Vizekanzler trifft S.H. Papst-Patriarch Tawadros II. in Wien
Wien (bmeia) - Die Entwicklungen in Ägypten, die Krise in Syrien und die Lage der Christen in Nahost
standen im Mittelpunkt des Treffens von Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger mit dem Oberhaupt
der koptisch-orthodoxen Kirche, S.H. Papst-Patriarch Tawadros II., am 03.06. in Wien.
„Die koptische Gemeinschaft ist ein wesentlicher Teil der ägyptischen Gesellschaft. Kopten und Muslime blicken
auf eine lange gemeinsame Vergangenheit zurück. Die fortdauernden religiös motivierten Übergriffe
müssen von den ägyptischen Behörden konsequent geahndet und unterbunden werden. Den verantwortlichen
extremistischen Elementen darf kein rechtsfreier Raum für Gewalttaten gegeben werden“, so Vizekanzler und
Außenminister Michael Spindelegger im Anschluss an das Gespräch heute Morgen. Berichte wonach es in
der koptischen Gemeinschaft eine steigende Tendenz zur Auswanderung gebe seien äußerst besorgniserregend,
so Spindelegger weiter.
Im Rahmen des Treffens wurde auch die Krise in Syrien und die ausgesprochen heikle Situation der religiösen
Minderheiten angesprochen. „Der bewaffnete Konflikt in Syrien stellt eine existenzielle Gefahr für die religiösen
Minderheiten und insbesondere die syrischen Christen dar. Ein Massenexodus der christlichen Minderheit würde
den Verlust eines großen kulturellen Erbes bedeuten. Die Zukunft der Christen in Syrien ist uns daher ein
besonderes Anliegen. Jede politische Neuordnung in Syrien muss dem Schutz und den Rechten aller Minderheiten gebührende
Aufmerksamkeit schenken“, so Spindelegger. Der aktuelle Fall zweier prominenter christlicher Würdenträger,
der syrischen Bischöfe Mar Gregorius Yohanna Ibrahim und Boulus al-Yazigi, die Ende April Opfer einer Entführung
im türkisch-syrischen Grenzgebiet wurden, sei symptomatisch für die schwierige Lage in Syrien insgesamt
und die Situation der christlichen Minderheit im Besonderen. Die Tatsache, dass es noch immer nicht gelungen sei,
die Bischöfe aus den Händen ihrer Entführer zu befreien, steigere die Sorge um ihr Wohl. Österreich
werde sich weiterhin nachdrücklich für ihre Freilassung einsetzen, versicherte der Außenminister
dem Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche.
Abschließend wies Spindelegger auf die aktive Unterstützung des interkulturellen und interreligiösen
Dialogs als klare Priorität der österreichischen Außenpolitik hin. „Es gibt keine Alternative zum
Dialog, gerade in den komplexesten Situationen. Das zeigen uns auch die tragischen Ereignisse in Syrien.“ Das im
November des vergangenen Jahres eröffnete Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog
sowie das 5. Globale Forum der Allianz der Zivilisationen in Wien seien Ausdruck dieses besonderen Engagements
Österreichs.
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