Jemenitische Menschenrechtsaktivistin will sich auch an österreichischen Gesetzen orientieren
Wien (pk) - "Der Friedensnobelpreis war nicht nur eine große Auszeichnung für mich, sondern
hat das Engagement für Frauen- und Menschenrechte im Jemen insgesamt sehr gestärkt. Spätestens damit
wurde deutlich gemacht, dass dies wichtige Themen sind," sagte Tawakkol Karman am 27.06. bei ihrem Besuch
bei Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin von 2011 bezeichnete
Österreich als ein Vorbild bei der Umsetzung von Menschenrechten und Demokratie und freute sich besonders,
dass mit Barbara Prammer eine Frau an der Spitze des Nationalrats steht.
Interessiert war Karman an Gesetzestexten zur Informationsfreiheit und zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen.
Als Mitglied des "Nationalen Dialogprozesses" bat sie um Unterstützung in dieser schwierigen Übergangsphase
und bei der Erstellung einer neuen Verfassung. Sie äußerte die Hoffnung, dass mit den Wahlen 2014 demokratische
Strukturen im Jemen gefestigt werden können. Karman erläuterte, dass Gewalt gegen Frauen und Kinder,
besonders die Zwangsverheiratung von Mädchen ein besonders großes Problem in ihrem Land darstelle.
Nationalratspräsidentin Prammer betonte, die Unterstützung "junger" Parlamente liege ihr sehr
am Herzen und verwies auf ein erfolgreiches Austauschprogramm mit dem mosambikanischen Parlament. Ein starkes Parlament
sei die beste Basis für eine funktionierende Demokratie und dabei sei es besonders wichtig, Frauen zu stärken.
Die Jemenitin Tawakkol Karman wurde 2011 gemeinsam mit der Präsidentin von Liberia Ellen Johnson Sirleaf und
der Bürgerrechtlerin aus Liberia Leymah Gbowee mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Sie ist Mitglied
des "Nationalen Dialogprozesses" zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung und zur Vorbereitung von Wahlen
im Jemen. International wurde Karman als Führerin und Stimme der jemenitischen Jasmin-Revolution gegen das
Regime von Präsident Salih bekannt. Die Journalistin hat mit ihren Kommentaren in internationalen Medien die
Aufmerksamkeit der weltweiten Öffentlichkeit erfolgreich auf die Anliegen der Bewegung gelenkt. Als Mitbegründerin
der Nichtregierungsorganisation "Women Journalists without Chains" betrieb sie bereits 2006 mit Massen-SMS
die Absetzung von Salih. Tawakkol ist Mitglied der Oppositionspartei Al-Islah und setzt sich für die Rechte
von Frauen und Mädchen in Jemen sowie für eine moderate Auslegung des Islam ein.
Politikwissenschaftlerin Karman ist anlässlich der ExpertInnenkonferenz "Vienna+20: Advancing the Protection
of Human Rights" in Wien. Bei der vom Außenministerium, dem Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen
(OHCHR) und dem Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte organisierten Konferenz wird am 27. und 28. Juni
2013 über 20 Jahre Wiener UNO-Menschenrechtskonferenz Bilanz gezogen.
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