Die höchste Auszeichnung der Republik für künstlerisches Schaffen geht 2013
an den Künstler Erwin Wurm.
Wien (bmukk) - "Der Große Österreichische Staatspreis ehrt Menschen, die durch ihr erfolgreiches,
künstlerisches Schaffen den Ruf Österreichs als Kulturnation in der ganzen Welt gefestigt haben",
so Claudia Schmied in ihrer Begrüßungsrede. "Erwin Wurm ist ein wesentlicher Akteur der globalen
Kunstszene. Er ist aber auch ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt. Erwin Wurm provoziert ohne aggressiv zu sein.
Diese Form des Widerstandes erkennen wir besonders deutlich in seinen one minute sculptures. Vielen Dank, lieber
Erwin Wurm, dass Sie nicht aufhören, Fragen zu provozieren."
Schriftsteller Josef Winkler, Träger des Großen Österreichischen Staatspreises von 2007 und Präsident
des Österreichischen Kunstsenats, hielt seine Einführungsrede in Form eines satirischen Textes, der von
einer Skulptur Erwin Wurms inspiriert sei - einem Totenschädel, aus dessen Auenhöhlen zwei Bananen ragen.
Winkler schloss mit den Worten: "Erwin Wurm, die Kamillenseife, die an der Wegkreuzung liegt, erst frisch
angefangen. Und mit einer Rasierklinge, auf der die trockenen Barthaare des Vaters kleben, brauchst du nicht feilschen,
Drahtzieher der Sonnenstrahlen!"
Der Kulturmanager Max Hollein strich in seiner Laudatio Erwin Wurms Sinn für Humor und Ironie hervor. "Der
Österreicher macht sich ja gerne über Alles lustig. Vordergründig wird er dabei von Erwin Wurm sehr
gut bedient", so Hollein. Dennoch sei Wurms Wirkung nicht auf Österreich beschränkt. Im Gegenteil:
"Erwin Wurm hat eine künstlerische Sprache entwickelt, die überall verstanden wird. Wurms Arbeiten
sind Anleitungen zum Wieder-Menschlich-Werden."
Erwin Wurms Dankesrede gestaltete dieser als rasante Wortskulptur von Assoziationen rund um die Begriffe Preis,
Staat, Staatspreis, Verleihung, Tragen und Träger. "Hoffnungsträger gibt es viele und gab es schon
immer", sagte Wurm. "Im Grunde ist jeder Träger irgendeiner Hoffnung. Eigentlich wird auf Alles
gehofft. Unsere Gesellschaft entwickelt sich weiter. Vieles zum Guten, anderes braucht noch Zeit."
Der Große Österreichische Staatspreis ist die bedeutendste Auszeichnung, der Republik Österreich
für hervorragende künstlerische Leistungen. Sie wird auf Vorschlag des Österreichischen Kunstsenats
ohne festgelegtes Rotationsprinzip innerhalb der Sparten Literatur, Musik, bildende Kunst und Architektur für
ein künstlerisches Lebenswerk vergeben. Der Staatspreis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Erwin Wurm wurde 1954 in Bruck an der Mur geboren. Er studierte am Mozarteum in Salzburg, sowie an der Akademie
der bildenden Künste und an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Von 2002 bis 2010 lehrte er
als Professor für Bildhauerei/Plastik und Multimedia am Institut für Bildende und Mediale Kunst der Universität
für Angewandte Kunst Wien. Das Werk von Erwin Wurm umfasst Materialskulpturen, Aktionen, Videos, Fotos, Zeichnungen
und Bücher.
Zu seinen einflussreichsten Arbeiten zählen die "oneminute sculptures", für die Personen
mit Alltagsgegenständen in einem überraschenden Zusammentreffen posieren, was Wurm dann durch Fotografien
dokumentiert. Bekannt sind auch seine "Fat"-Skulpturen, die kleinbürgerliche Statussymbole wie Autos
oder Einfamilienhäuser in einem "verfetteten", aufgeblähten Zustand zeigen und ins Bizarre
verfremden. Erwin Wurm hatte mehr als hundert Einzelausstellungen.
Seine Arbeiten hängen in zahlreichen Museen in der ganzen Welt.
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