Neue Technik für Knochenverlängerung

 

erstellt am
04. 07. 13
14.00 MEZ

Ein magnetbetriebener Teleskopnagel wurde im AKH Wien österreichweit erstmals in den Unterschenkel implantiert.
Wien (rk) - In Folge einer Beinverletzung passiert es immer wieder, dass nach der Ausheilung das verletzte Bein kürzer ist als das andere. Wenn die Differenz mehr als zwei Zentimeter beträgt, ist eine Beinverlängerung indiziert. Ansonsten können Folgebeschwerden in Hüfte und Wirbelsäule auftreten. Für solche Beinverlängerungen kommen sogenannte Teleskopnägel zum Einsatz. Ein neues Modell wurde im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien - Medizinischer Universitätscampus österreichweit erstmals in den Unterschenkel implantiert.

Knochenheilung und -neubildung ist eine lebenslange Fähigkeit des menschlichen Körpers. Diese biologische Eigenschaft der Knochenreparatur kann ausgenützt werden, um ein Längenwachstum zu erzielen. Dabei wird der Knochen chirurgisch durchtrennt und so eine künstliche Wachstumsfuge geschaffen. Eine Möglichkeit, den Knochen zu strecken, ist der sogenannte Ringfixateur. Der sperrige, äußere Rahmen kann die Lebensqualität allerdings erheblich einschränken. Eine andere Möglichkeit sind Teleskopnägel. Sie werden in den Markraum des Knochens eingesetzt und üblicherweise täglich um einen Millimeter ausgefahren. Wie diese Verlängerung vorgenommen wird, hängt vom Modell ab.

Frühere Modelle verfügen über eine Zahnradmechanik. Der Nagel wird ausgefahren, indem das Bein um seine Achse nach links und rechts gedreht wird. Dies kann für frisch operierte PatientInnen schmerzhaft sein. Neuere Modelle verfügen über einen Elektromotor. Damit dieser über ein außenstehendes Gerät gesteuert werden kann, bedarf es eines unter der Haut liegenden Empfängers, der über ein Kabel mit dem Motor verbunden ist. Das kann sich für PatientInnen unangenehm anfühlen. Das neue im AKH Wien eingesetzte Modell funktioniert mithilfe eines magnetbetriebenen Motors. Die Fernsteuerung interagiert direkt mit dem Antrieb, wodurch Kabel und subkutaner Empfänger entfallen.

Ein weiterer Vorteil des Modells ist, dass es nicht nur aus- sondern auch wieder eingefahren werden kann. Wenn beispielsweise in der Achillessehne ein Spannungsgefühl entsteht, kann die Situation einfach modifiziert werden. Die Erstoperation führte Univ. Prof. Dr. Gerald Wozasek von der Universitätsklinik für Unfallchirurgie des AKH Wien und der MedUni Wien durch. Sein 59-jähriger Patient hatte im Alter von 18 Jahren einen Skiunfall, der dazu führte, dass ein Bein um 3,5 Zentimeter verkürzt war. Bisher behalf er sich mit einem Schuhausgleich. "Der Eingriff ist planmäßig verlaufen", erklärt Wozasek. "Mit der Verlängerung beginnen wir in wenigen Tagen und in voraussichtlich einem Monat wird der Patient gleich lange Beine haben. Dann kann er zum ersten Mal seit 40 Jahren ohne Schuhausgleich gehen."

 

 

 

Informationen: http://www.akhwien.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at