0,9% Wachstum deutlich über europäischem Durchschnitt
Wien (statistik austria) – Die österreichische Wirtschaft wuchs im Jahr 2012 nach Berechnungen von
Statistik Austria real um 0,9%. Zwar war das Wachstum im Jahr 2011 noch merklich kräftiger ausgefallen (+2,8%),
jedoch war die Dämpfung der Konjunktur 2012 im internationalen Umfeld noch deutlicher zu beobachten. Sowohl
in der Europäischen Union insgesamt (-0,4%) als auch im Euroraum (-0,6%) war die reale Wirtschaftsentwicklung
sogar rückläufig. Während etwa die deutsche Wirtschaft 2012 ein ähnliches Wachstum wie die
österreichische verzeichnete (+0,7%), sank das reale Bruttoinlandsprodukt in Italien um 2,4% (Quelle: Eurostat
Datenbank, Juli 2013).
Das österreichische Bruttoinlandsprodukt zu laufenden Preisen lag 2012 bei rund 307 Mrd. Euro (+2,6%), was
einem Wert von 36.430 Euro pro Einwohner entspricht.
Produzierender Bereich wächst stärker als Dienstleistungen
Eine detaillierte Betrachtung des Produktionsansatzes nach Wirtschaftsbereichen zeigt, dass die Energie- und
Wasserversorgung 2012 das mit Abstand kräftigste reale Wachstum von 9,7% erzielte. Die Herstellung von Waren
(real +1,1%) und die Bauwirtschaft (real +0,8%) entwickelten sich ähnlich dem gesamtwirtschaftlichen Trend.
Im Dienstleistungsbereich, der sich insgesamt mit einem realen Plus von 0,6% deutlich schwächer entwickelte
als der Produzierende Bereich (real +1,9%), wuchs das Finanz- und Versicherungswesen (+2,7%) am stärksten.
Handel (-1,7%) und Verkehr (-1,0%) wiesen jeweils reale Rückgänge auf. Neben der Bauwirtschaft war es
vor allem der Verkehr, der den starken realen Rückgang im Krisenjahr 2009 noch nicht kompensieren konnte.
Moderater Anstieg bei Investitionen, Konsumentwicklung weiterhin schwach
Verwendungsseitig entwickelten sich die Bruttoanlageinvestitionen mit einem realen Wachstum von 1,6% am kräftigsten.
Die Nachfrage nach Investitionsgütern fiel jedoch sehr unterschiedlich aus. Während die Investitionen
in Maschinen real um 5,5% und die Bauinvestitionen real um 2,5% zulegten, gingen die Fahrzeuginvestitionen real
um 6,0% zurück. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen waren von einer weiter nachlassenden Dynamik geprägt
(2010: real +9,4%, 2011: real +6,6%, 2012: real +1,2%), wobei die Dienstleistungsexporte (real +4,2%) deutlich
stärker zulegten als die Warenexporte (real +0,4%). Die Entwicklung des Konsums war 2012 insgesamt neuerlich
schwach (real +0,4%). Die Konsumausgaben der privaten Haushalte stiegen real um 0,4%, die öffentlichen Konsumausgaben
wuchsen real gegenüber dem Vorjahr nur um 0,2%.
Produktivitätszuwachs bei gleichbleibendem Arbeitsvolumen
Das nominelle Arbeitnehmerentgelt (die Summe aller Geld- und Sachleistungen von Arbeitgebern an Arbeitnehmer)
nahm 2012 um 4,1% zu. In Verbindung mit einem mäßigen BIP-Zuwachs ergibt das für Bruttobetriebsüberschuss
und Selbständigeneinkommen entsprechend der Logik der funktionalen Einkommensverteilung einen deutlich geringeren
Anstieg von 0,5%. Das reale verfügbare Nettoeinkommen der gesamten Volkswirtschaft sank um 0,1%. Gründe
dafür waren die sich verschlechternden Terms of Trade (=Verhältnis von Export- zu Importpreisen) sowie
ein stärkerer Anstieg bei den Abschreibungen (real +2,2%).
Die Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten nahm um 1,3% zu. Die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse
erhöhte sich um 1,4% auf beinahe 4,4 Mio. Gleichzeitig ging die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit je
Beschäftigungsverhältnis um 1,4% zurück, was ein gegenüber dem Vorjahr praktisch unverändertes
Arbeitsvolumen (=Summe der geleisteten Arbeitsstunden) ergibt. Die Entwicklung bei den Erwerbstätigen bedeutete
letztlich für das Jahr 2012 einen leichten Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität
von -0,4% je Erwerbstätigem bzw. einen Anstieg um +0,9% je geleisteter Arbeitsstunde.
Preisanstieg insgesamt unter Verbraucherpreisentwicklung
Der "BIP-Deflator" (impliziter Preisindex, errechnet aus nominellem und realem Bruttoinlandsprodukt
auf Vorjahrespreisbasis) betrug 101,7. Die Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen inländischen Preisauftriebs
blieb damit unter der Veränderungsrate des Verbraucherpreisindex (+2,4%).
|