Ausstellung im Jüdischen Museum Wien, Museum Judenplatz
Wien (rk) - Vom 23. Mai bis 27. Oktober zeigt die französische Künstlerin Tatiana Lecomte Fotografien
präparierter Vögel im Jüdischen Museum Wien, Museum Judenplatz, ein Museum der Wien Holding. Die
französische Künstlerin Tatiana Lecomte beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen des bildlichen Gedächtnisses.
Wie eignen sich Abbildungen zur Vermittlung von Erinnerung? Wie lässt sich traumatische Geschichte in Bilder
verarbeiten? Was Bilder zeigen und was sie nicht zeigen (können) ist Thema von Lecomtes Arbeit: Das "Undarstellbare",
das jeder Fotoarbeit innewohnt, rückt dabei in den Mittelpunkt. Die Auseinandersetzung mit Geschichte im Allgemeinen
und mit der Shoah im Besonderen nimmt dabei einen zentralen Stellenwert ein.
Museumsdirektorin Danielle Spera hat Tatiana Lecomte eingeladen, ein künstlerisches Projekt für das Museum
Judenplatz zu entwickeln: In dieser Arbeit geht die Künstlerin über die Auseinandersetzung mit dem fotografischen
Bild hinaus und reflektiert den Begriff der Unvorstellbarkeit der Shoah. Ein Zitat aus Robert Antelmes autobiographischen
Aufzeichnungen über Leben und Sterben in den Konzentrationslagern bildet dabei für sie den Ausgangspunkt:
"Unvorstellbar, das ist ein Wort, das sich nicht teilen lässt, das nicht einschränkt. Es ist das
bequemste Wort. Läuft man mit diesem Wort als Schutzschild umher, diesem Wort der Leere, wird der Schritt
sicherer, fester, fängt sich das Gewissen wieder." (aus: Robert Antelme "Das Menschengeschlecht",
1947
Das Bild als Produkt der eigenen Wahrnehmung
Im Museum Judenplatz zeigt Lecomte Fotografien präparierter Vögel, deren Auswahl von der Farbe ihres
Federkleids bestimmt wird. Die adäquate Wiedergabe und Vergleichbarkeit von Wirklichkeitsaspekten (Farbe)
und die Einordnung dieser Wirklichkeit durch die fotografische Erscheinung werden dabei in Frage gestellt. "Tatiana
Lecomte überlässt es dem Betrachter/der Betrachterin, die Bilder zu interpretieren. Das Bild wird zum
Produkt der eigenen Wahrnehmung", so Kuratorin Danielle Spera zur Ausstellung, die im Rahmen der Reihe "Jewish
Contemporary" im Museum Judenplatz gezeigt wird. Der lediglich in hebräischen Buchstaben ausgewiesene
Titel der Ausstellung, soll das Publikum zusätzlich anregen, eine breite Reflexion über Fotografie und
Abbild anzustellen.
Tatiana Lecomte wurde 1971 in Bordeaux geboren, lebt und arbeitet heute in als Künstlerin in Wien.
Sie hat ihre Werke in zahlreichen Einzelausstellungen in Wien, Innsbruck und Graz gezeigt. Ebenso war sie an einer
Reihe von Sammelausstellungen im In- und Ausland beteiligt. Kuratorin der Ausstellung: Danielle Spera
Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog mit 64 Seiten zum Preis von 14,90 € (ISBN: 978-3-901398-67-4),
der im Bookshop Singer im Museum in der Dorotheergasse 11, 1010 Wien, erhältlich ist.
Die in der Ausstellung abgebildeten Vögel stammen aus dem Naturhistorischen Museum Wien.
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