Berlakovich: Schulterschluss zum Schutz alter und
 seltener Sorten bei Saatgut-Enquete

 

erstellt am
12. 07. 13
14.00 MEZ

Breite Unterstützung für österreichische Position zu geplanter EU-Saatgut-Verordnung
Wien (bmlfuw) - Um die österreichische Verhandlungsposition zur geplanten EU-Saatgut-Verordnung auf eine breitere Basis zu stellen, hat Landwirtschafts- und Umweltminister Niki Berlakovich am 11.07. VertreterInnen aus Saatgutwirtschaft, NGOs, Handel, Landwirtschaft und AGES erstmals zu einer Saatgut-Enquete ins Lebensministerium geladen. Die Enquete ist der Startschuss für den geplanten Saatgut-Dialog, bei dem sich in regelmäßigen Abständen alle Beteiligten treffen sollen. „Österreich hat sich von Anfang an für den Schutz alter Obst-, Gemüse- und Getreidesorten und die Erhaltung der Biodiversität eingesetzt. Der Schutz und die Förderung der Vielfalt sind für die heimischen Produzenten und Konsumenten besonders wichtig. Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Das stärkt unsere Verhandlungsposition in Brüssel und verleiht unseren Forderungen Nachdruck“, unterstreicht Berlakovich die Bedeutung der Saatgut-Enquete.

Trotz kleiner Nachbesserungen weist der Verordnungs-Vorschlag noch immer zahlreiche offene Fragen auf, die zu großen Unsicherheiten bei der konkreten Ausgestaltung führen. Deshalb sind auch die Vor- und Nachteile für Produzenten und Konsumenten bisher kaum abschätzbar. Berlakovich: „Klar ist, die genetische Vielfalt darf nicht gefährdet werden. Sie ist das Familiensilber der heimischen Landwirtschaft und muss auch für künftige Generationen erhalten bleiben. Deshalb darf es auch nicht durch eine Überbürokratisierung zu einer Mehrbelastung für die Saatgutproduzenten kommen.“ Auch Heidemarie Porstner, Landwirtschaftsexpertin von GLOBAL 2000, betont, dass die Auswirkungen auf Klein- und Mittelständische Unternehmen, landwirtschaftliche Betriebe und die Konsumentinnen und Konsumenten kritisch geprüft werden müssen. Forderungen, die von Michael Gohn, Geschäftsführer der Probstdorfer Saatzucht und Obmann der Getreidesektion der europäischen Saatgutvereinigung, geteilt werden. Er unterstützt die österreichische Position im Sinne des Konsumentenschutzes und der gewünschten Gentechnikfreiheit des Landes.

Erhalt genetischer Vielfalt bereits bei bisherigen Verhandlungen zentral
Die Enquete ist der bisherige Höhepunkt intensiver Bemühungen, die geplante Verordnung in eine positive Richtung zu lenken. Noch vor der offiziellen Präsentation des Vorschlags hatte Österreich inhaltliche Bedenken angemeldet und seine Forderungen an die Kommission übermittelt. Auch deswegen hatte die EU-Behörde bereits vorab versucht, ihren Vorschlag zu entschärfen und etwa Ausnahmen für Saatgut für Nischenmärkte aufgenommen. Bedeutend hierfür war vor allem auch das zivilgesellschaftliche Engagement, wie der Minister betont: „Es sind Petitionen wie ‚Freiheit für die Vielfalt‘ von der Arche Noah und GLOBAL 2000, die uns bei den Verhandlungen starken Rückenwind geben.“ Berlakovich selbst hat als erster Regierungsvertreter die Petition noch im April unterzeichnet. Am 1. Juli wurde im EU-Unterausschuss des Nationalrats zudem ein Vier-Parteien-Antrag über die Position Österreichs für die Ratsverhandlungen zur Verordnung einstimmig angenommen.

Schutz der Artenvielfalt hat in Österreich Tradition
„Der Erhalt und die Nutzung seltener und regional wertvoller Kulturpflanzen werden hierzulande nicht erst seit gestern groß geschrieben. Das beweist auch unser Agrar-Umweltprogramm ÖPUL: Um den Anbau und die Vermehrung seltener landwirtschaftlicher Kulturpflanzen zu forcieren, haben wir in den letzten 10 Jahren insgesamt 16 Millionen Euro investiert“, erläutert Berlakovich. So haben 2011 beispielsweise 3.278 landwirtschaftliche Betriebe mit über 11.000 ha Nutzfläche am entsprechenden ÖPUL-Programm teilgenommen. Davon profitieren seltene Getreidesorten wie der Schlägler Roggen oder der Attergauer Bartweizen genauso, wie alte Erdäpfel- oder Gemüsesorten wie die Naglerner Kipfler oder das Lindegger Sommerradieschen.

 

 

 

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