Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl, Lawrence Weiner Landesgalerie
für zeitgenössische Kunst ST. PÖLTEN 22. Juni - 03. November 2013
St. Pölten (kunstnet) Ab 22. Juni 2013 präsentiert ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH in der Landesgalerie
für zeitgenössische Kunst ST. PÖLTEN im Landesmuseum Niederösterreich, Kulturbezirk 5, 3100
St. Pölten, mit der Ausstellung DIE DAMEN. Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl,
Lawrence Weiner die dritte Einzelschau.
"Als Agentur für selbstbewusste Kunst von Frauen sind DIE DAMEN geschichtsmächtig geworden. 1987
gründen Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen (1949-2003) und Ingeborg Strobl die prozessorientierte
Performancetruppe, deren Auftritte und Aktionen im Zeichen eines federleichten, spöttischen Feminismus stehen.
DIE DAMEN inszenieren Performances und parodistische Events und haben das Genre des Tableau Vivant, des lebenden
Bildes, ins Medienzeitalter übersetzt. Ihre Live-Interpretationen vom Rollenspiel der Geschlechter, die Kommentare
zum Status der Frau im Kunstbetrieb und in der Gesellschaft sind pointiert und kritisch, humorvoll und voll Selbstironie",
so Brigitte Huck, Kunstkritikerin und freie Kuratorin, Wien, in ihrem Publikationsbeitrag zu DIE DAMEN.
Nach dem Ausscheiden von Ingeborg Strobl 1992 wurde das Quartett neu gemischt und der New Yorker Künstler
Lawrence Weiner zur DAME.
Die Ausstellung ist eine umfassende Aufarbeitung der zahlreichen Projekte der vier Pionierinnen, die mit ihren
inszenierten Performances und parodistischen Events eine Kultur der Performance-Art vorwegnahmen und deren Arbeiten
sich im weiten Feld des "Crossover" als permanente Annäherung und Grenzüberschreitung zwischen
den Geschlechterrollen und den Bereichen der bildenden Kunst, Mode, Design, Architektur und Werbung darstellen.
Zur Ausstellung DIE DAMEN. Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl, Lawrence Weiner erscheint
eine Publikation mit Beiträgen von Brigitte Huck, Susanne Neuburger, Alexandra Schantl, Andreas Spiegl, Ernst
Strouhal und Peter Zawrel, die das künstlerische Werk der temporären Künstlerinnen-Formation umfassend
illustriert und dokumentiert.
ERSTER GEMEINSAMER AUFTRITT
Aus gegebenem Anlass, 8. Jänner 1988, Restaurant Wien Westbahnhof, Postkarte Mit diesem ersten Event definieren
DIE DAMEN - damals noch unter ihrem jeweiligen "bürgerlichen Namen" - die Parameter für alles
Weitere: von nun an werden sie gemeinsam vor allem eines sein: unverwechselbar. Um Persiflage wird es fortan gehen,
um Persiflage als Methode, um eine neue Technik, Haltung zu zeigen. Bereits mit ihrer ersten Nummer, einer Postkarte,
etablieren sich DIE DAMEN als Torpedos für Rollenklischees und Spezialistinnen fürs ironische Zitat.
Der Impuls für die Postkarte kam von einer legendären Aufnahme aus Wiens wilden 1968er Jahren: der Szenefotograf
Christian R. Skrein bat den männlichen Kern der intellektuellen Künstlerschaft von Christian Ludwig Attersee
bis Walter Pichler zur Fotosession. ... DIE DAMEN reagieren 20 Jahre später auf das Gruppenbild mit Ingrid
und inszenieren sich vor der Kamera Leo Kandls als die "Vier neuen Mitglieder des Ersten Wiener Männergesangvereins".
Sie liefern, das Skrein'sche Setting und Layout zitierend, die inspirierende Rettung vor dem Pathos der Alphamännchen.
Und die wäre: weibliche Selbstermächtigung.
GEBURTSSTUNDE DER MARKE DIE DAMEN
Postmodern, 18. April 1989, Secession Wien
Briefmarke 4D, gedruckt in der österreichischen Staatsdruckerei, nummeriert, gestempelt und ungestempelt,
Auflage 1000 Stück
Der Abend geht als Geburtsstunde der Marke DIE DAMEN in die Performancegeschichte ein. Zu einem eigenen und sehr
speziellen Kapitel werden sie Einladungen und Editionen entwickeln, die anlässlich einzelner Events produziert,
verkauft oder verschenkt werden. Die sinnigen Verweise aufs gestellte Thema sind trockener Kommentar, klug, prägnant
und voll abgründigen Humors, der groteske Komödie und die Schrecken der Bürokratie zu einer absurd-kafkaesken
Persiflage vereint ... hintergründig nennen DIE DAMEN den Abend "postmodern". Das konnte, schlicht
und analog, als kabarettistischer Slapstick über die Segnungen des Postbetriebs interpretiert werden, auf
einer deutlich ausgespielten Meta- Ebene meinte die Inszenierung jedoch das "Entwerten" des damals viel
beschworenen Phänomens der Postmoderne als kanonisiertes Denkschema.
Bei allen weiteren Aktionen und Performances wird das Medium Fotografie zum konstitutiven Element des Gesamtwerks
der DAMEN. Die Fotografie dient einerseits der Dokumentation und gleichzeitig stellt sie, wie z. B. für den
Kunstkalender für das Jahr 1991 "DIE DAMEN präsentieren ihre Zukunft", als inszenierte Fotografie
ein eigenständiges, künstlerisches Werk dar. Nichts überlassen DIE DAMEN dem Zufall, jede Pose,
jede Mise-en-Scène oder jedes Setting folgt einer genau durchdachten Regie- und Bildredaktion. Anfangs steht
ihnen Leo Kandl und später Wolfgang Woessner als professioneller Autorenfotograf zur Seite. Diese ästhetische
Strategie zieht sich wie ein roter Faden durch alle ihre Aktionen und wird zum Markenzeichen schlechthin. DIE DAMEN
haben ihre "Fan-Gemeinde", die ihnen gespannt und in Erwartung einer neuen Überraschung von einer
Aktion zur nächsten folgt, die jede für sich einmalig, einzigartig und zugleich ein gesellschaftliches
Ereignis des Sehens und Gesehenwerdens ist.
Zwischen den Jahren 1987 und 1996 fanden zahlreiche Aktionen von DIE DAMEN an den unterschiedlichsten Orten
statt, die in der Ausstellung in der Landesgalerie für zeitgenössische Kunst ST. PÖLTEN und in der
dazu erschienenen Publikation dokumentiert sind.
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