Präsentation des 25. Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank
Wien (oenb) - Die Finanzierungsbedingungen auf den internationalen Finanzmärkten haben sich im ersten
Halbjahr 2013 verbessert. Eine Reihe geld- und finanzpolitischer Maßnahmen hat die Verunsicherung auf den
Märkten spürbar abgemildert. Allerdings ist das Vertrauen der Märkte weiterhin fragil und innerhalb
des Euroraums bleiben noch beträchtliche länderspezifische Unterschiede bestehen. „Um eine nachhaltige
Erholung zu gewährleisten, sind weitere Anstrengungen zur Stärkung des Finanzsektors erforderlich“, sagte
Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation der 25. Ausgabe des Financial Stability
Reports der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
Die Perspektiven der Weltwirtschaft blieben in der ersten Hälfte des Jahres 2013 gedämpft. Die Wirtschaft
des Euroraums wird heuer das zweite Jahr in Folge schrumpfen. Die Verunsicherung auf den Finanzmärkten im
Euroraum verringerte sich im ersten Halbjahr 2013 hingegen insgesamt merklich. Wesentlich dazu beigetragen haben
eine Reihe von geld- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen: So wie etwa die Ankündigung der Option auf
Outright-Geschäfte (OMT) der EZB; oder auch fiskalische und strukturelle Reformen sowie Fortschritte auf dem
Weg zu einer Bankenunion. Seinen Ausdruck fand das in stark gesunkenen Renditen für Staatsanleihen. Die jüngst
zu beobachtenden Renditeanstiege auf den globalen Anleihemärkten waren primär durch Liquiditätsüberlegungen
und weniger durch geänderte Bonitätseinschätzungen motiviert.
Österreich konnte sich der negativen konjunkturellen Entwicklung auf europäischer Ebene nicht entziehen;
seit dem zweiten Quartal 2012 stagnierte die österreichische Wirtschaftsleistung. Die Unternehmen finanzierten
sich im Jahr 2012 in deutlich geringerem Ausmaß durch externe Quellen. Während die Finanzierung über
Unternehmensanleihen lebhaft blieb, schwächte sich das Wachstum der Bankkredite in der zweiten Hälfte
2012 und in den ersten Monaten des laufenden Jahres ab. Zum einen war die Nachfrage infolge der sinkenden Investitionstätigkeit
der Unternehmen rückläufig, zum anderen haben die Banken ihre Kreditstandards leicht angehoben. Dennoch
waren die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen ebenso wie für die privaten Haushalte dank eines weiteren
Rückgangs der Kreditzinsen weiterhin günstig.
Die Ausweitung der Kredite an private Haushalte schwächte sich zuletzt ebenfalls ab; nur Wohnbaufinanzierungen
verzeichneten noch Zuwächse, blieben aber deutlich hinter der anhaltend dynamischen Entwicklung der Immobilienpreise
zurück. Die Neuaufnahme von Fremdwährungskrediten war weiterhin sehr gering. „Auch wenn der Fremdwährungsanteil
an den Haushaltskrediten zwischen 2008 und dem ersten Quartal 2013 um 8 Prozentpunkte auf 23% gesunken ist, stellt
dies weiterhin einen wesentlichen Risikofaktor sowohl für die privaten Haushalte als auch für die Banken
dar“, hielt Direktor Ittner fest.
Die Profitabilität des österreichischen Bankensystems zeigte im Jahr 2012 – ausgehend von einem niedrigen
Niveau – eine deutliche Verbesserung, wobei diese auch von positiven Einmaleffekten getrieben war. Geringerer
Wertberichtigungsbedarf bei Wertpapieren und rückläufige Abschreibungen auf Sachanlagen wirkten sich
ebenfalls positiv auf die Ertragskraft aus. Die wichtigsten Ertragsstützen wie Zins- und Provisionsgeschäft
gingen auf Jahressicht jedoch zurück. Im Lichte dieser Entwicklungen bleiben die heimischen Banken gefordert,
ihre Effizienz und Profitabilität nachhaltig zu verbessern.
Obwohl die österreichischen Banken 2012 weitere Schritte zur Restrukturierung ihrer Bilanz gesetzt haben,
sind Befürchtungen bezüglich einer Kreditklemme in Österreich wie auch bei den Tochterbanken in
CESEE nicht eingetreten. Die Tochterbanken in CESEE lieferten auch 2012 einen wesentlichen Beitrag zur konsolidierten
Ertragslage der österreichischen Banken, da die durchschnittliche Gesamtkapitalrentabilität dieser Töchter
mit rund 0,8% deutlich über dem Wert des Österreichgeschäfts von 0,3% lag. Allerdings erhöhte
sich die Heterogenität unter den einzelnen Ländern der Region weiter. Zudem ist zu beachten, dass die
höhere Profitabilität der österreichischen Tochterbanken in der Region mit höheren Risiken
einhergeht.
Die Verbesserung der Eigenmittelausstattung der österreichischen Banken setzte sich im Jahr 2012 fort. Die
Tier-1-Ratio des österreichischen Bankensystems stieg 2012 um rund 65 Basispunkte auf 11,0%. „Vergleichbare
internationale Banken weisen weiterhin deutlich höhere Kapitalquoten aus, andererseits aber auch eine höhere
Leverage“, führte Direktor Ittner aus. Die jüngsten Stresstests der OeNB, die diesmal im Zuge des Financial
Sector Assessment Program (FSAP) in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) durchgeführt
wurden, zeigten ein solides Ergebnis für das Gesamtsystem, einzelne Banken bleiben jedoch weiterhin auffällig.
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