen eine aktive Betreuung, vor allem bei allen betroffenen Familien. Gerade dort zeigte auch der Einsatz der Sozialberatung besonders seine positive Wirkung: 97 Prozent der Familien mit Kindern konnten vor einer Delogierung bewahrt werden. Und auch bei neun von zehn betreuten Einzelpersonen gelang die Abwendung des Wohnungsverlustes. Gegenüber dem Vorjahr verbesserte sich die Quote gar um 7 Prozentpunkte!

Die bisheriger Erfahrung in der Delogierungsprävention zeigt, dass ein gemeinsam erarbeiteter Lösungsweg umso eher erfolgreich ist, je früher jemand seine Notlage erkennt und die Beratungsstelle aufsucht. Sind Familien mit Kindern involviert, wird durch eine so genannte nachgehende Sozialarbeit besonders auf eine nachhaltige Stabilisierung der Lebenssituation hingearbeitet. Die Unterstützung gilt auch bei Verwahrlosung, wo mit den KlientInnen Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen erarbeitet werden.
Dezentrale Anlaufstellen

18 MitarbeiterInnen kümmern sich derzeit in den vier Sozialberatungsstellen um die Anliegen der LinzerInnen. Durch die Aufteilung in die Bereiche Linz-Nord, Ost und Süd sind die sozialen Anlaufstellen für alle LinzerInnen gut erreichbar. Im Neuen Rathaus befinden sich aufgrund der großen Nachfrage zwei Beratungsstellen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Eine Beratung ohne vorherige Anmeldung ist immer dienstags von 9 bis 12.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 16.30 Uhr möglich. Andere Terminwünsche können problemlos telefonisch vereinbart werden.

Serviceorientierte Stadtteilbüros: Bündelung der städtischen Leistungserbringung
Der Linzer Gemeinderat hat mit dem Sozialprogramm 2011 eine bedarfsorientierte Ausweitung neuer Stadtteilbüros beschlossen. Diese Einrichtungen sollen in Stadtvierteln neue Angebote, positive Impulse sowie Vernetzungsaktivitäten zur bürgerInnennahen Lösung von Anliegen ermöglichen. Zahlreiche Leistungen des Magistrates und der Unternehmensgruppe Stadt Linz, zum Beispiel Sozialberatung, Hilfe bei Pflege- und Betreuungsbedarf, Erziehungshilfe, bedarfsorientierte Mindestsicherung, GWG-Hausverwaltung und anderes werden dort bürgernah und unter einem Dach angeboten. Zusätzlich werden GemeinwesenarbeiterInnen in einem multiprofessionellen Team im Stadtteilzentrum und auf den Straßen die sozialen Prozesse im Stadtteil mit geeigneten Maßnahmen unterstützen.

Das erste dieser neuen Stadtteilzentren öffnete am 6. Mai 2013 im Volkshaus Auwiesen seine Tore und bietet seither den BewohnerInnen ein umfassendes Serviceangebot direkt vor Ort. Situiert im zentral gelegenen Volkshaus, ermöglicht die neue Einrichtung die leichte Erreichbarkeit für alle BewohnerInnen aus Auwiesen, Kleinmünchen, Kleinwörth und Schörgenhub.

 

 

 

Informationen: http://portal.linz.gv.at/Serviceguide/viewChapter.html?chapterid=121913

 

 

 

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