Besserung im zweiten Halbjahr nach schwacher erster Jahreshälfte
Wien (bank austria) - Die österreichische Industrie findet vorerst nur langsam den Weg aus dem Konjunkturtal.
Die monatliche Umfrage unter heimischen Einkaufsmanagern zeigt aktuell eine Stabilisierung des Geschäftsumfelds
im Sektor an. „Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex setzte im Juni die Aufwärtsbewegung des Vormonats mit
einem kleinen Schritt fort. Trotz eines Anstiegs um 0,1 Punkte liegt der Indikator mit einem aktuellen Wert von
48,3 noch unterhalb der Wachstumsgrenze von 50 Punkten“, erklärt Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer.
Bereits seit einem Jahr hat der Bank Austria EinkaufsManagerIndex nicht mehr die Wachstumsschwelle übersteigen
können, doch der Tiefpunkt zu Ende des ersten Quartals 2013 ist mittlerweile überwunden. Seitdem ist
ein stetiger Forschritt am Weg zur Konjunkturauffrischung spürbar. „Die Auftragslage hat sich im Juni weiter
verbessert und in einigen weiteren Teilergebnissen spiegelt sich eine Stärkung der Nachfrage wider. Der Jobabbau
verlangsamt sich und die aktuelle Preisdynamik entlastet, doch die leicht sinkende Produktionsleistung trübt
das Bild“, beschreibt Bruckbauer die wichtigsten Details aus der aktuellen Umfrage von Markit Economics im Auftrag
der Bank Austria.
„Den zweiten Monat in Folge haben die heimischen Industriebetriebe diesen Juni mehr Aufträge verzeichnen
können. Doch die Auftragspolster sind wieder geringfügig dünner geworden und die Produktionsleistung
ist nach dem leichten Anstieg im Vormonat sogar etwas zurückgenommen worden“, so Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl. Auch die Reduktion der Einkaufsmenge weist auf das mittlerweile zwar gestärkte, aber noch
immer recht durchwachsene Nachfrageumfeld für die exportorientierte Industrie Österreichs hin.
Aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen legen die österreichischen Erzeuger großen Wert auf eine
weitere Optimierung der Lagerhaltung. „Sowohl die Bestände in den Vormaterial- als auch Verkaufslagern wurden
im Juni abermals verringert, um die anfallende Kostenbelastung in den wenig umsatzdynamischen Monaten gering zu
halten. Die aktuellen Lagerbewegungen weisen jedoch auch auf die sich abzeichnende leichte Nachfragestärkung
hin. Die Lagerbestände im Verkauf haben sich im Juni recht deutlich verringert und der Lagerabbau im Einkauf
hat sich spürbar verlangsamt“, so Pudschedl.
„Auch die jüngsten Preistrends untermauern, dass sich dank der stärker werdenden Nachfrage die Industriekonjunktur
aufzufrischen beginnen dürfte. Trotz scharfem Wettbewerb haben sich die Verkaufspreise im Juni weitgehend
stabilisiert. Zudem hat sich das Tempo der Verbilligung von Vormaterialien und Rohstoffe auf den internationalen
Märkten eingebremst“, meint Bruckbauer. Den sechsten Monat in Folge führte die Preisdynamik im Ein- bzw.
Verkauf nun bereits zu einer Kostenentlastung für die heimischen Betriebe, wovon im Juni insbesondere Betriebe
des Vorleistungs- und Investitionsgüterbereichs profitierten.
Die stark exportabhängige österreichische Industrie hat sich trotz des schwachen internationalen Umfelds
im laufenden Jahr bislang recht gut gehalten. In den ersten vier Monaten 2013 stagnierte die heimische Industrieproduktion.
Sowohl im Mai als auch im Juni notierte der Bank Austria EinkaufsManagerIndex knapp unter der Wachstumsschwelle,
was bis zum Sommerbeginn die verhaltene Entwicklung prolongiert hat, worauf auch der weitere – wenn auch etwas
verlangsamte – Beschäftigungsrückgang im Sektor hinweist. Angesichts eines leicht gestärkten Nachfrageumfelds
haben sich die Aussichten auf eine Belebung der Industriekonjunktur in den kommenden Monaten jedoch gefestigt.
Das Verhältnis der Auftrags- zu den Lagertrends hat sich diesbezüglich als sehr aussagekräftiger
Indikator erwiesen. Vorerst wird die etwas gestärkte Nachfrage unter Berücksichtigung der vorhandenen
Lagerkapazitäten jedoch einen nur gemäßigten Produktionsanstieg auslösen. „Wir gehen für
2013 von einem Wachstum in der verarbeitenden Industrie von einem Prozent aus. Die Industriekonjunktur hat sich
zwar stabilisiert, allerdings fehlen noch Kräfte, die eine nachhaltige Belebung ermöglichen. Die positiven
Signale von der US-Wirtschaft und die laufende Stabilisierung der europäischen Konjunktur, allen voran in
Deutschland, werden der heimischen Industrie jedoch mehr und mehr Schwung verleihen, der 2014 einen Produktionsanstieg
um rund 4 Prozent erwarten lässt“, analysiert Bruckbauer die Wachstumsaussichten für die heimische Industrie.
Der Produktionssektor wird sowohl in den kommenden Monaten als auch 2014 eine ganz entscheidende Rolle für
die Belebung der österreichischen Wirtschaft spielen, da die Inlandsnachfrage durch die ungünstigen Arbeitsmarkttrends
unter Druck steht. In Österreich wird die exportstarke Industrie nach Einschätzung der Ökonomen
der Bank Austria wieder einmal zur bestimmenden Stütze des Wirtschaftswachstums, das sich von 0,4 Prozent
im laufenden Jahr auf 1,6 Prozent 2014 erhöhen wird.
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