Hohe Auszeichnung für Eleonore Schönborn

 

erstellt am
17. 07. 13
14.00 MEZ

LH Wallner: "Bewegtes Leben in einer bewegten Zeit" – Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich im Landhaus an verliehen
Bregenz (vlk) - Eleonore Schönborn, Mutter des Wiener Erzbischofes Kardinal Christoph Schönborn, ist am 16.07. im Landhaus in Bregenz mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich geehrt worden. Das Dekret und die Insignien wurden von Bundesministerin Claudia Schmied überreicht. Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner sprach bei der Feierstunde von einer gebührenden Anerkennung für eine starke Persönlichkeit. Die noch rüstige 93-Jährige lebt seit 1950 im Montafon und hat sich dort in all den Jahren auf vielfältige Weise engagiert und für das Miteinander eingesetzt.

Vertreibung und Flucht: Eleonore Schönborn hat am eigenen Leib erfahren, was es heißt, ein Flüchtling zu sein. 1945 wurde sie zusammen mit ihren beiden Kindern aus ihrer Heimat Tschechien vertrieben. In Österreich startete sie einen Neuanfang. Arbeit fand sie bei einer großen Vorarlberger Firma als Werbeleiterin und Pressesprecherin. Seit dem Jahr 1950 lebt sie in der Montafoner Marktgemeinde Schruns. In all den Jahren hat sich Schönborn aktiv für asylwerbende Menschen eingesetzt. In Schruns sind seit 2004 im Caritasheim "Maria Rast" Flüchtlinge untergebracht. Ihr Engagement ging aber noch weit über den Asylbereich hinaus. Schönborn betätigte sich im Heimatschutzverein Montafon, dem Trägerverein der Montafoner Museen. Auch in die Entwicklung der Montafoner Museen brachte sie sich sehr engagiert ein. Sie war von 1975 bis 1985 als erste Frau in der Gemeindevertretung Schruns tätig und arbeitete im Pfarrgemeinderat mit. Maßgeblich beteiligt war Schönborn auch bei der Gründung des Krankenpflegevereines 1986: 2008 wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt.

Eleonore Schönborns bewegender Lebenslauf sei ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Menschen aus prägenden Erfahrungen heraus ihre Kraft und ihr Engagement beziehen, merkte Landeshauptmann Wallner an. Der Geehrten dankte er für den großartigen Beitrag, den sie für die Kommune und die gesamte Region Montafon geleistet hat und noch immer leistet. Einen großen Dank sprach der Landeshauptmann auch dem Vorarlberger Bundesrat Edgar Mayer aus, der sich in der Zeit als Bundesratspräsident sehr aktiv für die Verleihung eingesetzt und stark gemacht hat. Mayer selbst hatte sich für den Festakt entschuldigen müssen, da im Bundesrat in Wien zeitgleich Ausschusssitzungen stattfanden.

"Eleonore Schönborn ist eine bewundernswerte Frau", sagte Ministerin Claudia Schmied beim Festakt: "Frau Schönborn hat sich aus eigener Kraft in Österreich nach 1945 eine neue Existenz aufgebaut. Die Anzahl ihrer Aktivitäten ist beachtlich. Seit vielen Jahren setzt sich Eleonore Schönborn für Menschen in Not ein. Mit ihrem Engagement bei der Plattform "Wir brauchen diese Kinder", die sich um die Sorgen von asylwerbenden Menschen kümmert, unterstützt sie all jene, die im Caritasheim leben und von der Abschiebung bedroht sind".

Eleonore Schönborn wurde am 14. April 1920 als jüngstes von vier Kindern in der tschechischen Stadt Brünn (tschechisch: Brno) geboren. Später übersiedelte die Familie nach Wischau (tschechisch: Vyskov), wo die Großeltern eine Zuckerfabrik betrieben haben. Ihr Vater wurde dort kaufmännischer Direktor. Im Alter von 22 Jahren heiratete Schönborn den adeligen Maler Hugo-Damian Schönborn (1916-1979), den sie als deutschen Wehrmachtssoldaten in Prag kennengelernt hatte. Fortan bewohnte sie die Burg Skalka nahe der tschechischen Stadt Leitmeritz (tschechisch: Litomerice), die ihrem Mann gehörte. Vor Ort kümmerte sich Schönborn um den landwirtschaftlichen Betrieb.

Im Jänner 1945 brachte sie ihren zweiten Sohn Christoph zur Welt, den späteren Wiener Erzbischof und Kardinal. Im Mai desselben Jahres wurde Eleonore Schönborn mit ihren beiden Kindern aus Tschechien vertrieben. Sie flüchtete zu Verwandten nach Breiteneich bei Horn (Niederösterreich). Nach dem Winter 1945/46 wanderte die Familie weiter nach Graz zur ältesten Schwester Eleonores. Eineinhalb Jahre später traf sie ihren Mann wieder, der im Oktober 1944 in Belgien zu den Engländern desertiert war. Später erhielt Schönborn Arbeit in Vorarlberg. Schruns im Montafon wurde ab 1950 für sie und ihre inzwischen vier Kinder zur neuen Heimat. Ihren Nachwuchs hat Schönborn weltoffen und international erzogen. Außer Kardinal Christoph Schönborn leben alle Kinder heute im Ausland. Ihr jüngster Sohn Michael ist Schauspieler und lebt in Berlin. Tochter Barbara lebt mit ihrer Familie in Frankreich und der älteste Sohn Philipp ist Künstler und Fotograf in München.

Eleonore Schönborn wurde im Jahr 1997 bereits mit dem Großen Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg geehrt.

 

 

 

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