Pilz: Bericht der Wiener Pflege- und
 PatientInnenanwaltschaft für 2012

 

erstellt am
28. 06. 13
14.00 MEZ

Viele Anfragen beweisen hohes Interesse der Bevölkerung
Wien (rk) - Die unabhängige Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft (WPPA) zieht Bilanz über ihre Tätigkeit im Jahr 2012. Die Wiener Patientenanwältin Dr.in Sigrid Pilz legte ihren Bericht im Wiener Landtag am 27.06. vor. Die vielen Anfragen belegen, dass die WPPA auch im Jahr 2012 von den Wienerinnen und Wienern als wesentlicher Teil des Angebotes der Stadt Wien gesehen wurde. Der WPPA wird durch die Bevölkerung große Akzeptanz und Vertrauen entgegengebracht.

Die WPPA bietet Information und Rechtsberatung für alle Fragen zum Wiener Gesundheitswesen einschließlich des Pflegebereichs. Einen besonderen Schwerpunkt stellt die Prüfung von Schadenersatz- bzw. Gewährleistungsansprüchen bei behaupteten Behandlungsfehlern dar. Außerdem ist es möglich, in der WPPA nach eingehender rechtlicher Beratung kostenlos eine Patientenverfügung zu errichten. Von diesem Angebot haben 2012 447 Personen Gebrauch gemacht. Damit stieg die Zahl um mehr als 25 Prozent gegenüber 2011 an. Im Berichtsjahr 2012 gab es insgesamt 11.775 Kontakte, davon 1.890 schriftliche Eingaben, 1.621 persönliche Vorsprachen und 8.264 telefonische Anfragen. Von diesen Anliegen wurden 3.350 aktenmäßig erfasst, was einem Anstieg von über 10 Prozent der schriftlichen Überprüfungen gegenüber 2011 entspricht. Die telefonische Beratung stellte das zahlenmäßig größte Aufkommen dar. Davon waren wiederum Behandlungsbeschwerden mit 37 Prozent, Anfragen zur Patientenverfügung mit 20 Prozent und 8 Prozent Fragen zu Kosten die größten Bereiche.

Entschädigungen in der Höhe von fast drei Millionen Euro
Insgesamt konnten im vergangenen Jahr in 399 Fällen Entschädigungen von Versicherungen, dem Wiener Krankenanstaltenverbund, dem Wiener Patientenentschädigungsfonds und dem Wiener Härtefonds erwirkt werden. In Summe wurden Entschädigungen in der Höhe von 2.9 Millionen Euro an die Wiener PatientInnen ausbezahlt.

Qualitätssicherung in privaten Belegspitälern
An die WPPA werden immer wieder Fälle herangetragen, wo es zu Schädigungen von PatientInnen kam, die mit der speziellen Struktur von privaten Belegspitälern in Zusammenhang stehen. Es ist ein Faktum, dass in Wiener Privatspitälern auch Eingriffe in der höchsten Operationsklasse gemacht werden. Nach Leistungsmatrix des Österreichischen Strukturplans Gesundheit (ÖSG) sollten dafür die nötigen Strukturqualitäten - Infrastruktur und Personal - in den Krankenanstalten geboten werden. Private Belegspitäler verfügen über Aufwachräume mit künstlicher Beatmung, mancherorts sind IMC-Einheiten vorhanden. Allerdings fehlen allen Häusern Intensiveinheiten, die auch Dialyse zulassen und eine für Intensivbehandlung notwendige Infrastruktur mit 24 Stunden Verfügbarkeit (z.B. für bildgebende Verfahren, Speziallabors und Ärzte aller relevanten Fächer).

Die WPPA fordert daher die Privatversicherungen dringend auf, nur jene Leistungen im Privatspital zu bezahlen, für die dort eine entsprechende Infrastruktur und fachliche Qualität geboten wird. Die Behandlungsqualität soll durch eine transparente und nachvollziehbare Auswahl der beschäftigten Belegärzte sichergestellt werden: Aus- und Fortbildung, Fallzahlen, Komplikationsraten, Offenlegung der anderen Beschäftigungs- und Dienstverhältnisse; Nachvollziehbarkeit von Ruhezeiten zwischen der Tätigkeit in der Hauptbeschäftigung und im Belegspital, Wegzeiten und Erreichbarkeit. Außerdem sollte der Patientenentschädigungsfonds auf alle Belegspitäler ausgeweitet werden, da private (nicht gemeinnützige) Spitäler derzeit vom Patientenentschädigungsfonds ausgenommen sind.
Lange Wartezeiten und mangelhafte Betriebsabläufe in den Spitalsambulanzen

Im Jahr 2012 wurde an die WPPA eine hohe Anzahl von Beschwerden, die den Spitalsambulanzbereich betrafen, herangetragen. Lange Wartezeiten auf eine ärztliche Konsultation, unkoordiniertes Vorgehen des Personals, mangelhafte Kommunikation über die weitere Vorgangsweise, Nachhause geschickt werden trotz bestehender gesundheitlicher Probleme stellten die häufigsten Beschwerdegründe dar.

Der WPPA ist durchaus bewusst, dass die ständig steigende Zahl von PatientInnen, die die Ambulanzen aufsuchen, das dort tätige Personal an die Grenzen ihrer Belastbarkeit führt. Nichtsdestotrotz ist es unverzichtbar, dass PatientInnen in den Ambulanzen möglichst schnell, sicher und sorgfältig behandelt werden. Alle Systempartner sind daher dringend aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die die Spitalsambulanzen dauerhaft entlasten. Die ersten Schritte in diese Richtung sind mit dem gestern unterzeichneten Bundes-Zielsteuerungsvertrag für die geplante Gesundheitsreform bereits gesetzt worden.

 

 

 

Informationen: http://www.patientenanwaltschaft.wien.at/

 

 

 

 

 

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