Prammer tritt für Anhebung der Filmförderung ein
Wien (pk) – Das Parlament soll ein Ort der Begegnung und des öffentlichen Diskurses über gesellschaftliche
Zustände sein, so Nationalratspräsidentin Barbara Prammer in ihrer Begrüßung der Gäste
zur Ö1-Publikumsreihe "Zeitgenossen im Gespräch", die am Abend des 24.06. im Sitzungssaal des
Nationalrates aufgezeichnet wurde. Prammer freute sich, Haneke ein weiteres Mal im Hohen Haus begrüßen
zu können. Im September 2009 hatte die Österreich-Premiere seines Films "Das weiße Band"
im Historischen Sitzungssaal stattgefunden. Sie wolle nicht nur dem Regisseur zu den Erfolgen, die er seitdem erzielt
hat, gratulieren, sondern bei dieser Gelegenheit auch ein klares Bekenntnis zum Ausbau der österreichischen
Filmförderung ablegen, sagte Prammer. Nur so sei gesichert, dass wir zukünftig auch die Werke "junger
Hanekes" in den Kinos sehen werden.
ORF-Generalsekretär Alexander Wrabetz unterstrich, dass aus seiner Sicht die Kultur zum Kernauftrag des öffentlich-rechtlichen
Rundfunks gehört. Trotz der unumgänglichen Sparmaßnahmen setze er sich dafür ein, dass der
Betrag des ORF zur Förderung des österreichischen Filmschaffens nicht geschmälert werde, betonte
Wrabetz.
Im Gespräch, das Michael Kerbler unter dem Titel "Die Not des Daseins gilt es zu entdecken" mit
Haneke führte, ging es um die Auffassung des Regisseurs vom Film als Kunstwerk. Das Thema Gewalt durchzieht
Hanekes Werk. Für Haneke sind Gewaltszenen ein Mittel, um seine ZuschauerInnen zu verunsichern und zu Selbstreflexion
zu zwingen. Er stelle sich gegen das Übermaß von Gewaltdarstellungen, die das zeitgenössische Kino
prägen. Die zahllosen Gewaltszenen seien auf Konsumierbarkeit angelegt, was zu einer gefährlichen Verharmlosung
führe. Ihm gehe es um das genaue Hinsehen und um die Auseinandersetzung mit der ungeschönten Realität
von Gewalt.
Film ist für Haneke dann Kunst, wenn eine Auseinandersetzung mit der Frage der Entsprechung von Inhalt und
Form stattfindet. Die Darstellung muss dialogfähig sein, indem sie das Gegenüber in Form des Publikums
ernst nimmt. Film sei ein seiner Natur nach manipulatives Medium, mit dem es daher verantwortungsvoll umzugehen
gelte. Er beanspruche nicht, Wahrheit darzustellen, denn an diese kann es laut Haneke immer nur Annäherungen
geben. Ihm sei wichtig, bewusst zu machen, wie viel von dem, woraus wir Informationen über die Wirklichkeit
zu beziehen glauben, nur Bilder und damit Illusionen von Wirklichkeit sind. Er gebe im Allgemeinen keine öffentlichen
politischen Statements ab, sagte Haneke, dazu fühle er sich nicht berufen. Er melde sich aber dann zu Wort,
wenn er die Menschenwürde in Gefahr sehe.
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