Department for Transport in London vergibt Auftrag zur Lieferung von 1.140 Wagen an Siemens
– Drehgestelle und Radsätze kommen aus Graz
Wien (siemens) - Der Thameslink-Auftrag zur Lieferung von neuen 1.140 Regionalzugwagen ist unter Dach und
Fach. Siemens wird ab 2016 für rund 1,6 Mrd. Pfund (rund 1,8 Mrd. Euro) die Züge liefern. Zusätzlich
übernimmt Siemens langfristig auch die Instandhaltung der Züge und baut dafür zwei neue Depots auf.
Dies ist der größte Auftrag, den Siemens jemals in Großbritannien gewonnen hat und einer der größten
Aufträge für die Bahnsparte von Siemens. Das Unternehmen kooperierte hier mit Cross London trains (XLT).
XLT ist ein Konsortium, bestehend aus Siemens Project Ventures GmbH, Innisfree Limited und 3i Infrastructure plc,
und zeichnet für die Finanzierung des Geschäfts verantwortlich.
„Dieser Auftrag unterstreicht eindrucksvoll unsere führende Rolle auf dem britischen Bahnmarkt, wo wir einen
hervorragenden Ruf haben. Unsere Pendlerzüge gelten als die zuverlässigsten im Land. Mehr als 350 Züge
legen jährlich über 80 Millionen Kilometer auf Schienen in Großbritannien zurück“, sagte Jochen
Eickholt, CEO von Siemens Rail Systems. „Wir freuen uns, dass ein wesentlicher Bestandteil des Thameslink-Auftrages
aus unserem Werk in Graz kommt, betont Arnulf Wolfram, Leiter des Sektors Infrastructure & Cities, CEE.
Die neugebaute Thameslink-Strecke durchquert London in Nord-Süd-Richtung und verbindet Bedford im Nordosten
der Hauptstadt mit Brighton an der Südküste. Das Projekt gilt als eines der größten Bahninfrastrukturprojekte
in England. Im Juni 2011 hatte das britische Transportministerium Siemens zum „preferred bidder“ bei diesem Projekt
ernannt.
Für den Auftrag hat Siemens ein neues Fahrzeug entwickelt und gut 50 Millionen Euro investiert. Der neue Desiro
City für den S-Bahn-, Regional- und Interregionalverkehr in Großbritannien reduziert den gesamten Energieverbrauch
sowie den Streckenverschleiß um bis zu 50 Prozent gegenüber den Vorgängermodellen. Dank einer verbesserten
Innenausstattung bietet die neue Zuggeneration höheren Komfort und größere Flexibilität: Durch
ein individuell wählbares Innenausbaukonzept kann der Desiro City im Vergleich zum Vorgängermodell bis
zu 25 Prozent mehr Passagiere aufnehmen. Je nach Bedarf und Einsatzgebiet lassen sich Anzahl der Sitzplätze
sowie Sitzabstände variieren. Auf diese Weise erhält man zusätzlichen Stehplatz und Raum für
Fahrräder und Rollstühle. Gebaut werden die Fahrzeuge ab 2014 im Siemens-Werk in Krefeld. Die Drehgestelle
und Radsätze für Thameslink werden im Siemens-Werk Graz gefertigt. Die ersten Züge sollen ab 2016
in den Betrieb auf die Strecke gehen.
Basierend auf den langjährigen Erfahrungen mit rund 1.500 Wagen der bewährten Desiro-Plattform in Großbritannien,
entwickelte Siemens mit dem Desiro City ein neues Plattformkonzept für den britischen Markt. Die Züge
sind bis zu 25 Prozent leichter als die bestehende Desiro-UK-Zugflotte. Dafür sorgen maßgeblich die
Leichtbauweise des Aluminium-Wagenkastens und die um rund ein Drittel gewichtsreduzierten Drehgestelle. Die Recyclingquote
liegt bei rund 95 Prozent. Der Desiro City ist als Einzelwagenzug konzipiert, der die komplette Antriebstechnik
in einem Wagen integriert. Alle Triebwagen sind gleich ausgestattet und können als End- und Mittelwagen eingesetzt
werden. Dies sorgt für eine hohe Flexibilität in der Zusammensetzung der Züge, die sich so an das
zu erwartende Fahrgastaufkommen anpassen lassen.
Die Desiro City Thameslink Fahrzeuge werden als acht- und zwölfteilige Züge in Dual Mode (750V Gleichspannung
oder 25kV Wechselspannung) betrieben. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 Kilometer pro Stunde. Siemens-Fahrzeuggeräte
(On Board Units, OBU) für das europäische Zugsicherungssystem (ETCS) Level 2 stellen die Kommunikation
der Züge mit der Streckenausrüstung sicher. Die Frischluftzufuhr wird entsprechend des Fahrgastaufkommens
in jedem Wagen automatisch über eine Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlage (HKL) mit CO2-Sensoren reguliert.
Siemens übernimmt auch die Instandhaltung des Fuhrparks. Dazu errichtet Siemens zwei neue Depots in Three
Bridges und Hornsey. Bei Service und Instandhaltung ist Siemens Marktführer in Großbritannien. Für
alle Flotten konnte Siemens langfristige Service-Verträge abschließen. Einschließlich des nun
gewonnenen Auftrags hat Siemens annähernd 3.000 Wagen nach Großbritannien geliefert
Siemens Graz
Siemens produziert in Graz Drehgestelle für U-Bahnen, Straßenbahnen, Triebwagengarnituren, Hochgeschwindigkeitszüge
und Loks für Märkte auf der ganzen Welt. Darüber hinaus hat Siemens am Standort Graz eine eigene
Radmontage aufgebaut. Damit kann das Unternehmen Achsen, Räder, Bremsscheiben und andere Komponenten von unterschiedlichen
Herstellern beziehen und die Räder selbst fertigen, anstelle sich auf die Lieferkette verlassen zu müssen.
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