Wien (öaw) - Am 22. Juli 2013 startet das Team des österreichisch-kanadischen
Forschungsprojekts "High-Arctic" seine 17. Arktis-Expedition. Günter Köck und seine Kollegen
setzen ihre ökologischen Langzeituntersuchungen in arktischen Seen fort. Warum trotz der Umweltgifte manche
Fische offensichtlich stärker wachsen, interessiert die Forscher heuer besonders.
Im Rahmen des seit 1997 laufenden Forschungsprojekts "High-Arctic" werden jährlich die Einflüsse
von Klimaveränderungen auf Seesaiblinge aus Seen in der kanadischen Arktis untersucht. Günter Köck
ist von Anfang an im österreichisch-kanadischen Forscherteam. Er ist Zoologe an der Universität Innsbruck
und koordiniert die internationalen Forschungsprogramme an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
(ÖAW). "Das Besondere an „High-Arctic“ ist die Kontinuität, mit der wir Schlüsselfaktoren im
arktischen See-Ökosystem beobachten, so Günter Köck. „Das Zusammenspiel der Faktoren ist sehr komplex
und zeitigt manchmal unvermutete Wirkungen: Trotz Eintrag von Quecksilber, Cadmium oder organischen Schadstoffen
– sie kommen über die Atmosphäre aus dem Süden in die Seen - scheinen die arktischen Seesaiblinge
in den letzten Jahren stärker zu wachsen“, gibt Günter Köck ein Beispiel.
Das Nahrungsangebot im Fokus
Heuer werden Köck und seine Kollegen zusätzlich zur Schadstoffanreicherung in den Fischen Daten zur Verschiebung
des Nahrungsspektrums in Folge der Klimaerwärmung erheben. Die Wissenschaftler vermuten, dass das frühere
Schmelzen der Eisdecke in den Seen das Nahrungsangebot für die Fische ändert. Um das nachzuprüfen
werden die Arktisforscher erstmals automatische Sensor-Ketten in mehrere Seen einbringen. Damit können sie
dann während des gesamten Jahres Temperatur- und Sauerstoffgradienten von den obersten Schichten des Sediments
bis zur Seeoberfläche in engen Tiefenabständen messen. Zusätzlich stehen heuer erstmals in arktischen
Seen Quecksilber-Inkubationsversuche auf dem Programm. Diese werden eine genauere Modellierung des Quecksilberkreislaufes
im Wasser und im Seesediment ermöglichen. Quecksilber, das über die Atmosphäre nach Norden gelangt,
wird in den arktischen Seen während der „warmen“ Jahreszeit von Bakterien in das weitaus giftigere Methylquecksilber
umgebaut. Diese organische Form des Schwermetalls reichert sich in der Nahrungskette an und gilt daher für
Tier und Mensch als besonders problematisch.
Als Basislager für Günter Köck und seine Kollegen fungiert die Forschungsstation von "Polar
Continental Shelf Project" (PCSP) in Resolute Bay, die dem Projekt umfassende logistische und technische Unterstützung
zur Verfügung stellt. Neben den Möglichkeiten zur Analyse der Anreicherung von Schadstoffen können
auch paläolimnologische Untersuchung von Sedimentbohrkernen durchgeführt werden. Solche Bohrkerne stellen
ein Klimaarchiv dar und lassen die physikalisch-chemischen wie auch die biologischen Veränderungen im Ökosystem
über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zurück erkennen.
In Kanada wird das Projekt "High-Arctic" von Polar Continental Shelf Project, dem Northern Contaminants
Program und Parks Canada unterstützt. Geleitet wird das Langzeitprojekt von Günter Köck und Derek
Muir (Environment Canada, Burlington).
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