In behutsamer Abstimmung auf die Bedürfnisse in Tibiri (Niger) plant man an der TU Wien
Gebäude, in denen bald schon unterrichtet und medizinische Versorgung geboten werden soll.
Wien (tu) - Bildung, Gesundheit und sozialen Zusammenhalt soll es bringen, das „Dorf der Hoffnung“, das
in Tibiri in Niger aufgebaut wird. Die Initiatorin des Projektes Marie Catherine Kingbo besucht derzeit die TU
Wien, die das Projekt mit architektonischen Ideen unterstützt. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung wurden speziell
an die Region angepasste Bauvarianten entwickelt. Finanzielle Hilfe kommt vom Rotary Club Wien-Stadtpark, zusätzliche
Spenden werden noch gesucht.
Ernähren, unterrichten, heilen
Marie Catherine Kingbo ist gebürtige Senegalesin, arbeitet aber bereits seit 2002 in Niger. Die Ordensfrau
widmet sich mit ihren Mitarbeiterinnen den Menschen, die in den Dörfern nördlich der Provinzhauptstadt
Maradi leben. Viele wichtige Aufgaben gibt es dort zu bewältigen: In Kingbos Arbeit geht es um die Bereitstellung
von Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung, vor allem aber soll auch die Schulbildung verbessert werden,
und durch die Vergabe von Mikrokrediten sollen kleine Geschäfte aufgebaut werden können. Dass Kingbo
als christliche Ordensfrau in einer fast ausschließlich muslimischen Region arbeitet, ist für sie kein
Problem: Sie genießt volle Akzeptanz der lokalen Imame und Behörden.
Nun will Marie Catherine Kingbo ein „Dorf der Hoffnung aufbauen“, das unter anderem eine Vorschule für 300
Kinder und eine Grundschule für 1.200 Schüler, ein Schwesternwohnheim sowie ein kleines Spital beheimaten
wird. Dafür wird die Errichtung von Bauwerken nötig sein, die deutlich größer sind als die
typischen Häuser der Region. Daher arbeitet Kingbo bei der Planung mit der TU Wien zusammen: Unter der Leitung
von Prof. Andrea Rieger-Jandl wurden von Studierenden Entwürfe für die Gebäude im Dorf der Hoffnung
erarbeitet.
Regional passende Architekturideen entwickeln
Am Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege der TU Wien hat man viel Erfahrung mit
außereuropäischen Forschungsprojekten. Auch in Äthiopien und in Saudi-Arabien hat das Team bereits
gearbeitet. Mit Bärbel Müller von der Universität für Angewandte Kunst und der Architektin
Anna Heringer begleiten zusätzlich zwei renommierte, international erfahrene Fachfrauen das Projekt.
„Wir wollen keinesfalls unsere europäischen Architektur-Gewohnheiten den Menschen in anderen Regionen aufzwingen“,
sagt Ulrike Herbig (TU Wien). „Wir sehen uns die Infrastruktur und die Bautradition vor Ort genau an. Dann versuchen
wir zu überlegen, wie man die Gebäude auf eine Weise planen kann, die gut zu den dort vorhandenen Materialien
und Baugewohnheiten passt.“
In der Region um Tibiri wird viel mit Lehm gebaut, dieses Material spielt daher in den Entwürfen der TU-Studierenden
auch eine wichtige Rolle. Die Ergebnisse der Planungsarbeit sind eine logische Fortsetzung der lokalen Bautradition,
sie nehmen Rücksicht auf die Ressourcen, die dort zur Verfügung stehen, und auf die handwerkliche Expertise
der Gegend.
Finanzielle Unterstützung willkommen
Unterstützt wird das Projekt von Mitgliedern des Rotary Club Wien-Stadtpark, von denen die „Initiative Maradi
zur Förderung junger Menschen im Niger“ gegründet wurde. Diese Initiative soll Marie Catherine Kingbos
Pläne dauerhaft unterstützen, damit die Projekte langfristig planbar werden. Die Mitglieder des Vereins
arbeiten ehrenamtlich, daher fallen keine administrativen Kosten an und jede Spende erreicht zur Gänze die
Menschen im Süden von Niger.
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