Weiterer Rückgang bei Privatinsolvenzverfahren
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Privatinsolvenzstatistik für das
1. Halbjahr 2013 zeigen, dass die Insolvenzen von Privatpersonen weiter rückläufig sind: Die Zahl der
zahlungsunfähigen Privaten ist um 3,5% auf rund 5.300 Insolvenzen gesunken. Die Anzahl der eröffneten
Schuldenregulierungsverfahren ist dabei um über 5% auf 4.700 Verfahren zurückgegangen, die mangels Vermögen
zurückgewiesenen Insolvenzanträge sind allerdings um 12,5% auf 604 Verfahren gestiegen. Die Durchschnittsverschuldung
lag bei rund 120.000 Euro, die Gesamtpassiva werden auf über einer halben Milliarde Euro geschätzt. Fragt
man betroffene Gläubiger nach den Hauptursachen für die Insolvenzen, so sagen 88%, dass leichtfertiger
Umgang mit den Finanzen ausschlaggebend ist. Jeder 5. Gläubiger sieht eine missbräuchliche Anwendung
des Schuldenregulierungsverfahrens zur Entschuldung.
Zur Entwicklung der Privatinsolvenzen sagt Creditreform-Geschäftsführer Rainer Kubicki: "Angesichts
der weit über 100.000 überschuldeten Österreicher gelingt es nur einem geringen Teil sich mit Hilfe
des Insolvenzrechts seiner finanziellen Vergangenheit zu stellen und eine zweite Chance zu erhalten und in den
Wirtschaftskreislauf reintegriert zu werden. Zu wünschen ist, dass noch mehr Schuldner sich ihrer Situation
rechtzeitig bewusst werden. Ein Eingestehen der Lage und ein schneller Insolvenzantrag vermindern ein weiteres
Anwachsen der Schulden und Zinsen und erhöhen die Wahrscheinlichkeit der Zustimmung der Gläubiger zu
einem Zahlungsplan mit den positiven Folgen Entschuldung für den Schuldner und Quote für die Gläubiger."
Bundesländervergleich: 8 von 10.000 Erwachsenen sind zahlungsunfähig/überschuldet
Ein Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt, dass die Bundesländer Kärnten (-12,4%), Oberösterreich
(-7,2%) und Niederösterreich (-3,8%) die stärksten Rückgänge zu verzeichnen haben. Die größten
Zuwächse hatten Vorarlberg (+3,9%) und das Burgenland (+3,1%).
Trotz Rückgänge ereigneten sich 40% aller Insolvenzen in der Bundeshauptstadt. Mit 16 von 10.000 erwachsenen
Personen sind die Wiener auch am meisten insolvenzbetroffen. Österreichweit wurden hingegen rund 8 von 10.000
Erwachsenen zahlungsunfähig.
Conclusio 1. Halbjahr 2013
Da die Kreditvergabe der Banken vorsichtiger wird und mit einer Entspannung am Arbeitsmarkt derzeit nicht zu rechnen
ist, wird es für das Gesamtjahr 2013 weiter bei einer rückläufigen Insolvenzentwicklung bleiben,
denn: Neue Kredite sind schwerer zu erhalten - damit sinkt die Neuverschuldung - und für einen Zahlungsplan
benötigt man ein regelmäßiges Einkommen. Ein großes Fragezeichen bleibt aber, weil man zur
Zeit noch nicht abschätzen kann, welche tatsächlichen Auswirkungen die beiden Großinsolvenzen ALPINE
und Dayli (zusammen mit rund 8.000 Arbeitnehmern) auf den Arbeitsmarkt und die Insolvenzgefährdung haben werden.
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