Von der schönen Fassade zum Dorf der Zukunft – 25 Jahre Dorferneuerung: Jubiläumsveranstaltung
im Technologiezentrum Neutal
Eisenstadt (blms) - Mit einer Jubiläumsveranstaltung im Technologiezentrum Neutal wurden am 17. Mai
25 Jahre Dorferneuerung gefeiert. Unter den zahlreichen Gästen waren Landeshauptmann Hans Niessl, Landesrätin
Verena Dunst, GVV-Präsident LAbg. Erich Trummer, GB-Präsident LAbg. Leo Radakovits, Landesamtsdirektor
WHR Dr. Robert Tauber, viele weitere Vertreter aus der Politik, den Gemeinden, der Wirtschaft und der Vereine sowie
Fachexperten. Als Fassaden-Verschönerungsaktion vor einem Vierteljahrhundert ins Leben gerufen, hat sich die
Dorferneuerung zu einem wichtigen Planungsinstrument für die Zukunft der burgenländischen Gemeinden entwickelt.
Sie soll dazu beitragen, die Vielfalt dörflicher Lebensformen und Siedlungsstrukturen sowie den individuellen
Charakter der Dörfer zu bewahren und darüber hinaus auch Impulse für soziale und kulturelle Eigeninitiativen
auszulösen. Mit weit über 400 Projekten ist das Burgenland österreichweit Vorreiter. „Wir dürfen
mit Fug und Recht sagen: Die Entwicklung der Dorferneuerung ist eine große Erfolgsstory“, freute sich Landesrätin
Verena Dunst.
Von der Fassadensanierung über das Generationenzentrum bis zur LED-Straßenbeleuchtung
Die Dorferneuerung im Burgenland begann in den 1980er Jahren als klassische „Fassadensanierung“, 1991 wurden
erstmals Förderkriterien landesgesetzlich verankert. Auf internationaler Ebene haben sich seit der Einführung
der Lokalen Agenda 21 (LA21) im Jahr 1992 bis heute mehr als 180 Staaten diesem Programm angeschlossen. Heute umfasst
die Dorferneuerung Maßnahmen zur Erhaltung dörflicher Baustruktur ebenso wie die Förderung des
sozialen Lebens im Dorf und die Verbesserung der Lebensqualität der BürgerInnen im weitesten Sinn. „Die
umfassende Dorferneuerung setzt viele Potenziale frei: Kultur, Soziales, Umwelt, Nachhaltigkeit“, erklärte
Dunst.
Budget von 10 Mio. Euro von 2007 bis 2013
Dorferneuerungsprojekte werden zu 75% aus Mitteln der Europäischen Union und zu 25% vom Land Burgenland
gefördert; in der Förderperiode 2007 bis 2013 stehen rund 10 Mio. Euro zur Verfügung, von denen
bis dato insgesamt 4,8 Mio. ausbezahlt wurden. „Damit wurden und werden 40 bis 50 Millionen Euro an Investitionen
ausgelöst, auch das ist ein Erfolg und ein Mosaikstein in der dynamischen Entwicklung des Burgenlandes“, betonte
Landeshauptmann Hans Niessl. In der aktuellen Förderperiode lag der Fokus auf sozialer Dorferneuerung – wie
zum Beispiel der Errichtung von Kommunikationszentren, Generationenhäusern oder der Installation eines Dorfbusses
– und erneuerbarer Energie. Letztere sieht Niessl auch als eine der wichtigsten Zukunftsfragen, ebenso wie die
Mobilität, diese sei gerade für das Burgenland von besonderer Relevanz.
Bürgerbeteiligung plus Fachkompetenz sind Schlüssel zum Erfolg
2007 wurde die Dorferneuerung zur „umfassenden Dorferneuerung“ erweitert. Dabei wird in einem begleiteten Prozess
gemeinsam mit der Bevölkerung ein Leitbild für die Zukunft der Gemeinde erarbeitet, das vom Gemeinderat
beschlossen wird. 140 Gemeinden haben bereits einen Dorferneuerungsprozess umgesetzt, weit über 400 Projekte
sind daraus hervorgegangen. „Damit ist die Dorferneuerung die größte Bürgerinitiative des Landes“,
so Dunst. Nicht nur das: Mit der großen Anzahl an Projekten liegt das Burgenland weit vor den anderen Bundesländern.
„Die Kombination von Bürgerbeteiligung und der Fachkompetenz von Experten macht den Erfolg der Dorferneuerung
aus“, stellte Landeshauptmann Hans Niessl fest. Für die umfassende Dorferneuerung wurden 1,5 Mio. Euro an
Förderungen ausbezahlt.
Verein „Unser Dorf“ als Sprachrohr
Seit 1989 begleitet und unterstützt der Verein „Unser Dorf“ durch Öffentlichkeitsarbeit, Informationsveranstaltungen
und Seminare die Maßnahmen der umfassenden Dorferneuerung. Die vom RMB herausgegebene Vereinszeitschrift
„Zukunft.Burgenland“ dient dabei als zentrales Kommunikationsmedium.
Bessere Vernetzung, interkommunale Zusammenarbeit
Baumaßnahmen würden auch in der Zukunft eine Rolle spielen, verstärkt werde es jedoch um die
Stärkung der „Software“ gehen – wie etwa die bessere Vernetzung von Vereinsaktivitäten in den Gemeinden
und die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen, war der Tenor einer Podiumsdiskussion. Dabei solle man sich auf die
Stärken der Gemeinden besinnen.
Ebenso kontroversielle wie konstruktive Diskussionen gab es bei den drei Workshops zu den Themen Baukultur und
Ortsbildpflege, Nahversorgung und Mobilität. Der Ortskern habe enormes Potential, das in der Dorferneuerung
stärkere Berücksichtigung finden müsse. Die Mobilität im Burgenland erfordere individuelle
Zugänge, diese sei ebenso wie die Nahversorgung eine der großen Herausforderungen. Hier war man sich
einig, dass die Nachbarschaftshilfe im Burgenland noch verankert ist; hier sei noch Potential vorhanden.
„Soziale Dorferneuerung“ künftiger Schwerpunkt
Neben der interkommunalen Zusammenarbeit und der Erneuerbaren Energie wird die „soziale Dorferneuerung“ - Nahversorgung,
Mobilität, Barrierefreiheit – einen besonderen Schwerpunkt bilden. „Die Auswertung der zahlreichen Dorferneuerungsprozesse
hat ergeben, dass die ‚soziale Dorferneuerung‘ für die Burgenländerinnen und Burgenländer einen
großen Stellenwert hat“, so Dunst. Die Verhandlungen für die nächste Förderperiode (2014-2020)
laufen bereits auf Hochtouren.
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