Niessl: „Beste Wohnbauförderung sorgt für die bundesweit niedrigsten Mietkosten“
Eisenstadt (blms) - Unter dem Motto „Wohnen – Grundbedürfnis oder Luxus“ stand eine Enquete, die am
04.06. im Eisenstädter Kultur- und Kongresszentrum stattfand. Eine Expertenrunde trat an, um dieses essentielle
Thema in all seinen Facetten zu diskutieren. Prominentester Enquete-Teilnehmer war, neben Landeshauptmann Hans
Niessl, der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Rudolf Hundstorfer. Grundtenor der
Veranstaltung: Wohnen muss für alle Generationen leistbar sein, erreichbar ist das nur über den geförderten,
sozialen Wohnbau. Hier ist das Burgenland im Vergleich zu anderen Bundesländern gut aufgestellt. Pro Kopf
gerechnet ist die Wohnbauförderung im Burgenland mit 425,85 Euro die höchste in Österreich. Das
trägt dazu bei, dass das Burgenland die niedrigsten Mietkosten aller Bundesländer hat. Fakten, die Anlass
zur Freude sind, aber: „Wir arbeiten ständig daran, dass die Mieten nicht so steigen, wie wir das in anderen
Bundesländern sehen. Allein 2012 stehen wieder 122 Millionen Euro an Wohnbauförderung zur Verfügung.
Das ist auch ein enormer Schub für unsere Bauwirtschaft“, so Niessl. Eine klare Absage erteilte der Regierungschef
der Bauplatzspekulation: „Wir müssen dafür sorgen, dass auf Bauplätzen auch gebaut wird. Die Grundstückspreise
müssen leistbar bleiben. Ich bin auch dafür, dass wir bei der Wohnbauförderung die Widmungskategorie
,Sozialer Wohnbau‘ schaffen, um die Kostenentwicklung bei den Grundstückspreisen zu dämpfen.“ Vorrangiges
Ziel ist, auch für die junge Generation Wohnraum zu schaffen, und dabei auf ihre finanzielle Situation Rücksicht
zu nehmen. Ein Mietpreis von fünf Euro pro Quadratmeter ist hier die Zielvorgabe, bekräftigt Niessl:
„Wir werden alles daran setzen, dass die burgenländische Wohnbauförderung auch in Zukunft die beste in
Österreich ist.“
Thema bei der Enquete war auch der zunehmende Kostendruck im sozialen Wohnbau. „In den südlichen Bezirken
sind zunehmende Grundstückpreise kein Problem, im Norden schaut das anders aus“, so OSG-Geschäftsführer
Dr. Alfred Kollar. So sei in einer nordburgenländischen Gemeinde der Quadratmeterpreis innerhalb von zwei
Jahren von 50 auf 80 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Ein Preis, der von Bauherren in anderen Bundesländern
dankend angenommen werden würde, aber: „Die Steigerungsrate ist enorm und schlägt sich natürlich
auch auf den späteren Mietpreis und dem Eigenmittelbedarf nieder“, so Kollar. „Die Baukosten im Wohnungsbau
sind in den letzten sechs Jahren um 30 Prozent gestiegen. Die Kostenschraube hat sich gedreht.“ Günstige Wohnungen
für junge Burgenländerinnen und Burgenländerinnen, wie sie Landeshauptmann Niessl fordert, seien
aber durchaus realisierbar, sagt Kollar: „Startwohnungen mit 50 bis 55 Quadratmeter zu einem Mietpreis von fünf
Euro pro Quadratmeter sind das Ziel.“
Günstiges Wohnen für junge Generationen ist auch Laura Schoch, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung,
wichtig: „Man darf nicht vergessen, dass Wohnen mehr ist als nur ein Dach über dem Kopf. Eine Wohnung ist
Lebensraum zum Lernen, zum Spielen, für soziale Kontakte. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche
einkommensschwacher Familien. In Österreich sind 115.000 Kinder und Jugendliche akut von Armut betroffen.
Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Wohnsituation.“ Von 2000 bis 2011 seien die Mieten in Österreich
um 40 Prozent gestiegen, die Löhne dagegen nur um 25 Prozent, so Schoch.
Niessl: „Mieten niedrig halten“
Die Burgenländische Wohnbauförderung soll auch in Zukunft die höchste Messlatte im Bundesländervergleich
sein, bekräftigt Niessl: „Unser Ziel ist, dass die Mieten im Burgenland weiter die niedrigsten bleiben. Wichtig
ist: Für Grundstücksspekulationen steht die Wohnbauförderung nicht zur Verfügung. Dort wo die
Förderungen hinfließen, muss der Grundstückspreis auch niedrig sein. Nur so ist sozialer Wohnbau
möglich.“
„Wohnen ist ein zentrales Thema. Wir wollen hier mehr tun, weil wir wissen, dass wir mehr tun müssen. Es gibt
in Österreich zu wenig sozialen Wohnbau. Das gilt besonders im mehrgeschossigen Bereich, hier haben wir den
größten Bedarf. Die Bevölkerung in den Ballungsräumen wächst stark an“, so Bundesminister
Rudolf Hundstorfer. Wichtig sei es, ein differenziertes Wohnungsangebot zu schaffen, sagt Mag. Karl Wurm, Obmann
des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen: „Gemeinnütziger Wohnbau bietet zum
Teil höhere Qualität als freifinanzierter Wohnraum. So ein System sprengt sich selbst in die Luft.“ Wurm
plädiert dafür, „ein differenziertes Wohnangebot schaffen. Nicht jede geförderte Wohnung muss die
Super-Wohnung sein. Sonst schaffen wir für die Einkommensschwächsten die teuersten Wohnungen.“
„Die Sonne schickt uns keine Rechnung“
Auch durch Auflagen, die über die Vorgaben des Baugesetzes hinausgehen, würde man den sozialen Wohnbau
kostenseitig unter Druck setzen, so Kollar: „Zum Beispiel ist vom Gesetzgeber ein Stellplatz pro Wohnung vorgeschrieben.
Verlangt werden aber immer öfter zwei oder sogar drei Stellplätze.“ Da der Platz dafür nicht vorhanden
ist, sei man gezwungen, in die Tiefe zu gehen, also Tiefgaragen zu bauen. Und das käme für die Mieter
teuer. In die gleiche Kerbe schlägt der Ziviltechniker Di Dr. Richard Woschitz, er sieht die „Überdimensionierung
der Gebäudehülle“ bei Wohnbauten problematisch. Natürlich sei eine gute Dämmung wichtig, aber,
so Woschitz, „eine Dämmung, die mehr kostet, als sie an Effizienzsteigerung bringt, macht wirtschaftlich keinen
Sinn.“ Intelligenter sei, im eigenen Haus selbst Energie zu produzieren, zum Beispiel durch Solaranlagen. Woschitz:
„Die Sonne schickt uns keine Rechnung“.
Einen Überblick über die Entwicklung auf den Finanzmärkten und Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft
gab der Generaldirektor der S-Bausparkasse, Dr. Josef Schmidinger.
Hochwertige Wohnqualität zu vernünftigen Preisen
„Es geht darum, eine qualitativ hochwertige Wohnqualität zu vernünftigen Preisen zu bieten. Wir haben
mit 36.000 Burgenländerinnen und Burgenländern, die ein Wohnbaudarlehen haben, einen Vertrag. Diese werden
von unterstützt und sie können sich auf uns verlassen. Es muss sich auch niemand davor fürchten,
dass wir kontrollieren, ob die Einkommen seit Vertragsabschluss gestiegen sind. Für mich gilt das Einkommen
beim Abschluss“, stellt Niessl abschließend klar.
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