Bank Austria Konjunkturindikator fällt im Juni wieder leicht in den Minusbereich – Verbrauchervertrauen
verschlechtert sich leicht, bleibt jedoch weiterhin deutlich besser als im Durchschnitt des Euroraums
Wien (bank austria) - „Während sich die Stimmung der Industrie in Europa leicht verbessert, drückt
zu Ende des ersten Halbjahres die leicht gesunkene Stimmung der Konsumenten das Konjunkturklima in Österreich.
Dies spiegelt sich im Bank Austria Konjunkturindikator wider, der im Juni in den negativen Bereich fiel“, fasst
Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer die aktuelle Konjunkturstimmung in Österreich zusammen.
„In fast allen wichtigen Exportmärkten des Euroraums erreicht die Stimmung der Industrie im Juni 2013 einen
deutlich besseren Wert als noch vor einem Jahr. Österreichs Industrie und die Verbraucher sind hier leider
noch zurückhaltender“, meint Bruckbauer. Zwar ist auch in Österreich, sowohl bei den Konsumenten als
auch bei der Industrie, die Stimmung seit dem erneuten Einbruch im Gefolge der Griechenlandkrise wieder besser
geworden. Der kurzfristige Dämpfer im ersten Halbjahr 2013 war jedoch ausgeprägter und dauert länger
als in vielen anderen Ländern.
Österreichs Exporte konnten in den ersten vier Monaten wieder zulegen, wenn auch nur 1,7 Prozent. Die Importe
liegen jedoch 3,3 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Auch das Verbrauchervertrauen, Auslöser für den
Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators, hat sich in den letzten Monaten anders als in vielen Ländern
Europas, nicht verbessert, sondern sogar leicht verschlechtert, bleibt jedoch weiterhin deutlich besser als im
Durchschnitt des Euroraums.
Im zweiten Quartal haben Österreichs Konsumenten weniger ihre aktuelle Situation als schlechter eingestuft
als noch im ersten Quartal, sondern vielmehr die Zukunftsaussichten etwas negativer beurteilt. Allerdings fiel
der Stimmungsrückgang weniger dramatisch aus als etwa im Herbst 2012 oder gar 2009. Es ist daher davon auszugehen,
dass mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum und deren positive Effekte auf Österreich,
auch dieser Pessimismus im Verlauf des zweiten Halbjahres sinken wird. Trotzdem belastet der schwache Konsum die
wirtschaftliche Entwicklung in Österreich. Die Ökonomen der Bank Austria erwarten, trotz leichter Verbesserung
im zweiten Halbjahr, für 2013 zum ersten Mal seit 1997 eine Stagnation des realen Konsums in Österreich.
Die Inflationsentwicklung und vor allem die Angst vor Arbeitslosigkeit sind bestimmende Faktoren für die Konsumentenstimmung.
„Die Inflationsrate sollte im zweiten Halbjahr ihren Rückgang fortsetzen und mit Werten unter 2 Prozent zur
Verbesserung des Konsumklimas in Österreich beitragen“, analysiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Beim zweiten wesentlichen Einflussfaktor auf die Konsumentenstimmung, dem Arbeitsmarkt, erwarten die Ökonomen
der Bank Austria erst für 2014 eine erkennbare Entspannung mit einer Trendwende bei der Arbeitslosenquote
und einer leichten Beschleunigung des Beschäftigungswachstums.
Nach Meinung der Ökonomen der Bank Austria sollte sich die Stimmung im Euroraum auch in den nächsten
Monaten weiter verbessern. Nach einem erwarteten nochmaligen Rückgang der Wirtschaftsleistung im abgelaufenen
zweiten Quartal dürfte der Euroraum bereits im dritten Quartal wieder auf Wachstumskurs einschwenken, der
sich 2014 fortsetzen sollte. Nach einem Minus von 0,6 Prozent 2013 sollte der Euroraum 2014 wieder 1,0 Prozent
wachsen können. Auch die USA wird 2014, nach der Reduktion der dämpfenden Effekte der starken Haushaltskonsolidierung
zu Jahresbeginn 2013, mit 2,6 Prozent nach 1,8 Prozent 2013, wieder stärker wachsen. „Für 2014 erwarten
wir, dass die Industrieländer erstmalig nach 2009 mehr zur Beschleunigung des Weltwirtschaftswachstums beitragen
werden als die Emerging Markets, deren Wachstum 2014 zwar weiterhin deutlich höher sein wird als in den Industrieländern,
aber gegenüber 2013 kaum zunehmen dürfte“ so Bruckbauer.
Österreichs Wirtschaft sollte ebenfalls im zweiten Halbjahr wieder positive Wachstumsraten zeigen, für
das eben vergangene Quartal erwarten die Ökonomen zwar auch ein leichtes Wachstum. Hier ist aber das Risiko
nach unten gerichtet, abhängig vom Effekt der schwachen Importe. Für 2013 in Summe bleibt die Bank Austria
bei ihrer Prognose von 0,4 Prozent Wachstum und auch die Prognose für 2014 mit 1,6 Prozent bleibt unverändert.
Die größten Risken für eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung in Österreich gehen
derzeit von der globalen Entwicklung aus, weniger vom Euroraum. Im Euroraum bleiben politikinduzierte Risken, etwa
bei der Umsetzung der Bankenunion, bestehen. Die nachlassende Notwendigkeit einer sehr restriktiven Fiskalpolitik
wird jedoch Entspannung bringen. Das strukturelle Defizit dürfte bereits 2013 mit rund eineinhalb Prozent
nahe am Ziel von einem halben Prozent angekommen sein, das heißt, dass die dämpfenden Effekte der Haushaltskonsolidierung
2014 deutlich abnehmen werden. Auch die Risken, die vom Auslaufen der sehr expansiven Geldpolitik in den USA auf
den Euroraum ausgehen, sollten mit Hilfe einer kreativen Geldpolitik durch die EZB zu bewältigen sein. Ein
deutlicher als heute erwarteter Wachstumseinbruch in den Emerging Markets könnte jedoch die Erholung auch
im Euroraum und damit auch in Österreich verzögern.
|