Bund erhält inklusive Körperschaftsteuer 349 Mio Euro
Wien (oenb) - Das erwirtschaftete Ergebnis der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) erhöhte sich im
Bilanzjahr 2012 um 55% auf 988 Mio Euro (2011: 638 Mio Euro). „Damit hat die OeNB trotz der schwierigen globalen
Rahmenbedingungen insgesamt gut gewirtschaftet“, führte OeNB-Präsident Raidl bei einer Pressekonferenz
im Anschluss an die Generalversammlung aus. „Allerdings musste aufgrund der gestiegenen Risiken erneut eine höhere
Dotierung der Risikorückstellung im Ausmaß von 626 Mio Euro vorgenommen werden. Die Risikorückstellung
beträgt nunmehr 2,55 Mrd Euro.“ OeNB-Gouverneur Nowotny wies darauf hin, „dass neben den traditionellen Risiken
von Zentralbanken, nämlich den Fremdwährungs- und Zinsrisiken, auch die Kreditrisiken weiter zunehmen.
Der Anstieg der Risiken resultiert vor allem aus der Teilnahme an der einheitlichen Geldpolitik des Eurosystems
und den geldpolitischen Sondermaßnahmen. Die OeNB kann diese Risiken nicht selbst steuern, trägt sie
jedoch mit ihrem Kapitalanteil an der EZB in Höhe von rund 2,8% mit.“
Das geschäftliche Ergebnis der OeNB betrug im Jahr 2012 377 Mio Euro und stieg gegenüber 2011 (249 Mio
Euro) um 51%. Das ist das beste Geschäftsergebnis seit 2005. Für Gouverneur Nowotny waren dafür
mehrere Faktoren ausschlaggebend: „Erstens erhöhten sich die Zinserträge – die traditionell wichtigste
Ertragskomponente einer Zentralbank – um 21% auf 1.016 Mio Euro. Dies ist unter anderem auf die höheren Zinserträge
aus den im Rahmen des im Eurosystem lancierten Programms für die Wertpapiere (SMP – Securities Markets Programme)
angekauften Wertpapieren sowie auf die höhere Inanspruchnahme der längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte
zurückzuführen. Zweitens legte das Reservenmanagement der OeNB angesichts der hohen Unsicherheit auf
den Finanzmärkten weiterhin das Augenmerk auf den Werterhalt der Finanzanlagen, was dazu beitrug, dass es
sowohl bei den Fremdwährungen als auch bei den Wertpapieren nur zu geringen Abschreibungen im Ausmaß
von rund 3 Mio Euro kam.“
Der Bund erhält vom geschäftlichen Ergebnis 349 Mio Euro (2011: 231 Mio Euro), wovon 94,3 Mio Euro auf
die Körperschaftsteuer und 254,7 Mio Euro auf den 90%igen Gewinnanteil des Bundes nach Steuer entfallen. Der
Bilanzgewinn beträgt 28,3 Mio Euro, nach 18,7 Mio Euro im Jahr 2011.
Die Generalversammlung hat heute beschlossen, davon 1,2 Mio Euro für die Ausschüttung einer 10%igen Höchstdividende
auf das Grundkapital von 12 Mio Euro an den Alleineigentümer Bund und 10 Mio Euro als Zuweisung von Förderungsmitteln
an den OeNB-Jubiläumsfonds zur Förderung der Forschungs- und Lehraufgaben der Wissenschaft zu verwenden.
Die verbleibenden 17,1 Mio Euro werden der Gewinnglättungsrücklage zugeführt.
Die Personalaufwendungen stiegen im Jahr 2012 auf 131 Mio Euro (2011: 125 Mio Euro). Dies resultiert zum einen
daraus, dass rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Fairnessgründen in ein OeNB-Dienstverhältnis
übernommen wurden. Zum anderen wurde das Personal der Bankenaufsicht weiter aufgestockt und die gesetzlichen
Sozialaufwendungen sind gestiegen. „Mit der Übernahme eines Teils der externen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
gelang eine Gleichstellung der Belegschaft und eine höhere Kostentransparenz“, so Gouverneur Nowotny.
Die Übernahme des Fremdpersonals reduzierte den Sachaufwand, in dem die Leiharbeitskräfte bisher erfasst
wurden. Der Sachaufwand verzeichnete im Jahr 2012 insgesamt dennoch einen moderaten Anstieg auf 84 Mio Euro (2011:
79 Mio Euro), der auf notwendige höhere Reparatur- und Instandhaltungsaufwendungen sowie auf Mehrausgaben
bei der Geldbearbeitung zurückzuführen ist. Des Weiteren mussten für den Ankauf von Eurobanknoten
im Zusammenhang mit der Ausgabe der zweiten Serie der neuen 5-Euro-Banknote, die am 2. Mai 2013 erfolgte, erheblich
höhere Aufwendungen getätigt werden.
Die Bankenaufsicht belastete die OeNB im Geschäftsjahr 2012 mit direkten Kosten von etwa 21 Mio Euro oder
10% mehr als 2011. Die Finanzmarktaufsichtsbehörde refundiert davon den gesetzlichen Maximalbetrag von 8 Mio
Euro.
Die Nettowährungsposition der OeNB erhöhte sich auf 18,1 Mrd Euro. Die Zunahme gegenüber dem Bilanzstichtag
2011 ist im Wesentlichen auf Transaktionen und buchmäßige Kursgewinne aus der Bewertung zum 31. Dezember
2012 zurückzuführen. Von der Nettowährungsposition entfallen 11,4 Mrd Euro auf Goldbestände.
Gold ist traditionell ein wichtiger Bestandteil im internationalen Währungssystem und in den Reserven der
meisten Zentralbanken. Auch im Jahr 2012 fanden keine Goldverkäufe statt. Der Bestand beträgt seit 2007
280 t, die jüngste Veränderung der Goldposition resultiert rein aus der Bewertung zum 31. Dezember 2012.
Die physischen Goldreserven stehen ausschließlich im Eigentum der OeNB und daher in österreichischem
Besitz. Gemäß dem aktuellen Lagerstellenkonzept hielt die OeNB Ende 2012 17% ihrer Goldbestände
in Österreich, 80% im Vereinigten Königreich und 3% in der Schweiz. Somit ist ein Großteil der
Goldreserven an Standorten im Ausland gelagert, die über höchste Sicherheitsstandards verfügen.
Die Lagerung auf internationalen Goldhandelsplätzen hat den essenziellen Vorteil, dass größere
Mengen im Bedarfsfall schnell in gängige Reservewährungen eingetauscht werden können. Mittel- oder
längerfristige Verschiebungen – wie diese auch bei anderen Zentralbanken erfolgen – können sich ergeben.
Die seit Jahren andauernden Anspannungen im internationalen Finanzsystem stellten im Berichtsjahr 2012 und im laufenden
Jahr 2013 viele Geschäftsbereiche der OeNB wieder vor außerordentliche Herausforderungen. Diese umfassen
die Mitarbeit im Eurosystem und Gestaltung der Geldpolitik, die Erstellung von verlässlichen Statistiken,
den reibungslosen Betrieb von Zahlungssystemen und die Versorgung mit Bargeld sowie die Sicherung der Finanzmarkstabilität.
Insbesondere die Analyse und Aufsicht des Geld- und Kreditwesens erforderte umfangreiche Aktivitäten. Neben
den erheblichen Aufgaben in Österreich, ist die Mitwirkung an der Entwicklung eines einheitlichen Aufsichtsmechanismus
für Banken im Euroraum im Zuge der neu zu schaffenden Bankenunion von besonderer Bedeutung.
Schwerpunkte: Compliance, Universitätslehrgang, zweite Euro-Banknotenserie …
In der OeNB konnten im Jahr 2012 zahlreiche Projekte und Reformen umgesetzt werden. Es erfolgte die Etablierung
eines Compliance Referats und die Erstellung eines neuen Risikovorsorgenkonzeptes. Der Bereich Statistik wurde
reorganisiert. Des Weiteren wurden umfangreiche Verbesserungen im Arbeitsumfeld (u. a. durch flexiblere Arbeitszeiten,
die Zertifizierung „arbeitundfamilie“) umgesetzt bzw. eingeleitet. Das Schlichtungsverfahren zu den Bankwohnungen
ist abgeschlossen und der Verkauf eingeleitet.
In Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien wurde mit einem „Universitätslehrgang Finanzmarktaufsicht“
eine maßgeschneiderte akademische Weiterbildung auf höchstem Niveau eingerichtet, die alle relevanten
Aufsichtsthemen behandelt. Im Herbst 2012 nahmen bereits die ersten 30 OeNB-Absolventinnen und -Absolventen dieses
Lehrgangs das Zertifikat „Akademische Finanzmarktaufseherin“ bzw. „Akademischer Finanzmarktaufseher“ entgegen.
Die OeNB trägt in Österreich mit ihren Beteiligungsgesellschaften zur Sicherstellung der Stabilität
des Finanzsystems bei. Die Oesterreichische Banknoten und Sicherheitsdruck GmbH erhielt im Jahr 2012 eine neue
Geschäftsführung und konzentrierte sich auf die Produktion von fast 250 Mio Stück neuer 5-Euro-Banknoten.
Seit der Ausgabe der neuen 5-Euro-Banknote mit Anfang Mai sind umfangreiche Informationsmaßnahmen zu den
Sicherheitsmerkmalen im Gange.
… und effizientere Zahlungsverkehrssysteme
Zur Steigerung der Effizienz im Massenzahlungsverkehr hat die OeNB Ende 2011 für die Abwicklung von Interbankenzahlungen
das Clearing Service. Austria eingerichtet, das inzwischen alle relevanten österreichischen Banken erreicht.
Ab 1. Februar 2014 wird mit SEPA (Single Euro Payments Area bzw. einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum) ein effizienter,
schneller und kostengünstiger Zahlungsverkehr endgültig Realität. Derzeit wird in Österreich
wie in ganz Europa mit Hochdruck an der Umstellung der bestehenden nationalen Systeme auf die SEPA-Instrumente
(Verwendung von IBAN und BIC auf dem Beleg „Zahlungsanweisung“) gearbeitet.
Österreich bleibt stabil und wettbewerbsfähig
In Bezug auf die Konjunktur zeichnet sich für Europa und den Euroraum nur eine sehr langsame Besserung
ab. Österreichs hat etwas günstigere Perspektiven als viele Länder im Euroraum und wird im Jahr
2013 leicht und 2014 etwas beschleunigt wachsen. Österreich gehört zu den stabilen Ländern des Euroraums
– und auch zu den wohlhabendsten Ländern der EU. Gemäß einer Eurostat-Analyse verbesserte sich
Österreich beim BIP pro Kopf auf den dritten Platz in der EU. Das ist ein Beleg für die hohe Wettbewerbsfähigkeit,
die wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben. Es zeigt aber auch, dass die Teilnahme an der Wirtschafts-
und Währungsunion (WWU) und die Einführung des Euro für Österreich unzweifelhaft der richtige
Weg war. Die europaweit niedrigste Arbeitslosigkeit und eine Inflationsrate, die heuer und nächstes Jahr bei
bzw. unter 2% erwartet wird, stärken den Wirtschaftsstandort.
Fortschritte bei verstärkter wirtschaftspolitischer Koordination
Im Euroraum erfolgten im Verlauf 2012 und im bisherigen Verlauf 2013 wichtige Meilensteine: Spezielle geldpolitische
Maßnahmen des Eurosystems führten zur Beruhigung auf den Finanzmärkten, die jüngste Zinssenkung
im Mai 2013 hilft die Konjunktur anzukurbeln, die wirtschaftliche Koordination in der EU wurde verstärkt,
der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) trat in Kraft, Basel III hat wichtige Implementierungsschritte
vollzogen, die Weichen für die Bankenunion wurden gestellt und die Eckpfeiler für die Bankenaufsicht
bei der EZB geschaffen. Die Zentralbanken leisten einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der Krise und Neuausrichtung
der WWU. Unerlässlich ist aber auch eine europäisch koordinierte Wachstums-, Finanz- und Strukturpolitik.
Präsident Raidl und Gouverneur Nowotny betonten abschließend, dass Management, Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter die zahlreichen Aufgaben und Arbeiten in den einzelnen Geschäftsbereichen der OeNB mit großem
Fachwissen und außerordentlichem Engagement erledigt haben. Gouverneur Nowotny: „Damit leisten wir als staatstragende
Institution und zentraler wirtschaftspolitischer Akteur einen wertvollen und unverzichtbaren Beitrag – insbesondere
bei der Bewältigung der Krise – für Österreich, seine Bevölkerung und Wirtschaft“.
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