Kahlenberger Gespräche im Zeichen der Herausforderungen des Tourismus
von morgen
Wien (modul) - Nach dem gelungenen Saisonauftakt der Kahlenberger Gespräche widmete sich das Karrierezentrum
der Modul University Vienna bei der Folgeveranstaltung am 12.06. erneut einem spannenden Thema: Nämlich der
Zukunft des Tourismus in Österreich. Unter dem Titel „Tourismus in Österreich, Quo Vadis?“ wurde der
Bericht des Expertenbeirats zu Österreichs Tourismusstrategie von einem hochbesetzten Podium aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Journalismus diskutiert.
„Welchen Weg wird der Österreichische Tourismus in Zukunft einschlagen?“, diese Frage stellte Hani El Sharkawi,
Leiter des Karrierezentrums MODUL Career im Rahmen seiner Eröffnung der Kahlenberger Gespräche. Den Anlass
dafür gab der erst kürzlich veröffentlichte Bericht des Expertenbeirats „Tourismusstrategie“, der
im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe der Kahlenberger Gespräche stand. Mit Prof. Dr. Egon Smeral (WIFO) und
Prof. Dr. Karl Wöber (MODUL University Vienna) stellten sich gleich zwei bedeutende Mitglieder des Expertenbeirats
der öffentlichen Diskussion am Wiener Kahlenberg, zu der das Karrierezentrum MODUL Career geladen hatte.
Hochkarätig besetztes Expertenpodium diskutierte Ergebnisse des Berichts
Univ.-Prof. Dr. Egon Smeral ist Ökonom und Experte für Tourismus und Freizeitwirtschaft am Österreichischen
Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und zusätzlich auch Professor an der Modul University Vienna.
Der Tourismus- und Wirtschaftsexperte vertrat im Rahmen seiner Keynote die Ansicht, dass „sich der österreichische
Tourismus 2012 nach einer länger andauernden Anpassungsphase erholt und wieder an Boden gewonnen hat. Jedoch
führen die europaweite Schuldenkrise und die Notwendigkeit der Sanierung der Staatsfinanzen dazu, dass sich
auch für den Tourismus die Entwicklungsspielräume deutlich verengen.“ Für Prof. Smeral sollte die
touristische Entwicklung daher weiterhin durch eine koordinierte und fokussierte Tourismuspolitik unterstützt
und vertieft werden.
Erwartungen und Prognosen über den Tourismus der Zukunft aus Sicht der Österreichischen Wirtschaft wurden
auch von Dr. Martin Schick eingebracht. Der geschäftsführende Gesellschafter und Obmann der Fachgruppe
Hotellerie der Wirtschaftskammer Wien leitet selbst ein Familienunternehmen im Tourismus und kennt daher die Sicht
der Wirtschaft besonders gut: „Die Nächtigungszahlen in Wien steigen. Durch das steigende Bettenangebot gibt
es jedoch zunehmend ein Umsatzproblem. Ich wünsche mir ein Bekenntnis der Stadtregierung zum Tourismus".
Aus seiner Sicht habe Österreich einen Wettbewerbsnachteil aufgrund der Sonntagsöffnungszeiten. Auch
die Erhöhung der Ortstaxe um 27% sowie weitere Anstiege bei diversen Gebühren für U-Bahn, Müll
und Wasser wurden von Dr. Schick kritisiert, der für weniger Einmischung durch den Staat eintrat. Angesprochen
auf ein Erfolgsrezept sollten für ihn „Altes und Kultur nach vorne gestellt, dabei aber modern inszeniert
werden.“
Ebenfalls am Podium vertreten war Dr. Petra Stolba. Sie ist seit 2006 Geschäftsführerin der Österreich
Werbung und wies in der Diskussion darauf hin, dass ein Paradigmenwechsel notwendig sei und man vor allem im Förderbereich
von der Anbieter- zur Nachfragesicht wechseln solle. „Im Marketing bedeutet das Koordinierung statt kompetitives
Auftreten der Tourismusverbände. Auch die Internationalisierung ist wichtig, um den Ganzjahrestourismus zu
unterstützen“, führte sie aus. So müsse Österreich einerseits auf den Hauptmärkten präsent
bleiben, obwohl diese gesättigt sind und zugleich neue Märkte aufbereiten. Zusätzlich wünscht
sie sich eine Studie zur Wirksamkeit von Marketinginstrumenten und sieht es als Aufgabe der Tourismuspolitik an,
Qualitätssicherung und Produktentwicklung zu forcieren.
Mit Günther Greul kam auch ein weiterer Experte und langjähriger Beobachter der Tourismus- und Freizeitwirtschaft
zu Wort. Der Redakteur von Tourismuswirtschaft Austria International (TAI), der trotz Ruhestand noch immer sehr
aufmerksam die Geschehnisse im heimischen und internationalen Tourismus verfolgt stellte fest, dass sich die Wertschätzung
der Politik für den Tourismus gebessert hat. Keine Notwendigkeit sieht er für einen Paradigmenwechsel,
denn das Grundprodukt Alpen, Donauraum und Seen, Städte und Kultur habe sich in den letzten 50 Jahren nicht
geändert. „Das Produkt kann zwar verbessert und besser verkauft werden, es zu verändern hingegen ist
nicht möglich. Wir erleben eine Renaissance der Sommerfrische, also wozu ein Paradigmenwechsel?“, fragte er
im Rahmen der Diskussion. Ändern müsse sich aber die Angebotspolitik. Dazu wünschte sich Greul eine
Benchmarkstudie, „um herauszufinden, was die EU-15 Länder besser machen.“ Der Wissenschaft warf er mangelnde
Kommunikation mit der Wirtschaft vor und forderte von der Politik mehr Geld und keine Einmischung des Staates in
den Tourismus.
Nicht fehlen bei einer solch spannenden Diskussion durfte natürlich auch der „Hausherr“ und Rektor der MODUL
University Vienna, Prof. Dr. Karl Wöber. Als national und international angesehener Experte im Bereich der
Tourismus- und Freizeitforschung „wünscht er sich eine Erhöhung der Tourismusforschungsförderung.
Im Sinne einer kompetitiven Förderung, bei der sich alle, die sich qualifiziert fühlen, einreichen können.“
Zusätzlich trat er auch für die Erforschung eines weiteren Bereichs ein und nannte in diesem Zusammenhang
die zukünftige Entwicklung des Arbeitsmarkts sowie die Authentizität des Produkts. Denn nur so lasse
sich herausfinden, „welchen Herausforderungen wir uns in Zukunft stellen müssen“.
Moderiert wurden die Kahlenberger Gespräche von Mag. Ulrike Reisner. Sie ist selbstständige Beraterin
im Bereich der politischen Strategieentwicklung und der politischen Kommunikation und beschäftigt sich seit
20 Jahren intensiv mit der alpinen Tourismus- und Freizeitwirtschaft.
Das Thema fand sowohl unter den Gesprächsteilnehmern als auch unter den anwesenden rund einhundert Gästen
regen Anklang, sodass es beim anschließenden Empfang noch lange weiterdiskutiert und Erfahrungen ausgetauscht
wurden.
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