Deutscher Künstler Olaf Nicolai gestaltet Denkmal am Ballhausplatz
Wien (rk) - Das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz am Ballhausplatz wird von Olaf
Nicolai gestaltet. Das verkündeten Martina Taig, Geschäftsführerin von Kunst im öffentlichen
Raum (KÖR) und Juryvorsitzender Martin Kohlbauer am 28.06. im Rahmen eines Pressegesprächs. Der 1962
geborene deutsche Künstler ging als Sieger des Realisierungswettbewerbes hervor. Stärke, Kraft und intellektueller
Überbau des Projektes von Olaf Nicolai hätten die Jury vollends überzeugt.
In der Begründung führte die Jury aus: "Olaf Nicolais Skulptur setzt an einem zentralen Ort der
Republik ein überzeugendes kritisches und künstlerisches Zeichen der Zivilcourage, das zugleich universal
lesbar ist. Ein Symbol dafür, dass die Vergangenheit Herausforderung für die Gegenwart ist. Das begehbare
Denkmal soll an die Opfer der NS-Militärjustiz erinnern und am Rand des Volksgartens aufgestellt werden."
Auch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny unterstrich die Bedeutung dieses historischen Themas: "Der aktive
und bewusste Umgang mit der Vergangenheit ist mir seit jeher ein wichtiges Anliegen. Diese Auseinandersetzung berührt
verschiedenste Facetten der Wiener Geschichte, so auch jene der Deserteure. Nun ist mit dem Siegerprojekt ein weiterer,
unverzichtbarer Schritt getan, ein Schritt von Dauer und ein sichtbares Zeichen für nachfolgende Generationen."
Die begehbare Skulptur mit Inschrift
Das begehbare Denkmal in Form eines liegenden "X" besteht aus einer dreistufigen Betonskulptur mit den
Maßen von knapp 10 mal 9 Metern und 1,65 Metern Höhe. Die einzelnen Stufen sind jeweils 55 Zentimeter
hoch und 60 Zentimeter tief. Auf der Oberfläche ist eine Inschrift aus gegossenen und verzinkten Stahlbuchstaben
angebracht, die aus den Worten "all" und "alone" besteht. Durch eine transparente Endbeschichtung
gegen Vandalismus und Graffiti erhält das blaue Denkmal eine seidenmatte Oberfläche.
Nicolais habe sich bei seinen Überlegungen zur Gestaltung des Denkmals vor allem auf die Situation der persönlichen
Entscheidung, der Selbst-Ermächtigung, fokussiert: "Obwohl mir klar ist, dass dieses Denkmal auch andere
Personen würdigt als den so genannten Deserteur, ist mir doch diese 'Figur' in den Überlegungen sehr
wichtig. In der Konstellation, in welcher sich der Deserteur befindet, steht die zentrale Entscheidung klar vor
Augen - man entschließt sich, eine Entscheidung zu fällen, die gegen ein geltendes Recht verstößt,
weil man mit diesem Recht uneins ist."
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