Ausbau von Finanzcoaching und betreuten Konten sowie Privatkonkurs auch für Menschen mit
zu wenig Einkommen als nächste Ziele
Wien (sk) - Schuldnerberatung rechnet sich fünffach: Eine Studie hat ergeben, dass jeder in staatlich
anerkannte Schuldnerberatung investierte Euro soziale und wirtschaftliche Wirkungen im Gegenwert von 5,3 Euro schafft.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer betonte deshalb am 13,06. bei einer Pressekonferenz zum Thema Schuldnerberatungen,
dass diese "einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen haben" und aus Sicht des Konsumentenschutzes, aber
vor allem aus Sicht der Sozialpolitik, sehr wichtig seien. "Die nächsten Ziele in diesem Bereich sind
der Ausbau des Finanzcoachings insbesondere für Migrantinnen und Migranten sowie der Ausbau der Budgetberatung",
betonte Hundstorfer. Die Budgetberatung ist eine Präventivmaßnahme, die bereits greift, wenn zwar schon
"die Alarmglocken schrillen", jemand aber noch nicht überschuldet ist.
In den nächsten Jahren soll das betreute, kostenlose Konto für Menschen, die derzeit keines bekommen
und Schwierigkeiten haben, ihre Finanzen zu verwalten, ausgebaut werden. In den vergangenen drei Jahren hätten
sich bereits einige Finanzinstitute an die sogenannten "Zweite Sparkasse", die solche Konten anbietet,
angeschlossen. Ein weiteres Ziel sei, den Privatkonkurs auch für Menschen, die z.B. die Mindestpension erhalten,
keine nennenswerten Beträge zum Abbau ihrer Schulden beitragen können und deswegen derzeit nicht in den
Privatkonkurs gehen dürfen, einzuführen. Hier gestalteten sich die Verhandlungen "sehr zäh",
so der Minister, der auf mehr Bewegung in der nächsten Regierungsperiode hofft. Auch in Deutschland sei dies
schon eingeführt worden.
Der Minister sprach den Schuldnerberatungen für die gute Zusammenarbeit und allen in diesem Segment Tätigen
für ihre "nicht einfache, aber notwendige Arbeit" seinen Dank aus. Auch, dass die Schuldnerberatungen
die Betroffenen der vergangenen Hochwasserkatastrophe kostenlos unterstützen, sei sehr wertvoll.
Die Studie, die für das Jahr 2011 durchgeführt wurde, zeigt, dass den Klienten geholfen werden konnte,
im Erwerbsleben zu verbleiben oder wieder ins Erwerbsleben einzutreten und einen besseren Umgang mit Geld zu erlernen;
der gesundheitliche und psychische Zustand der Klientinnen und Klienten verbesserte sich. Den größten
Nutzen aus den Beratungen ziehen die Klientinnen und Klienten (rund 60 Prozent des errechneten Gesamtnutzens),
aber auch Staat und Sozialsystem (30 Prozent), gefolgt von Arbeitgebern und anderen gewinnen, unter anderem, weil
oft der Arbeitsplatz behalten oder ein neuer gefunden werden kann. "Wichtig ist zeitnahe Unterstützung,
um eine Abwärtsspirale aus Arbeitslosigkeit und Krankheit zu verhindern", sagte die Studienleiterin Eva
More-Hollerweger, Vize-Direktorin am NPO-Kompetenzzentrum der WU Wien, die die Ergebnisse präsentierte. Auch
Hans Grohs (Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH, Dachorganisation der staatlich anerkannten
Schuldenberatungen) und Alexander Maly, Geschäftsführer der Schuldnerberatung Wien, nahmen im Rahmen
der Pressekonferenz zu den Ergebnissen Stellung.
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