Bericht des Unterrichtsressorts informiert über Stand der Umsetzung
Wien (pk) - Einen Überblick über den Stand der Entwicklungs- und Implementierungs- arbeiten zur
neuen Reife- und Diplomprüfung, die ab 2014/2015 an den Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) und
ab 2015/2016 an den Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) flächendeckend zur Anwendung kommen soll, gibt
ein ausführlicher Bericht des Unterrichtsministeriums. Zudem enthält er noch einen umfangreichen Anhang,
wo u.a. zahlreiche exemplarische Aufgabenstellungen in den einzelnen Klausurfächern angeführt werden,
zusammengestellt vom Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen
Schulwesens (BIFIE).
Was ist das Neue an der Reifeprüfung?
Die neue Reife- und Diplomprüfung wird aus einer verpflichtenden vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) in der
AHS bzw. aus einer Diplomarbeit in den BHS mit Präsentation und Diskussion, aus drei oder vier schriftlichen
Klausurarbeiten und aus drei oder zwei mündlichen Prüfungen bestehen (in Summe sind also immer sieben
Prüfungsteile zu absolvieren). Die Prüfung ist modular aufgebaut, dies bedeutet, dass KandidatInnen trotz
schriftlicher negativer Leistung(en) zu den mündlichen Prüfungen antreten dürfen. Ziel dieser Reform,
die das bisherige Unterrichtsgeschehen von Grund auf neu gestalten wird, ist vor allem die Kompetenzorientierung.
Die österreichische Reife- und Diplomprüfung ist keine vollständige Zentralmatura wie es sie etwa
in Frankreich gibt, denn es werden nicht alle Fächer standardisiert und zentral erstellt. Die Lehrpläne
der Oberstufe sind zu erfüllen und sind die Grundlage für die standardisierten Prüfungsgebiete.
Trotzdem lassen sie sehr viel Spielraum für autonomes Lehrerhandeln und Schwerpunktsetzungen an den Schulen.
Übergeordnetes Ziel der Entwicklung standardisierter kompetenzorientierter Prüfungsformen und -formate
sind die langfristige und dauerhafte Qualitätssteigerung und -sicherung an Österreichs allgemein- und
berufsbildenden höheren Schulen, heißt es von Seiten des Unterrichtsressorts. Wie bei den Bildungsstandards
sollen standardisierte Aufgabenstellungen bei den abschließenden Prüfungen zu einer stärkeren und
nachhaltigeren Ergebnisorientierung in der Planung und Durchführung von Unterricht führen. Die den Aufgaben
zugrunde liegende Kompetenzorientierung führt dabei konsequent jene Entwicklung fort, die mit der Neukonzeption
der Lehrpläne begonnen wurde: Der nachhaltige Erwerb variabel anwendbarer Kompetenzen rückt ins Zentrum
der Lehrtätigkeit, der Lernerfolg der SchülerInnen bemisst sich weniger am Ausmaß des von ihnen
kurzfristig abrufbaren Wissens, als vielmehr an der Fähigkeit, dieses Wissen situativ ein- und umzusetzen.
Die weiteren Implementierungsschritte im Jahr 2012
Um die Schulen sowie die Lehrer und Lehrerinn bestmöglich auf die standardisierte Reife- und Diplomprüfung
vorzubereiten, wurde das bereits bestehende Implementierungsprogramm beträchtlich erweitert, führen die
Autoren des Berichts an. Es umfasst nun neben Probeklausuren, Kompetenzchecks und Train-the-Trainer-Lehrgängen
auch zahlreiche Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen auf allen Systemebenen (mehr als 100 im Berichtszeitraum).
Den Lehrkräften wurden – und werden weiterhin – diese vielfältigen Möglichkeiten geboten, um eine
optimale Vorbereitung sowohl für die Schulversuche zur neuen Reife- und Diplomprüfung als auch die flächendeckende
Umsetzung der standardisierten Abschlussprüfungen 2015 bzw. 2016 zu gewährleisten.
Im Berichtszeitraum wurden österreichweit an 382 Schulen und unter Beteiligung von mehr als 14.000 Schülerinnen
und Schülern Feldtestungen von potenziellen Klausuraufgaben durchgeführt, um die Einhaltung der festgelegten
Qualitäts- und Anforderungskriterien sicherzustellen. Außerdem wurden an insgesamt 299 Standorten Schulversuche
zur standardisierten Reifeprüfung planmäßig und erfolgreich durchgeführt, wobei in Summe von
knapp 16.000 Kandidatinnen und Kandidaten in allen Bundesländern standardisierte kompetenzorientierte Klausuraufgaben
bearbeitet wurden. Neben den lebenden Fremdsprachen Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch wurde
erstmals auch ein Schulversuch in Mathematik an AHS durchgeführt. Im organisatorischen Bereich stellte die
planmäßige und reibungslose elektronische Übermittlung der Klausuraufgaben für den ersten
Nebentermin der Reifeprüfung im September 2012 eine Neuerung dar, die wertvolle Erkenntnisse für die
weiteren Planungs- und Entwicklungsschritte liefern konnte.
Sehr zufriedenstellende Ergebnisse bezüglich Maturaniveau
Zusammenfassend kann berichtet werden, dass die Ergebnisse in den standardisierten Bereichen der Überprüfung
in den AHS des Haupttermins 2012 sehr zufriedenstellend waren. Es könne behauptet werden, dass der Großteil
der österreichischen Maturantinnen und Maturanten das Zielniveau des Lehrplans erreicht.
Um die qualitative Weiterentwicklung der Klausuraufgaben und Begleitmaterialien, aber auch die Optimierung der
praktischen Durchführung der schriftlichen Reife- und Diplomprüfung an den Schulstandorten fortsetzen
zu können, wurden umfangreiche Befragungen von an den Schulversuchten teilnehmenden Lehrer und Schüler.
Die Auswertung der eingegangenen Daten spiegelt eine hohe bis sehr hohe Vertrautheit mit den zum Einsatz kommenden
Testmethoden und sehr hohe Zufriedenheit mit dem Layout der Testhefte wider. Das Schwierigkeitsniveau der eingesetzten
Aufgaben wird von den Lehrerinnen und Lehrern überwiegend als angemessen bewertet.
Bis zum Haupttermin 2012 fanden Schulversuche ausschließlich im Bereich der AHS statt. Ab dem Haupttermin
2013 werden Schulversuche in den lebenden Fremdsprachen und in Deutsch an AHS und BHS, in Latein und Griechisch
an AHS sowie in Angewandter Mathematik an BHS stattfinden.
|