Grenzenlose Kunst in der Andechsgalerie

 

erstellt am
02. 07. 13
14.00 MEZ

Innsbruck (rms) - Seit 1995 besteht zwischen New Orleans und Innsbruck eine Städtepartnerschaft, zahlreiche Initiativen tragen seither zur aktiv gelebten Freundschaft bei – so auch der Kunstaustausch zwischen der Andechsgalerie der Stadt Innsbruck und der St. Claude Gallery der University of New Orleans. Im Juli präsentieren sich Ryn Wilson und Kevin Baer der Tiroler Kunstszene.

Am 01.07. eröffnete Kulturausschussobfrau Gemeinderätin Univ.-Prof. Dr. Patrizia Moser in Vertretung von Bürgermeisterin Mag.a Christine Oppitz-Plörer gemeinsam mit Galerieleiter Horst Burmann die diesjährige Schau des transatlantischen Kulturaustauschs: „Wir sind stolz, Sie hier zu haben und hoffen, dass Sie eine angenehme Zeit in Innsbruck verbringen.“

Zur Ausstellungseröffnung waren zahlreiche Kunstinteressierte gekommen, darunter VertreterInnen der University of New Orleans, (ehemalige) GemeinderätInnen und Kulturausschussmitglieder sowie Abteilungsleiterin Mag.a Birgit Neu.

In den Film hinein
Ryn Wilson befasst sich in ihren neuesten Arbeiten mit Themen rund um die Geschichte des Films zusammen mit der Frage, wie Filme sowohl auf die Identität einer Kultur als auch auf das Gedächtnis der einzelnen Menschen wirken. Mit einem neuen Ansatz zu cineastischen Ausdrucksmöglichkeiten hat Ryn eine Serie von fiktiven Standfotos entwickelt, sogenannte „film stills“, welche auf andere Kunstformen und sich wiederholende Bilder in der Welt des Films Bezug nehmen, ohne auf einen spezifischen Film anzuspielen.

Ihr Video mit dem Titel „Parallel Realms“ (Parallelwelten) erkundet die persönliche Erfahrung, sich selbst in einen Film zu projektieren, während sie ihn gleichzeitig anschaut. Der Vorgang, sich mit Filmfiguren zu identifizieren, hat Einfluss auf die innere Persönlichkeit, bringt Filmbilder und eigene Erinnerungen durcheinander. Ryn versetzt sich absichtlich in diese Lage, indem sie in filmischen Szenen sich selbst in die Story hineinhievt und Filmfiguren durch Bilder von sich selbst ersetzt.

Ryn Wilson ist eine Fotografie- und Videokünstlerin, die gegenwärtig in New Orleans lebt und arbeitet. 1983 in Lake Forest, Illinois geboren, erhielt sie ihren Bachelor of Fine Arts Abschluss an der Universität Wisconsin, Milwaukee, im Jahr 2006. Danach studierte sie in Thailand, China und Deutschland und arbeitete als Fotografin und Künstlerassistentin in Tokio und Shanghai. Ausstellungen hatte sie bereits in Tokio, Shanghai, Hamburg, San Francisco, Austin, Milwaukee und New Orleans. Im Mai 2013 erhielt Ryn ihren Master of Fine Arts Abschluss an der Universität von New Orleans.

Auf Erkundungstour nach der Zeit
Kevin Baer sieht seine Kunst als Weg, das Fortschreiten der Zeit, die Vergänglichkeit physischer Materie und die Realität der eigenen Sterblichkeit zu erkunden. Er erforscht diese Konzepte durch Skulpturen, die sich am Erschaffungsprozess orientieren, welche sowohl rituelle als auch materialistische Facetten aufweisen. Dieser Prozess wird durch die Erschaffung von Relikten vermittelt, oft in Form von Zeichnungen oder Überresten verfallener Plastiken. Die Relikte legen Zeugnis über den Prozess ab.

Baer richtet sein Augenmerk auf das Thema der zeitlichen Veränderung und auf den Tod, da diese den Mittelpunkt der körperlichen und metaphysischen Existenz bilden.

Es ist sein Ziel, die Wahrnehmung der Sterblichkeit zu erwecken und Gefühle der Dankbarkeit und Demut entstehen zu lassen.

In der Ausstellung sind zwei Werke zu sehen: Eine standortgebundene Zeichnung, die der Künstler mit angekohlten Streichhölzern direkt auf die Galeriewand gezeichnet hat, und ein prozessorientiertes Werk mit dem Titel „Presence/Absence“ (Anwesenheit/Abwesenheit).

Für die erste Arbeit wurden 200 Streichhölzer in 200 senkrechte, eingeätzte Linien auf der Wand verwandelt. Sie grenzen den Lauf der Zeit ab und bilden eine Art Meditation, sprich, eine Tätigkeit, die geübt und wiederholt wird, um die Seele zur Ruhe und Konzentration zu führen.

Die zweite Arbeit sondiert die Realität überfahrener Tiere, sogenannte „road kills". Diese Gegebenheit wird durch Bilder auf einer Papierrolle vermittelt, wobei das Werk Holzkohlenpulver und Kreidepulver einsetzt, um ein feinstoffliches, schablonenhaftes Bild in die Mitte zu stellen, wo die Leiche des toten Tieres eine Leere bildet. In erster Linie soll das Werk dem scheinbar nebensächlichen Tod der Tiere die gerechte Aufmerksamkeit geben.

Kevin Baer wurde in Denver, Colorado geboren. Nach seinem Bachelor Abschluss an der Santa Clara Universität übersiedelte er nach San Francisco. Er arbeitete in Galerien und Museen der Umgebung während er seinem eigenen künstlerischen Streben nachging. In der Folge zog der Künstler in seine Heimatstadt zurück, wo er seine Werke in einer Serie wichtiger Ausstellungen zeigte. Nach einigen Jahren in Denver wurde er in ein Master of Fine Arts Programm bei der University of New Orleans aufgenommen. Nachdem er seinen Master-Abschluss im Frühjahr 2013 erhalten hat, lebt Kevin Baer weiter in New Orleans.

 

 

 

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