OeNB: Kreditwachstum in Österreich schwächt sich ab, Euroraum bleibt weiterhin zurück
Wien (oenb) - Das Wachstum der Kredite österreichischer Banken an die nicht-finanziellen Unternehmen
war nach einer vorübergehenden Erholung im Anschluss an die Finanzkrise seit August vorigen Jahres wieder
rückläufig. Von August 2012 bis zum letztverfügbaren Monat April 2013 ging die Jahreswachstumsrate
der Unternehmenskredite von 3,4% auf nunmehr 0,8% zurück. Diese Entwicklung ist trotz allem noch weit positiver
als im Durchschnitt des Euroraums, in dem die Jahreswachstumsrate der Unternehmenskredite bereits seit vergangenem
Juni negativ ist und derzeit bei -3,0% steht. Nach Wirtschaftssektoren betrachtet zeigt sich in den vergangenen
sechs Monaten in den Sektoren Sachgütererzeugung, Bau, Verkehr, Beherbergungswesen und Wohnungswesen ein Anstieg
des Kreditwachstums im Vergleich zur Vorjahresperiode, während im Handel und der Energieversorgung das Kreditwachstum
leicht rückläufig war.
Das Wachstum der Kredite an die privaten Haushalte hat sich ebenso wie jenes an Unternehmen in den letzten Monaten
abgeschwächt, allerdings setzte der Rückgang hier bereits im Juli 2011 ein. Seit diesem Zeitpunkt ging
die Jahreswachstumsrate von über 2% stetig auf zuletzt 0,2% im April 2013 zurück.
Die Finanzierung der österreichischen Unternehmen über Anleihen ist zwar zu Beginn der Finanzkrise stark
zurückgegangen, hat sich aber zwischenzeitlich wieder erholt. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres
haben die österreichischen Unternehmen netto Anleihen im Wert von 1,1 Mrd EUR emittiert, dies ist um etwa
300 Mio EUR mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Netto-Aktienemissionen österreichischer Unternehmen
stagnieren hingegen nach einem vorübergehenden Anstieg im Jahr 2011.
Die durchschnittlichen Zinssätze im Kundengeschäft sind sowohl bei Unternehmenskrediten als auch bei
Haushaltskrediten im Laufe des Vorjahres parallel mit den Leitzinsen gesunken, seit Beginn des laufenden Jahres
haben sie sich auf historisch niedrigem Niveau stabilisiert. Die Zinssätze von neu vergebenen Unternehmenskrediten
mit einer Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr befanden sich im April 2013 bei 2,2% für Kredite bis 1 Mio
EUR und bei 1,7% für Kredite über 1 Mio EUR und stehen damit auf dem niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise.
Bei den Zinssätzen für Haushaltskredite erfolgte ebenfalls seit Ende 2011 ein Rückgang, der allerdings
bei den Konsumkrediten etwas weniger deutlich ausfiel als bei den Wohnbaukrediten.
Aktuelle Umfragen bei Unternehmen und Banken signalisieren einen weiteren Rückgang der Nachfrage nach Bankkrediten,
aber auch die Relevanz angebotsseitiger Faktoren. Die befragten KMUs berichten von einer weiteren Verringerung
der Verfügbarkeit von Bankkrediten, die jedoch im Berichtszeitraum etwas geringer ausfiel als in den Befragungen
davor. Als Hauptursache nannten sie weiterhin die schlechte Wirtschaftslage, die die Banken zu einer vorsichtigeren
Kreditvergabe veranlasse. Analog zur weiteren leichten Verschärfung der Kreditrichtlinien, die sich in der
Umfrage des Bank Lending Surveys zeigt, berichten die befragten Unternehmen auch von einer Verschärfung der
Kreditbedingungen, wie etwa bei den Sicherheitenerfordernissen sowie den Zusatz- und Nebenvereinbarungen.
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