Innsbruck (rms) - Seit 1995 besteht zwischen New Orleans und Innsbruck eine Städtepartnerschaft, zahlreiche
Initiativen tragen seither zur aktiv gelebten Freundschaft bei – so auch der Kunstaustausch zwischen der Andechsgalerie
der Stadt Innsbruck und der St. Claude Gallery der University of New Orleans. Im Juli präsentieren sich Ryn
Wilson und Kevin Baer der Tiroler Kunstszene.
Am 01.07. eröffnete Kulturausschussobfrau Gemeinderätin Univ.-Prof. Dr. Patrizia Moser in Vertretung
von Bürgermeisterin Mag.a Christine Oppitz-Plörer gemeinsam mit Galerieleiter Horst Burmann die diesjährige
Schau des transatlantischen Kulturaustauschs: „Wir sind stolz, Sie hier zu haben und hoffen, dass Sie eine angenehme
Zeit in Innsbruck verbringen.“
Zur Ausstellungseröffnung waren zahlreiche Kunstinteressierte gekommen, darunter VertreterInnen der University
of New Orleans, (ehemalige) GemeinderätInnen und Kulturausschussmitglieder sowie Abteilungsleiterin Mag.a
Birgit Neu.
In den Film hinein
Ryn Wilson befasst sich in ihren neuesten Arbeiten mit Themen rund um die Geschichte des Films zusammen mit der
Frage, wie Filme sowohl auf die Identität einer Kultur als auch auf das Gedächtnis der einzelnen Menschen
wirken. Mit einem neuen Ansatz zu cineastischen Ausdrucksmöglichkeiten hat Ryn eine Serie von fiktiven Standfotos
entwickelt, sogenannte „film stills“, welche auf andere Kunstformen und sich wiederholende Bilder in der Welt des
Films Bezug nehmen, ohne auf einen spezifischen Film anzuspielen.
Ihr Video mit dem Titel „Parallel Realms“ (Parallelwelten) erkundet die persönliche Erfahrung, sich selbst
in einen Film zu projektieren, während sie ihn gleichzeitig anschaut. Der Vorgang, sich mit Filmfiguren zu
identifizieren, hat Einfluss auf die innere Persönlichkeit, bringt Filmbilder und eigene Erinnerungen durcheinander.
Ryn versetzt sich absichtlich in diese Lage, indem sie in filmischen Szenen sich selbst in die Story hineinhievt
und Filmfiguren durch Bilder von sich selbst ersetzt.
Ryn Wilson ist eine Fotografie- und Videokünstlerin, die gegenwärtig in New Orleans lebt und arbeitet.
1983 in Lake Forest, Illinois geboren, erhielt sie ihren Bachelor of Fine Arts Abschluss an der Universität
Wisconsin, Milwaukee, im Jahr 2006. Danach studierte sie in Thailand, China und Deutschland und arbeitete als Fotografin
und Künstlerassistentin in Tokio und Shanghai. Ausstellungen hatte sie bereits in Tokio, Shanghai, Hamburg,
San Francisco, Austin, Milwaukee und New Orleans. Im Mai 2013 erhielt Ryn ihren Master of Fine Arts Abschluss an
der Universität von New Orleans.
Auf Erkundungstour nach der Zeit
Kevin Baer sieht seine Kunst als Weg, das Fortschreiten der Zeit, die Vergänglichkeit physischer Materie
und die Realität der eigenen Sterblichkeit zu erkunden. Er erforscht diese Konzepte durch Skulpturen, die
sich am Erschaffungsprozess orientieren, welche sowohl rituelle als auch materialistische Facetten aufweisen. Dieser
Prozess wird durch die Erschaffung von Relikten vermittelt, oft in Form von Zeichnungen oder Überresten verfallener
Plastiken. Die Relikte legen Zeugnis über den Prozess ab.
Baer richtet sein Augenmerk auf das Thema der zeitlichen Veränderung und auf den Tod, da diese den Mittelpunkt
der körperlichen und metaphysischen Existenz bilden.
Es ist sein Ziel, die Wahrnehmung der Sterblichkeit zu erwecken und Gefühle der Dankbarkeit und Demut entstehen
zu lassen.
In der Ausstellung sind zwei Werke zu sehen: Eine standortgebundene Zeichnung, die der Künstler mit angekohlten
Streichhölzern direkt auf die Galeriewand gezeichnet hat, und ein prozessorientiertes Werk mit dem Titel „Presence/Absence“
(Anwesenheit/Abwesenheit).
Für die erste Arbeit wurden 200 Streichhölzer in 200 senkrechte, eingeätzte Linien auf der Wand
verwandelt. Sie grenzen den Lauf der Zeit ab und bilden eine Art Meditation, sprich, eine Tätigkeit, die geübt
und wiederholt wird, um die Seele zur Ruhe und Konzentration zu führen.
Die zweite Arbeit sondiert die Realität überfahrener Tiere, sogenannte „road kills". Diese Gegebenheit
wird durch Bilder auf einer Papierrolle vermittelt, wobei das Werk Holzkohlenpulver und Kreidepulver einsetzt,
um ein feinstoffliches, schablonenhaftes Bild in die Mitte zu stellen, wo die Leiche des toten Tieres eine Leere
bildet. In erster Linie soll das Werk dem scheinbar nebensächlichen Tod der Tiere die gerechte Aufmerksamkeit
geben.
Kevin Baer wurde in Denver, Colorado geboren. Nach seinem Bachelor Abschluss an der Santa Clara Universität
übersiedelte er nach San Francisco. Er arbeitete in Galerien und Museen der Umgebung während er seinem
eigenen künstlerischen Streben nachging. In der Folge zog der Künstler in seine Heimatstadt zurück,
wo er seine Werke in einer Serie wichtiger Ausstellungen zeigte. Nach einigen Jahren in Denver wurde er in ein
Master of Fine Arts Programm bei der University of New Orleans aufgenommen. Nachdem er seinen Master-Abschluss
im Frühjahr 2013 erhalten hat, lebt Kevin Baer weiter in New Orleans.
|