FH St. Pölten präsentiert Feldanalyse für Niederösterreich
St. Pölten (fh) - Frühe Hilfen in Form von Unterstützung und Förderung in der frühen
Kindheit können Lebensqualität, sozioökonomische Lage und Gesundheit bis weit ins Erwachsenenleben
positiv beeinflussen. Das Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten hat die
Lage zu Frühen Hilfen in Niederösterreich analysiert: Die bestehenden Angebote sind gut, könnten
aber besser vernetzt sein. Vor Kurzem wurden die Ergebnisse der Feldanalyse an der FH St. Pölten präsentiert.
Neurobiologische Forschungen belegen die zentrale Rolle der frühen Kindheit für lebenslange Gesundheit
und Lebensqualität: Passt die Kindheit, bewältigen die Erwachsenen im späteren Leben Stress besser
und durch beschützende Erfahrungen in der Kindheit kann Depressionen vorgebeugt werden. Andererseits können
traumatische Erfahrungen in der Kindheit spätere psychische Krankheiten verstärken. Auf diese Bedeutung
einer solchen frühzeitigen Wende von Belastung und Traumata bei Kindern wies Silke Birgitta Gahleitner, Professorin
für Klinische Psychologie und Sozialarbeit vom Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit
an der Donauuniversität Krems, in ihrem Vortrag hin.
Frühe Hilfen haben aber nicht nur eine individuelle Komponente: Sie reduzieren durch die bessere Gesundheit
im Erwachsenenalter auch Kosten für das Gesundheitssystem. "In der Kindheit wird der Grundstein für
lebenslange Gesundheit gelegt. Dort zu investieren lohnt sich bis weit ins Erwachsenenleben“, sagt Monika Vyslouzil,
die Leiterin des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung an der FH St. Pölten.
Mit dem Thema Frühe Hilfen beschäftigt sich daher auch ein bundesweites Grundlagenprojekt, das vom Gesundheitsministerium
beauftragt und aus Mitteln der Bundesgesundheitsagentur im Rahmen der Vorsorgestrategie finanziert wird. Das Grundlagenprojekt
wird von der Gesundheit Österreich (GÖG) in Kooperation mit regionalen Partnern umgesetzt – in Niederösterreich
mit dem Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der Fachhochschule St. Pölten.
Bessere Vernetzung nötig
Teil des Projekts war eine bundesweite Befragung von ExpertInnen zur Frühen Hilfe in Österreich, die
die Fachhochschule St. Pölten ausgewertet hat. Die Studie zeigte, dass es zwar ein breites Angebot zum Thema
gibt, dass es aber kein einheitliches Verständnis von Frühen Hilfen gibt: Elternberatung und -begleitung
zählen ebenso dazu, wie Frühförderung und Angebote in Eltern-Kind-Zentren.
Laut Stefanie Hengl, Mitautorin der Studie und Mitarbeiterin am Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung
der FH St. Pölten, meint die Hälfte der AnbieterInnen Früher Hilfen, dass Eltern nicht ausreichend
über das Angebot Bescheid wüssten. Die Angebote sollten besser vernetzt sein und es brauche mehr Öffentlichkeitsarbeit
und partizipative Elemente.
Das Angebot zu Frühen Hilfen ist laut den Umfrageergebnissen zwar gut, aber die Beteiligten kritisierten die
mangelnde Vernetzung zwischen den Institutionen. Daher widmete sich auch die Fachtagung an der Fachhochschule St.
Pölten Ende Mai vor allem der Vernetzung von AkteurInnen Früher Hilfen in Niederösterreich. Neben
der Vorstellung der Feldanalyse, Vorträgen zu unterschiedlichen theoretischen Aspekten und Projekten im Land
Niederösterreich stand daher der regionale Austausch im Mittelpunkt. Zentral war für die Teilnehmenden
der Wunsch nach einer koordinierenden Stelle im Zusammenhang mit Frühen Hilfen sowie die Einbindung von Angeboten
Früher Hilfen in den Mutter-Kind-Pass.
Projekt
„Frühe Hilfen“ an der FH St. Pölten
|