Aus den Sammlungen des Ferdinandeums – 7. Juni 2013 – 5. Jänner 2014
Innsbruck (tlm) - 21 kuriose Objekte, die man nicht unbedingt alle in einem Landesmuseum erwartet, stehen
im Rampenlicht dieser Ausstellung. Die Schau erzählt von ihren individuellen Herkunftsgeschichten und ihren
oft ungewöhnlichen Wegen ins Museum. Dass eine Querflöte auch als Spazierstock und Degen dienen kann,
beweist eine Stockflöte aus dem 19. Jahrhundert. Die Fanpost an Hansi Hinterseer liest sich wie ein Liebesbrief
und regt zum Schmunzeln an. Weitere Besonderheiten und Raritäten sind eine Jugendstil-Fahrstuhlkabine, ein
Schaukasten mit dem forstschädlichen Weidenbohrer, der Fuß einer Mumie sowie eine Speisekarte mit „Vorschlägen
zur Erledigung der Magen-Frage“. Die merkwürdigen Objekte aus den sieben Sammlungen des Ferdinandeum machen
Lust auf mehr und demonstrieren die Vielfalt der Tiroler Landesmuseen.
Als eines der ältesten Museen in Österreich bzw. in Europa verfügt das 1823 gegründete Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum über sieben umfangreiche Sammlungen. Unter den Beständen finden sich herausragende
Schätze, Werke von nationalem und internationalem Rang. Für die Ausstellung „Kurios und merkwürdig“
wurden die Objekte jedoch nach anderen Kriterien ausgewählt, wie PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor
der Tiroler Landesmuseen, betont: „Bis 5. Jänner stellen wir im Ferdinandeum einige wenige Objekte aus, die
sich durch ihre Kuriosität auszeichnen, die man nicht unbedingt in einem Museum vermutet und meist in den
Depots verborgen bleiben. Für die Darstellung des Alltagslebens und die Dokumentation des Landes Tirol nehmen
sie dennoch eine wichtige Rolle ein.” Dr. Gerhard Tarmann, Kustos der Naturwissenschaftlichen Sammlungen und Hauptverantwortlicher
für die Realisierung der Ausstellung, hält fest, dass die Schau ein Gemeinschaftsprojekt aller Kustodinnen
und Kustoden des Hauses ist. „Das Ferdinandeum ist ein Universalmuseum. Mit den Gustostücken wollen wir die
Neugierde wecken auf mehr und die enorme Bandbreite unserer Sammlungen verdeutlichen”, so Tarmann.
Vom Mumienfuß bis zum japanischen Naturdenkmal
Das älteste Objekt in der Ausstellung „Kurios und merkwürdig“ ist ca. 3.000 Jahre alt und gehört
in die Vor- und Frühgeschichtlichen und Provinzialrömischen Sammlungen. Es handelt sich dabei um einen
rechten Fuß einer ägyptischen Mumie. Gut sichtbar sind die Zehen. Der Fuß ist mehrlagig mit Bandagen
umwickelt und fand 1890 seinen Weg ins Ferdinandeum. Der brachial abgebrochene Körperteil zeugt vom respektlosen
Umgang mit ägyptischen Grabbeigaben seit Napoleon Bonapartes Ägyptenfeldzug und dem florierenden Antiquitäten-
und Souvenirhandel im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Sowohl als Kuriosität, aber auch als Rarität gilt der japanische Serau der Tiroler Landesmuseen. Der
horntragende Wiederkäuer ist ein Verwandter der Gämse und kommt nur auf drei Hauptinseln Japans vor.
Das vom Aussterben bedrohte Tier wurde 1955 zum „japanischen Naturdenkmal” erklärt und eine Weitergabe ins
Ausland nur als „Staatsgeschenk” erlaubt. Auffällig sind die vor den Augen liegenden Duftdrüsen, deren
Sekret der Reviermarkierung dient. Mit diesem Präparat sowie einem Serau-Weibchen und einem Kitz verfügen
die Naturwissenschaftlichen Sammlungen des Ferdinandeum über eine exklusive Gruppe von Dermoplastiken, die
in Europa einzigartig ist.
Die Ausstellungsarchitektur von DI Petra Obernosterer-Heis macht auf lustvolle Weise mit einem Farbsystem die Zugehörigkeit
der Exponate zur jeweiligen Sammlung erkennbar. Kuriose Schaustücke wie ein halber Geier im Bilderrahmen,
Zucker aus über 30 Ländern, eine mit Gold, Silber und Folienplättchen ausgestattete Galakleidung
sowie zwischen Buchdeckeln verborgene „Erotica“ ermöglichen bis 5. Jänner 2014 einen Streifzug durch
die vielfältigen Sammlungen des Ferdinandeum.
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