Linz (jku) - Sie ist 27 mal leichter als Büropapier, zehnmal dünner als Einwickelfolie, und doch steckt
in ihr absolutes High-Tech. Forscher der Universität in Tokyo, Japan und der Johannes Kepler Universität
(JKU) Linz haben eine extrem dünne und dehnbare Elektronik-Folie entwickelt, die vor allem in Medizin und
Sport enorme Anwendungsbereiche vorfindet.
Elektronik ist einem ständigen Wandel unterworfen - von den schweren Röhrenradios und Fernsehern der
60er Jahre hin zu den Smartphones, die unser heutiges Leben immer mehr bestimmen. Trotz aller Fortschritte in der
Mikroelektronik sind aber auch heutige elektronische Geräte noch immer starr und unbiegsam, was deren Einsatz
in vielen Bereichen erschwert, z.B. in der Medizin- oder Sporttechnik zur Überwachung von Körperfunktionen.
So könnte man mit einem ultradünnen Pulsoximeter kontinuierlich die arterielle Sauerstoffsättigung
während des Trainings, Laufens etc. messen. Für solche Zwecke wäre eine Elektronik wünschenswert,
die nicht nur flexibel ist, sondern auch dehnbar wie unsere Haut, um sich den bei jedem Menschen anderen Gegebenheiten
der Finger anpassen zu können. Wenn die Folie dann noch extrem dünn ist, wird sie gar nicht mehr vom
Menschen wahrgenommen - sie ist praktisch unmerklich.
Folie wie Herbstlaub
Genau das haben Wissenschafter aus Japan und Linz (DI Dr. Martin Kaltenbrunner vom Institut für Experimentalphysik,
Abteilung Physik der Weichen Materie; Leitung: Prof. Siegfried Bauer) nun möglich gemacht - ein Erfolg, der
nun sogar in der renommierten Fachzeitung "Nature" veröffentlich wurde. Die neuentwickelte Elektronik
wird auf sehr dünne Folien aufgebracht und kann nicht mehr zerbrechen. Die Elektronik ist ca. zehnmal dünner
als die dünnste Einwickelfolie die man im Haushalt findet. Dadurch wird sie extrem leicht, mit nur 3 Gramm
pro Quadratmeter Fläche ist die Elektronikfolie ca. 27mal leichter als übliches Büropapier mit 80
Gramm pro Quadratmeter. Die Elektronikfolie ist damit sogar leichter als eine Feder oder als Herbstlaub und gleitet
auch wie solches durch die Luft.
Forschungskooperation mit Japan
Tragbare Sensoren für den Sportbereich, zur Überwachung der Körpertemperatur, der Herzrate oder
der Sauerstoffsättigung stellen mögliche Anwendungen dar, wobei die Elektronik vom Menschen so gut wie
nicht mehr gefühlt wird.
Die Arbeit wurde unter Federführung der japanischen Kollegen zusammen mit den Arbeitsgruppen der Professoren
Takao Someya und Tsuyoshi Sekitani von der Universität Tokio durchgeführt. Die Arbeit wurde in Linz finanziell
durch den European Research Council im Rahmen des Advanced Investigators Grant von Professor Siegfried Bauer unterstützt,
in Japan durch ein japanisches Prestigeforschungsprojekt im Rahmen der ERATO Förderschiene.
Martin Kaltenbrunner aus Linz ist dabei regelmäßig zwischen Linz und Tokyo gependelt, um die Arbeiten
an beiden Standorten zu koordinieren und durchzuführen. Er hat so nicht nur das Erdbeben 2011 erlebt, er hat
vor allem auch gelernt, dass japanisches Essen nicht nur aus Sushi besteht, sondern auch aus Yakiniku, hauchdünnen,
gegrillten Rindfleischscheiben, die im Munde zergehen. "Und viele Details der ebenfalls hauchdünnen Elektronik
wurden auch tatsächlich beim Yakiniku besprochen", erinnert sich der Forscher.
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