Praktika mit neuem Qualitäts-Check erleichtern, neue Jugendbanken etablieren, Freiwilligeneinsatz
fördern - Jugend trotz Wirtschaftskrise zu 81 Prozent optimistisch
Wien (bmwfj) - Wirtschafts- und Jugendminister Reinhold Mitterlehner präsentierte am 27.06. die neue
Jugendstrategie seines Ressorts, die Ziele, Projekte und Maßnahmenvorschläge für den Zeitraum 2013
bis 2020 enthält. "Unser Ziel ist es, nicht nur eine Politik für Jugendliche zu machen, sondern
vor allem mit ihnen. Mit der Jugendstrategie wollen wir aus Betroffenen Beteiligte machen, indem wir Bewerbung
und Jobsuche erleichtern, die Mitbestimmung von Jugendlichen ausbauen und den Freiwilligeneinsatz fördern",
sagt Mitterlehner zu der unter Einbindung von rund 1.000 Jugendlichen und gemeinsam mit der Bundes-Jugendvertretung,
dem Netzwerk Offene Jugendarbeit und dem Netzwerk Österreichische Jugendinfos erarbeiteten Strategie. "Mit
neuen Projekten wie der Checkliste für Qualitätspraktika und den geplanten Jugendbanken sind wir auf
dem richtigen Weg", so Mitterlehner.
Rückenwind für die Umsetzung liefert der hohe Zukunftsoptimismus, wie der neue Jugendmonitor zeigt: "Trotz
der wirtschaftlichen Krisenstimmung in ganz Europa sind Österreichs Jugendliche ungebrochen optimistisch.
81 Prozent blicken der Zukunft derzeit sehr oder eher zuversichtlich entgegen, das sind sechs Prozentpunkte mehr
als im Herbst des Vorjahres", so Mitterlehner auf Basis der repräsentativen Befragung von netto 800 Jugendlichen,
repräsentativ für die Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen.
Bildungs- und Berufsorientierung ausbauen
Die Ziele und Vorschläge der Jugendstrategie drehen sich rund um die drei Schwerpunkte Beschäftigung
und Bildung, Beteiligung und Engagement sowie Lebensqualität und Miteinander. So soll Österreich im Jahr
2020 bei der Jugendarbeitslosigkeit weiterhin unter den drei besten EU-Ländern liegen, die Schulabbrecher-Quote
2020 die niedrigste in der EU sein und die Zahl der Unternehmensgründer unter 30 Jahre steigen. "Daher
müssen wir sowohl den Unternehmergeist fördern als auch die Bildungs- und Berufsorientierung auf allen
Ebenen ausbauen, zum Beispiel durch einen eigenständigen Pflichtgegenstand dafür zumindest ab der siebten
Schulstufe", so Mitterlehner. "Aufgrund des demographischen Wandels mit einer langfristig sinkenden Zahl
an jungen Menschen müssen wir die Treffsicherheit der Ausbildung erhöhen und die Potenziale der Jugend
besser nützen", betont Mitterlehner.
Freiwilliges Engagement fördern, Politische Bildung ausbauen
Darüber hinaus sollen auf Basis des im Herbst in Niederösterreich startenden Pilotprojekts "Was
ich kann" vor allem informell erworbene Schlüsselkompetenzen im Berufsleben stärker anerkannt werden.
"Wir wollen damit auch das freiwillige Engagement fördern, weil gerade sozial und gesellschaftlich engagierte
Jugendliche bei Bewerbungen Vorteile haben werden, wenn 'soft skills' wie Teamkompetenz im Berufsleben besser anerkannt
werden", so Mitterlehner. In Zukunft soll sich die Quote der freiwillig engagierten Jugendlichen auf zumindest
50 Prozent erhöhen und soll die Wahlbeteiligung der Erstwähler steigen. Notwendig dafür ist aus
Mitterlehners Sicht auch ein Ausbau der Politischen Bildung an Schulen, damit Jugendliche ihr Wahlrecht ab 16 informiert
ausüben können. Zu diesem Thema wird daher eine Machbarkeitsstudie erstellt.
In diesem Zusammenhang fördert das Jugendministerium auch die Erstellung von sachlichen Abstimmungshilfen
durch die Bundesjugendvertretung. "Allein schon aufgrund des demographischen Wandels müssen wir die Stimme
der Jugend verstärken", so Mitterlehner. Die damit verbundenen Herausforderungen erläutert der Politik-
und Kommunikationswissenschaftler Peter Filzmaier. "2012 lebten in Österreich 1,714 Millionen Kinder
und Jugendliche unter 20 Jahren, das sind rund 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ihr Anteil wird aber laut
dem Hauptszenario der Statistik Austria-Prognosen bis 2030 auf unter 15 Prozent sinken, während der Anteil
der Menschen im nicht mehr erwerbsfähigen Alter von heute 18 auf mehr 30 Prozent steigen wird", so Filzmaier.
Neue Checkliste Qualitätspraktika
Als weitere Maßnahme sieht die Jugendstrategie eine neue Checkliste für Qualitätspraktika vor.
"Ein ideales Praktikum besteht für Jugendliche aus einer interessanten Tätigkeit, der Chance auf
Erfahrungen und der Möglichkeit, wirklich mitarbeiten zu können. Die Informationen darüber sollten
aber noch verstärkt werden", verweist Mitterlehner auf die Ergebnisse des aktuellen Jugendmonitors. Demnach
hat rund die Hälfte der Befragten im Alter von 14 bis 24 Jahren bereits Praktika absolviert, bei Jugendlichen
über 17 Jahren sind es knapp zwei Drittel. Rund die Hälfte davon waren freiwillige Praktika, die übrigen
verpflichtend im Rahmen der Schul- bzw. Berufsausbildung. "Knapp 50 Prozent der Befragten sind für ihre
Arbeit in einem Praktikum bezahlt worden. Geld zu verdienen ist gegenüber dem Interesse aber kein herausragendes
Motiv, wie der Jugendmonitor ergeben hat", ergänzt Filzmaier, dessen Institut die Studie im Auftrag des
BMWFJ durchgeführt hat.
Pilotprojekt für neue Jugendbanken
Ein weiteres Strategieziel dreht sich um den Schwerpunkt Lebensqualität & Miteinander, in dessen Rahmen
Mitterlehner neue Jugendbanken ("Youth Banks") etablieren will. Dafür soll ein Projektfonds nach
dem Modell der europäischen "Lokalen Agenda 21" aufgesetzt werden, mit dem regionale Nachhaltigkeits-Projekte
unterstützt werden. "Damit können die Jugendlichen ihre Agenda selbst in die Hand nehmen. Durch
kleine Jugendbank-Projekte lassen sich sowohl das individuelle Leben als auch die Gesellschaft umwelt-, gesundheits-
oder sozialbewusster gestalten", so Mitterlehner. Die Umsetzung erfolgt über eine Gruppe von Jugendlichen
von 14 bis 24 Jahren, die sich unter Betreuung von Experten zusammenschließen und mit ihrem Förderbudget
einzelne Projekte mit bis zu 500 Euro unbürokratisch unterstützen können. Mögliche Projekte
sind zum Beispiel Fortbildungen für ein Schülerzeitungsredaktionsteam, die Durchführung eines Jugendforums
mit Politikern, ein Weblog zu einem Jugendthema oder eine Ausstellung mit den Werken junger Künstler. Ein
Pilotprojekt für Jugendbanken wird Anfang 2014 gestartet.
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