Bank Austria Konjunkturindikator steigt im Mai aus dem Minusbereich – Leichte Stimmungsaufhellung
nach Verunsicherungen durch Zypernkrise
Wien (bank austria) - Die Zeichen für eine konjunkturelle Stabilisierung in Europa verstärken
sich und auch die Aussicht auf eine Erholung der österreichischen Wirtschaft hat sich erhöht. „Der aktuelle
Bank Austria Konjunkturindikator stützt unseren Optimismus hinsichtlich einer baldigen wirtschaftlichen Belebung
in Österreich, denn im Mai hat er sich aus dem Minusbereich herausbewegt. Allerdings sind die Fortschritte
am Weg aus der konjunkturellen Flaute vorerst überschaubar, wie der recht magere Anstieg des Indikators um
0,2 Punkte auf den wachstumsneutralen Nullwert unterstreicht“, fasst Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer
zusammen.
„Die moderate Aufwärtsbewegung im Mai verdankt der Bank Austria Konjunkturindikator der leichten Aufhellung
der Konjunkturstimmung, die bereits seit Ende des vergangenen Jahres auf einen – wenn auch zeitweise sehr holprigen
– Verbesserungstrend eingeschwenkt ist“, meint Bruckbauer. Fast überall In Europa und auch in Österreich
hat sich die Grundstimmung in der Wirtschaft stabilisiert und seit dem Spätherbst 2012 sowohl unter den Verbrauchern
als auch unter den Erzeugern in allen Ländern aufzuklaren begonnen. Verunsicherungen durch den ungewissen
Wahlausgang in Italien und die Abhandlung der Zypern-Krise wie auch Unklarheiten über Zeitplan und Ausgestaltung
von Reformen auf europäischer Ebene, wie der Bankenunion, haben zwischenzeitlich immer wieder, so auch im
Vormonat April, belastet. So liegen die aktuellen Stimmungseinschätzungen generell noch deutlich unter den
langjährigen Durchschnittswerten.
Für den nur verhaltenen Auftrieb des Bank Austria Konjunkturindikators im Mai ist eine uneinheitliche Entwicklung
der einzelnen Stimmungskomponenten verantwortlich. „Die temporäre Verunsicherung durch die Zypern-Krise ist
überwunden, die heimischen Konsumenten haben im Mai trotz der Anspannung am Arbeitsmarkt wieder an Zuversicht
gewonnen. Hingegen hat sich die Stimmung in der österreichischen Industrie unter dem Eindruck einer zurückhaltenden
Auftragsentwicklung abermals leicht eingetrübt“, analysiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Auf
europäischer Ebene schätzen die Erzeuger die Geschäftsaussichten allerdings mittlerweile deutlich
positiver ein, insbesondere in den wichtigsten Exportdestinationen Österreichs verbessert sich die Stimmung.
Dies sollte sich in den kommenden Monaten auf die heimische Industrie positiv auswirken.
Nach der soliden Aufwärtsentwicklung der Industriestimmung in Europa und der Verbesserung der Einkaufsmanagerindizes
in fast allen Ländern weisen mittlerweile auch reale Daten, wie die kürzlich veröffentlichten Produktionsziffern
der europäischen Industrie vom April, darauf hin, dass in die europäische Konjunktur Bewegung kommt.
Der bereits angelaufenen Stabilisierung wird im Sommer eine Erholung in der Eurozone folgen, die zwar insgesamt
nur mäßig, aber sowohl sektoral als auch regional breit gestreut, mit Deutschland an der Spitze, einsetzen
wird. Für die jedoch nur moderate Gangart der Konjunkturauffrischung sprechen die aktuell widersprüchlichen
globalen Signale: Während die jüngsten Arbeitsmarktdaten in den USA vielversprechend auf eine Fortsetzung
des Wachstumspfads hinweisen und in Japan der wirtschafts- und geldpolitische Kurswechsel der Wirtschaft einen
Schub gibt, haben die jüngsten Daten aus den Wachstumsmärkten, inklusive China, enttäuscht. Die
träge Wirtschaftsentwicklung vom Jahresbeginn hat sich in Österreich auch im zu Ende gehenden zweiten
Quartal fortgesetzt. „Das derzeitige internationale Umfeld verspricht für das dritte Quartal 2013 eine Erholung
der Konjunktur. In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir Wachstumsraten von rund einem halben Prozent zum
Vorquartal. Nachdem der Jahresstart schwach ausfiel und das erste Halbjahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr sogar
einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um geschätzte 0,3 Prozent gebracht hat, wird die zweite Jahreshälfte
die BIP-Dynamik im Gesamtjahr 2013 noch ins Plus drehen“, prognostiziert Pudschedl. Die Ökonomen der Bank
Austria prognostizieren für 2013 ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent.
„Die Wachstumsaussichten für 2014 sehen wir mit einem BIP-Anstieg von 1,6 Prozent spürbar günstiger
als im laufenden Jahr, denn die Haushaltskonsolidierung im Euroraum ist bereits gut fortgeschritten. Das macht
wachstumshemmende Sparpakete im kommenden Jahr im Durchschnitt des Euroraums nicht mehr notwendig“, so Bruckbauer.
„Auch wenn es noch einzelne Enttäuschungspotentiale gibt – wie vor allem in Spanien – dürfte im Durchschnitt
das strukturelle Defizit des Euroraum bereits 2013 lediglich 1,5 Prozent betragen. Zudem wird der Bankenmarkt,
so unsere Hoffnung, mit zunehmender Konkretisierung der Bankenunion im Euroraum einen ähnlich positiven Schub
erleben wie vorher der Staatsanleihemarkt durch die Ankündigung des OMT Programm der EZB.“ Auch wenn angesichts
der sehr restriktiv wirkenden Regulierungen nicht mit einem Kreditboom zu rechnen ist, sollte zumindest die teilweise
sehr aggressive Entschuldung abnehmen“, so Bruckbauer. Die Konjunkturrisiken sind klar: Neben einer Enttäuschung
bei der globalen Wirtschaftsdynamik, liegen sie vor allem bei der Nichtfortsetzung der Reformen, sowohl auf europäischer
Ebene, wie bei der Bankenunion, als auch auf nationaler Ebene.
Trendwende am Arbeitsmarkt 2014
Die Erholung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2013 reicht vorerst nicht aus, um die ungünstigen
Trends am österreichischen Arbeitsmarkt der vergangenen Wochen noch im laufenden Jahr zu drehen. Nach 7 Prozent
im Jahresdurchschnitt 2012 wird die Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 7,5 Prozent steigen und damit das Krisenniveau
aus 2009 übertreffen. „Wir sind optimistisch, dass im Jahr 2014, wenn die Konjunktur etwas stärker in
Schwung kommen wird, die Trendwende bei der Arbeitslosigkeit einsetzen wird. Wir erwarten einen leichten Rückgang
der Arbeitslosenquote auf 7,4 Prozent“, gibt sich Bruckbauer zuversichtlich. Der negative Trend am österreichischen
Arbeitsmarkt ist zwar derzeit unübersehbar, hält sich aber insbesondere im internationalen Vergleich
in Grenzen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote nach EU-Methode ist aktuell mit 4,9 Prozent die niedrigste in
der EU.
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