Realistisches Ziel: bis 2020 wird 50 % des gesamten Energieverbrauches durch erneuerbare Energie
abgedeckt
Eisenstadt (blms) - In Eisenstadt wurden am 04.06. die Burgenland die Schwerpunkte und Ziele der Burgenländischen
Energiestrategie vorgestellt. So sollen bis 2020 über 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs des Burgenlandes
- inklusive Verkehr, Haushalte, Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen, Landwirtschaft - aus erneuerbarer Energie
bereitgestellt werden. Im Jahr 2050 sollen 100 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus erneuerbarer Energie
bereitgestellt werden. Ein erstes Etappenziel wird noch in diesem Jahr erreicht, hält Landeshauptmann Hans
Niessl fest: „Das Burgenland wird im September erstmalig in seiner Geschichte 100 Prozent seines Strombedarfs
aus im Land erzeugter erneuerbarer Energie, hauptsächlich aus Windkraft, abdecken.“ Das sei ein großartiger
Erfolg, „mit dem wir uns aber nicht zufrieden geben. Das nächste ganz große Ziel lautet, dass wir energieautark
werden“, so der Landeshauptmann. Die Energiestrategie ist – so wie der Emissionskataster und der Solarkataster
– ein weiterer Baustein, um diese Ziele zu erreichen. Die Strategie, die federführend von der Burgenländischen
Energieagentur in Zusammenarbeit mit der FH Burgenland erarbeitet wurde, steckt den eingeschlagenen Weg genau ab.
Die Ziele seien realistisch, betonen DI Johann Binder, Energiebeauftragter des Landes, und Prof. (FH) DI Dr. Gernot
Hanreich, FH Burgenland in Pinkafeld, unisono. Untermauert wird das mit drei detaillierten Szenarien, in die künftige
Entwicklungen in den Bereichen Energieeffizienz, neue Technologien, der Nutzung bereits vorhandener Potentiale
zur Energieerzeugung oder beim Energieverbrauche sowie weitere wichtige Parameter einbezogen wurden. „Das Burgenland
ist auf einem guten Weg. Dazu zwei Beispiele: Beim Energiesparen ist die burgenländische Bevölkerung
vorbildlich, der Energieverbrauch bei den privaten Haushalten geht zurück. Und: Wir erzeugen pro Kopf die
zehnfache Menge an Wind- und Photovoltaikstrom des österreichischen Durchschnitt – ein sensationeller Wert“,
so Niessl.
„Wir haben uns unter anderem angesehen, wie sich jeder einzelne Energieträger in den letzten Jahren entwickelt
hat, wie die Prognosen aussehen oder wie sich die Förderlandschaft entwickelt“, erklärt Binder. So seien
zum Beispiel 50 Millionen Quadratmeter Dachfläche im Burgenland frei zur Erzeugung von Solarenergie. Knapp
ein Drittel davon wurde als für die Produktion von Solarenergie als sehr gut, 20 % als gut geeignet eingestuft.
Auf Basis der erhobenen Daten wurden schließlich drei Szenarien mit unterschiedlichen Annahmen erstellt.
„Bereits unser Referenzszenario, bei dem wir nur die Entwicklung der letzten Jahre fortgeschrieben haben, zeigt,
dass das das Burgenland bis 2020 50 Prozent seines Energie-Bruttoinlandsverbrauches durch regionale Energieträger
abdecken kann. Das ist ein realistisches Ziel“, betont Hanreich.
Die Energiestrategie schlägt auch ein Bündel an Maßnahmen vor, die, so Binder, „in den nächsten
Jahren auch umgesetzt werden sollen“.
Eines der Szenarien beschäftigt sich damit, welche Maßnahmen notwendig wären, damit das Burgenland
bis 2050 energieautark wird. „In diesem Szenario wurden auch zu erwartende Technologiesprünge mit einberechnet“,
so Hanreich. Beispiel Photovoltaik: Hier sehen die Experten in den nächsten Jahren kein großes Potential,
da diese Technik noch zu wenig effizient sei. Bis 2050 sollte die Technik aber bereits ausgereifter sein.
Dass das Burgenland auf einem guten Weg ist, zeigen auch einige wichtige Ergebnisse und Erkenntnisse, die bei der
Erarbeitung der Burgenländischen Energiestrategie gewonnen wurden. So hat sich die Erzeugung von biogenen
Brenn- und Treibstoffen im Burgenland in den letzten zehn Jahren versiebenfacht. Auch die Erzeugung von Umgebungswärme,
aus Wärmepumpen, hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Und: Das Burgenland erzeugt pro Kopf die
zehnfache Menge an Wind- und Photovoltaikstrom des österreichischen Durchschnitts.
„Beim Energiesparen ist bei der burgenländischen Bevölkerung ein positiver Trend, ja ein vorbildliches
Verhalten zu erkennen, da der Energieverbrauch bei den privaten Haushalten zurückgeht – trotzt Wirtschaftsaufschwung.
Dazu hat auch die Wohnbauförderung beigetragen. Der Energiezuwachs ab der Jahrtausendwende ist vorwiegend
auf die positive Wirtschaftsentwicklung, bei Industrie, Gewerbe, Tourismus und Dienstleistungen zurückzuführen“,
so Niessl. Der Zuwachs an erneuerbarer Energie habe sich ab dem Jahr 2001 bis jetzt nahezu verdreifacht. „Das ist
ein österreichischer Spitzenwert. Die in der Burgenländischen Energiestrategie vorgeschlagenen Ziele,
bis 2020 über 50% der gesamten Energie aus erneuerbaren Ressourcen zu erzeugen, sind realistisch und auch
machbar. Das langfristige Ziel, bis 2050 vollständig energieautark zu werden, erscheint angesichts des hohen
Ressourcenpotentials des Burgenlandes – Wind-Eignungszonen, Sonnenkraft, Land- und Forstwirtschaft – ebenfalls
machbar“, so Niessl. Allerdings seien hier noch einige Technologiesprünge, wie Effizienzsteigerung bei Photovoltaik
sowie Biogas und Biotreibstoffproduktion aus erneuerbaren Ressourcen vorauszusetzen.
„Mit der Implementierung der Energiestrategie im Burgenland wird ein weiterer Schritt getan, um das Burgenland
,Mit der Natur zu neuen Erfolgen‘ zu führen. Das ist ein ganz wichtiger Schritt für die Zukunft des Burgenlandes“,
so der Landeshauptmann abschließend.
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