Wien (tu) - Die TU Wien will zur nächsten industriellen Revolution in Österreich beitragen: „Cyber-Physical
Systems“ (CPS) werden die industrielle Produktion – ein wesentliches Standbein der Wertschöpfung im Land -
verändern. Die TU Wien forscht an diesen Systemen und führt dazu Gespräche mit Top-Managern österreichischer
Unternehmen.
Unsere Computer sind längst miteinander vernetzt. Warum sind es die Maschinen in den Produktionshallen der
Industrie noch nicht? An der „Industrie 4.0“, der nächsten Stufe der technologischen Revolution, wird bereits
geforscht: Sensoren und Steuersysteme unterschiedlicher Bausteine von Produktionssystemen sollen intelligent verknüpft
werden und sich selbstständig koordinieren, um Effizienz und Produktivität zu steigern. An der TU Wien
hat sich ein fakultätsübergreifendes Forschungs-Netzwerk formiert, das solche neuen Ideen in den industriellen
Produktionsprozess einbringen wird. Am 3. Juli folgten hochrangige Industrievertreter von Siemens und Magna der
Einladung der TU Wien, mit Rektorin Sabine Seidler, Prof. Detlef Gerhard und Prof. Wilfried Sihn über künftige
Zusammenarbeit im Bereich CPS für Anwendungen in der industriellen Produktionstechnik zu sprechen.
Ein „Internet der Dinge“
Das „Internet der Dinge“ soll in Zukunft auch in den Produktionshallen Einzug halten. Das Forschungsthema „Industrie
4.0“ an der TU Wien widmet sich ganz speziell der Frage, wie man durch Verschmelzung unterschiedlicher Systeme
und durch Datentransfer zwischen verschiedenen Maschinen, Sensoren und Steuersystemen bessere Produktionsprozesse
entwickeln kann. Produktionsmaschinen sollen nicht stur menschlichen Vorgaben folgen, sondern sich flexibel aufeinander
einstellen. Ausfälle einzelner Komponenten sollen von anderen kompensiert werden, Produktionsflüsse sollen
automatisch aufeinander abgestimmt werden, die Logistik soll optimal in den Gesamtprozess einbezogen werden.
„In Zukunft wird die Produktion zu einem gewissen Grad selbststeuernd und selbstoptimierend sein. Die virtuelle
Modellierung von Produktionssystemen wird mit den realen Systeme verschmelzen“, erklärt Detlef Gerhard, Dekan
der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften der TU Wien.
Die vierte industrielle Revolution
Schon mehrmals hat sich die Welt der Industrie völlig verwandelt: Die erste industrielle Revolution wurde
durch Wasser- und Dampfkraft ermöglicht, die zweite Revolution kam durch den Einsatz der Elektrizität
zustande. IT, Elektronik und das Internet brachten uns eine dritte Revolution, und die cyber-physikalischen Systeme,
die nun entwickelt werden, könnten eine vierte industrielle Revolution einleiten. Auf dieser Überlegung
basiert die Bezeichnung „Industrie 4.0“.
TU Wien gemeinsam mit Magna und Siemens
„Um an derart interdisziplinären Forschungsfragen zu arbeiten, ist gerade die TU Wien besonders gut gerüstet“,
meint Wilfried Sihn „Die Fakultäten für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften, Elektrotechnik, Informatik
und Bauingenieurwesen arbeiten hier Hand in Hand.“ Dieses in Österreich einzigartige Kompetenzfeld soll auch
der österreichischen Industrie zugute kommen. Am 3. Juli 2013 waren Karl Nigl (Director Business Development,
Magna International Europe AG), und Kurt Hofstädter, Leiter des Sektors Industrie Central Eastern Europe der
Firma Siemens, zu Gast an der TU Wien um über Ideen aus dem Bereich „Industrie 4.0“ zu diskutieren. „Die Kooperationen
im Rahmen des Forschungsthemas Industrie 4.0 stehen heute noch am Anfang – das Thema wird uns auch weiterhin intensiv
beschäftigen und weitere Industriepartner sind uns höchst willkommen“, betont die Rektorin Sabine Seidler.
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