Krise im Euro-Raum hemmt Aufschwung in Österreich

 

erstellt am
28. 06. 13
14.00 MEZ

WIFO-Prognose für 2013 und 2014
Wien (wifo) - Die Anfang 2013 von einigen Vorlaufindikatoren angedeutete Erholung im Euro-Raum blieb bislang aus. In Österreich entwickelte sich die Wirtschaft im I. Quartal 2013 daher schwächer als erwartet. Das WIFO prognostiziert einen mäßigen Aufschwung im 2. Halbjahr, das Wirtschaftswachstum wird aber 2013 lediglich 0,4% betragen; 2014 wird es sich auf 1,6% beschleunigen.

Während die Konjunkturerholung in den USA, in Japan und Teilen Südostasiens, Südamerikas und Afrikas anhält, bleibt die Wirtschaftsentwicklung in Europa, insbesondere im Euro-Raum besonders schwach. In einigen europäischen Peripherieländern wurden Maßnahmen gesetzt, um die preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und das Defizit im Außenbeitrag zu senken. Wegen der niedrigen Exportquote der betroffenen Länder und des gedämpften Welthandels 1) dominierten aber die negativen binnenwirtschaftlichen Effekte dieser Maßnahmen. Aufgrund des Attentismus der Banken bei der Kreditvergabe kann die Fremdfinanzierung den Ausfall der Eigenfinanzierung im privaten Sektor vielfach nicht kompensieren. Die empfindliche simultane Einschränkung der öffentlichen Nachfrage in vielen europäischen Ländern erwies sich zudem als kräftige Wachstumsbremse.

1) Der Welthandel nahm 2012 mit +1,9% (Durchschnitt 1992/2012 +6,0%) deutlich weniger zu als die Wirtschaftsleistung insgesamt (+3,2%); laut OECD war eine solche Konstellation in den vergangenen 50 Jahren erst sechsmal zu beobachten (zuletzt in den Abschwungjahren 2001 und 2009).

In Österreich ist die Export- und Investitionsdynamik aufgrund des schwachen internationalen Umfeldes auch heuer gedämpft. Ein mäßiger Anstieg der Realeinkommen und zunehmende Sparanstrengungen der privaten Haushalte belasten weiterhin die Konsumnachfrage. Das reale BIP wird daher 2013 um nur 0,4% wachsen. Der Beschäftigungszuwachs verliert an Dynamik (2013 +0,7%, 2014 +0,8%), die Arbeitslosenquote nimmt zu (auf 7,5% bzw. 7,6%); die Inflation geht langsam zurück (auf 2,2% bzw. 2,0%).

Üblicherweise expandiert der Welthandel bei solidem Produktionswachstum (Weltwirtschaft 2012 +3,2%, Durchschnitt 1992/2012 +3,6%) zügig; 2014 dürfte er daher mit +6,0% wieder den langfristigen Durchschnitt erreichen. Österreich wird als exportstarke Volkswirtschaft von dieser Belebung profitieren: Die Exporte werden 2014 stärker anziehen und zunehmend heimische Investitionen stimulieren. Die privaten Haushalte werden die Einkommenszugewinne 2014 wieder vermehrt für Konsumzwecke verwenden. Für 2014 wird daher mit einem realen BIP-Zuwachs von 1,6% gerechnet.


Methodische Hinweise und Kurzglossar

Periodenvergleiche
Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Wachstumsüberhang
Der Wachstumsüberhang bezeichnet den Effekt der Dynamik im unterjährigen Verlauf (in saisonbereinigten Zahlen) des vorangegangenen Jahres (t0) auf die Veränderungsrate des Folgejahres (t1). Er ist definiert als die Jahresveränderungsrate des Jahres t1, wenn das BIP im Jahr t1 auf dem Niveau des IV. Quartals des Jahres t0 (in saisonbereinigten Zahlen) bleibt.

Durchschnittliche Veränderungsraten
Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche Rate 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene von 2009 auf 2010.

Reale und nominelle Größen
Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Produzierender Bereich
Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.

Inflation, VPI und HVPI
Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone.

Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest
Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit ( http://www.konjunkturtest.at/ ). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote
Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Definition der Arbeitslosenquote
Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenzdiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".

 

 

 

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