Ausstellung mit Unikaten der Steiermärkischen
Landesbibliothek
Graz (lk) - Ab sofort setzt die Steiermärkische Landesbibliothek in Graz einen weiteren Schwerpunkt
zum Roseggerjahr 2013. Anlässlich des 170. Geburtstages von Peter Rosegger eröffnete der für die
Bibliothek zuständige Kulturlandesrat Christian Buchmann die Ausstellung "Peter Rosegger - original".
Dort werden bisher unveröffentlichte und reichhaltig illustrierte Manuskripte sowie Unikate, etwa Lesebrillen
und Spazierstöcke gezeigt. "Der größte Nachlass an Werken Peter Roseggers ist seit 1932 in
der Obhut der Steiermärkischen Landesbibliothek. Wir bringen diese Schätze aus dem Tresor in die Öffentlichkeit
in einer für alle Altersgruppen zeitgemäß gestalteten Ausstellung. Ziel ist, dass jeder sich selbst
ein dem 21. Jahrhundert entsprechendes Bild eines der wichtigsten steirischen Dichter machen kann. Die erstmals
gezeigten Exponate und Kostbarkeiten sollen auch Anregung für neue Forschungsarbeiten sein", so Buchmann.
Die Ausstellung präsentiert im neuen Grazer Joanneumsviertel einen bunten Querschnitt aus dem Leben Roseggers.
Dies reicht von seinen allerersten, in Kurrentschrift verfassten und mit vielen Zeichnungen versehenen Jugendwerken,
über Fotos aus dem Familienbesitz und die Korrespondenz mit Zeitgenossen bis zu persönlichen Gegenständen,
wie Tintenfass und Feder, die zu seinem Tod 1918 auf seinem Schreibtisch standen. Ein Abschnitt ist der kritischen
Auseinandersetzung mit dem steirischen Dichter gewidmet. "Schon zu Lebzeiten wollten ihn Gegner als Antisemit
darstellen, nach seinem Tode wurden seine Werke von Nationalsozialisten politisch vereinnahmt und Jahrzehnte später
- als der steirische Rosegger-Literaturpreis im Jahre 1970 an Wolfgang Bauer verliehen wurde - meinten Kritiker,
diese Auszeichnung sei eines ,Sudeldramatikers' nicht würdig", betont Ulrike Habjan von der Landesbibliothek
als Kuratorin der Ausstellung.
Rundgang durch Manuskripte, Zeichnungen, Schriftwechsel
Der Rundgang beginnt bei den Manuskripten und Zeichnungen, die das "Schneiderpeterl" während seiner
Lehrzeit verfasste, wenn er abends auf "Stöhr" in Bauernstuben das Notizpapier herauszog und seine
Gedanken schriftlich festhielt. Die Zeichnungen des damals 18jährigen erinnern an Struwwelpeter oder "Max
und Moritz". Der Inhalt: Geschichten aus dem steirischen Landleben genauso wie über politische Ereignisse
und Jugendschwärme. Bei den Zeichnungen finden sich auch Motive aus der Stadt Graz, die er bereits als Jugendlicher
mehrfach besuchte, und sogar aus Wien, etwa die Hofburg und die Oper. Übrigens: Von diesen Werken stellt die
Landesbibliothek bereits 1500 Seiten online unter dem Titel "Externe Verknüpfung Rosegger digital"
zur Verfügung.
In seinem Leben folgen Familiengründung, das frühe Ableben seiner ersten Frau Anna, seine zweite Ehe,
seine insgesamt fünf Kinder - dargestellt durch zahlreiche private Portrait-Fotos, die zum Nachlass in der
Bibliothek gehören. Dann das reichhaltige Schaffen: Die Bibliothek präsentiert Manuskripte, etwa "Jakob
der Letzte" und auch Erstausgaben seiner gedruckten Werke, wie "Zither und Hackbrett", die sonst
im Nachlass in den neuen Tresorräumen des vor einem Jahr eröffneten Bibliotheksgebäudes gehütet
werden.
Peter Rosegger als Erfolgsautor und Journalist
Den klaren Schwerpunkt bildet aber Peter Roseggers literarisches Schaffen: So umfasst die zwei Jahre vor seinem
Tod bei Staackmann in Leipzig aufgelegt Gesamtausgabe 40 Bände, teilweise übersetzt in mehr als 20 Sprachen.
Der steirische Dichter führte damals - weit vor Autoren wie Jules Verne oder Theodor Storm - nicht nur die
Beststellerlisten in vielen Ländern an, er wurde auch drei Mal zum Literaturnobelpreis nominiert.
Sowohl vom Umfang als auch von der Aktualität betrachtet, ist Roseggers bedeutendstes Werk die Monatszeitschrift
"Heimgarten", von der in 35 Jahren insgesamt knapp 35.000 Seiten erschienen sind. Dort veröffentlichte
er aktuelle Kommentare, Gedichte und Fortsetzungsromane - etwa von Zeitgenossen wie Robert Hamerling, Ludwig Anzengruber,
Karl Morré und auch von Karl May. "Damit prägte er Graz als Literaturhauptstadt des deutschsprachigen
Raumes schon 100 Jahre bevor der Titel "Kulturhauptstadt" verliehen wurde", so Habjan.
Die Landesbibliothek selbst, die seit 1811 den Auftrag hat, sämtliche Werke von oder über Steirerinnen
und Steirer zu sammeln und nun 750.000 Werke im Bestand hat, erntete schon zu dessen Lebzeiten großes Lob
von ihrem Leser Rosegger, der im Heimgarten an alle Leserinnen und Leser sinngemäß adressierte: Sie
sind Mitbesitzer, alles steht Ihnen im Lesesaal unentgeltlich zur Verfügung, Sie erhalten das gewünschte
Buch sofort sofort in die Hand und können es sich auch in die ganze Steiermark zusenden lassen!
Die Ausstellung ist bis 31. Oktober 2013 Mo.-Fr. von 9-17 Uhr (in den Schulferien bis 13 Uhr) geöffnet.
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