Sechs Friedhöfe und drei Totengedenkstätten als kosmopolitische Erzählung der
Provinz
Oberwart/Eisenstadt (blms) - Unter dem Titel „Wächter über Oberwart“ stehen sechs Friedhöfe
und drei Totengedenkstätten als kosmopolitische Erzählung der Provinz von 23. Juni bis 6. Oktober 2013
im Mittelpunkt dieser zentralen Ausstellung des Jahresschwerpunktes des Offenen Hauses Oberwart. „Oberwart ist
ein Sonderfall in der Österreichischen Städtelandschaft. Mit ihren rund 7.000 Einwohnern ist sie - was
die Zusammensetzung der Volksgruppen und Konfessionen betrifft - bis heute ein Abbild des Burgenlandes im Kleinen.
Das Projekt des OHO ‚Wächter über Oberwart‘ greift diese spezielle Vielfalt auf und stellt sie in verschiedenen
Ausstellungen und Veranstaltungen dar“, erklärte dazu Kulturlandesrat Helmut Bieler.
Für eine Gemeinde von knapp über 7.000 Einwohnern ist eine Anzahl von sechs Friedhöfen erstaunlich.
Sie legt Zeugnis davon ab, nicht nur von der Bewegtheit des Ortes selbst, sondern mehr noch von der Tatsache, dass
es den Menschen hierzulande über Jahrhunderte gelungen ist, mit ihren unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen
ein gedeihliches Zusammenleben zu führen: Katholische, Evangelische, Reformierte und Juden. Zu den Friedhöfen
dieser vier Konfessionen gesellen sich der Gemeindefriedhof, auch Gemeindearmenfriedhof oder nur Armenfriedenhof
genannt, der Friedhof der Sowjetarmee oder „Russenfriedhof“, sowie drei weitere Totengedenkstätten, die den
Gefallenen der Weltkriege, den Widerstandskämpfern und den Opfern des Bombenattentats von 1995 gewidmet sind.
All diese Liege- und Gedenkstätten sind vollgepackt mit Erzählungen, die in der Tat nur das Leben selbst
schreiben kann.
In dieser Ausstellung schildern Lebensgeschichten von OberwarterInnen über die Geschichte der Stadt. Die Biografien
lassen Neues entdecken und bewahren vor dem Vergessen, denn das Ziel dieser Ausstellung ist es, Teile dieser Erzählungen
für Nachkommende wieder erfahrbar zu machen. Anhand unterschiedlichster Biographien von Menschen, die in diesen
Friedhöfen begraben sind, sowie wissenschaftlicher Abrisse zu Vergangenheit und Gegenwart der Oberwarter Glaubensgemeinschaften
wird das wechselhafte Geschick einer äußerst heterogen zusammengesetzten Grenzlandgemeinde aufgerollt.
Daher werden die Zusammenfassungen der Ausstellungsinhalte auch in Ungarisch, Kroatisch, Romanes und Hebräisch
gezeigt. Berührende menschliche Schicksale und Biographien geben einen lebendigen Einblick in die sozialgeschichtliche
Prägung und machen Vergangenes, aber auch Gegenwärtiges erfahrbar. Die Wächterfigur ist im Stadtwappen
präsent, das stellvertretend für die südburgenländische Stadtgemeinde steht. Diese Menschen
stehen symbolisch als „Wächter über Oberwart“.
Darüber hinaus findet eine Ausstellung der KünstlerInnen Elisa Andessner, Anne Kneubühl und Klaus
Lang statt, die sich dem Thema annähern. Eröffnung dieser Ausstellung im Stadtpark ist am 23. Juni. „Das
Haus in der Mitte der Stadt“ zur diesjährigen Buchwoche im OHO, das Theater-Essay „Der Fluss – Die Lieder
der Lebenden, die Lieder der Toten“, die Ausstellung „Die kleine Welt der großen Welt der kleinen Welt“ sowie
„borderline 13“ anlässlich der Burgenländischen Filmtage sind im Oktober und November weitere Produktionen
innerhalb des OHO-Jahresschwerpunktes „Wächter über Oberwart“. Dazu Bieler abschließend: „Der kulturelle
Schmelztiegel Oberwart kann aus diesem Projekt viel für seine Eigensicht herausholen und die Menschen für
ein gegenseitig befruchtendes Zusammenleben inspirieren. Ich möchte dem verantwortlichen Organisator, Herrn
Peter Wagner und seinem Team vom OHO sowie den Projektbeteiligten, dafür danken und viel Erfolg für ein
spannendes Kulturjahr wünschen.“
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