Bahnunternehmen verzeichneten 2012 deutlichen Fahrgastzuwachs
Wien (pk) - Unter der Devise "Wir fördern einen fairen Wettbewerb" steht der nunmehr siebente
Tätigkeitsbericht der Schienen-Control GmbH (III-436 d.B.), der die Entwicklungen im Schienenverkehrsmarkt
und in der Regulierungsarbeit des Jahres 2012 beleuchtet. Der Schienenverkehr sei in Österreich auf dem Vormarsch,
schließt Verkehrsministerin Doris Bures im Vorwort aus den zahlreichen Daten und Fakten des umfangreichen
Papiers. Immer mehr Menschen nutzen das Angebot der Bahn, es gelte daher, das schon sehr gute System aus Sicht
der Fahrgäste weiter zu verbessern, sowohl im Bereich der Infrastruktur, des Angebots als auch bei den Fahrgastrechten.
Die Ressortchefin weist in diesem Zusammenhang vor allem auf die Investitionen in die Schieneninfrastruktur hin
und hebt den im vergangenen Jahr präsentierten Gesamtverkehrsplan für Österreich hervor, dessen
Ziel es ist, im Schienenpersonenverkehr schrittweise einen integrierten Taktfahrplan einzuführen.
100 Kilometer Neubaustrecken, 262 Millionen Bahnreisende
Im Einzelnen spricht der Bericht von beträchtlichen Veränderungen im österreichischen Eisenbahnnetz
im Jahr 2012. So gingen rund 100 Kilometer Neubaustrecken in Betrieb, Stilllegungen hat es hingegen nur in geringem
Maß gegeben. Insgesamt umfasst das österreichische Schienennetz nun 5 687 Kilometer. Der Schienengüterverkehr
schrumpfte gegenüber 2011, was der Bericht auf die allgemeine wirtschaftliche Lage, aber auch auf die fortgesetzten
Restrukturierungsmaßnahmen der Rail Cargo Austria AG zurückführt. Eine Zunahme gab es bei der Zahl
der aktiven Marktteilnehmer im Schienengüterverkehr durch die Neuzugänge von ECCO Rail GmbH, PKP Cargo
S.A., Rail Cargo Hungaria Zrt. und Floyd Zrt. Die Privatbahnen konnten ihren Marktanteil im Verkehrsaufkommen (Tonnen)
von 20,6 auf 23,2 % steigern, ihr Anteil an der Verkehrsleistung (Nettotonnenkilometer) erhöhte sich von 14,4
auf 17,6 %.
Im Personenverkehr wurden 2012 262 Millionen Reisende befördert, was einen Zuwachs gegenüber 2011 um
7,3 % bedeutet. Der Marktanteil der Privatbahnen hat sich in diesem Bereich von 13,6 auf 13,9 % erhöht. Der
im Dezember 2011 erfolgte Markteintritt der WESTbahn führte 2012 zu einem Anstieg des Anteils der Privaten
an den Personenkilometern von 5,5 auf 8,7 %. Die Liberalisierung des grenzüberschreitenden Schienenpersonenverkehrs
hatte hingegen auch 2012 noch keine direkten Auswirkungen auf Österreich.
Schienen-Control Kommission bleibt Verwaltungsbehörde erster Instanz
An rechtlichen Neuerungen führt der Bericht zunächst die Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012
an, durch die die Schienen-Control Kommission, die bisher sowohl als Verwaltungsbehörde erster Instanz und
in bestimmten Fällen auch als Verwaltungsbehörde zweiter Instanz tätig war, Ende 2013 gemeinsam
mit 34 anderen Bundesbehörden aufgelöst wird. Als Verwaltungsbehörde erster Instanz wird die Kommission
allerdings auch weiterhin agieren, zumal das vom Parlament beschlossene Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetz-BMVIT
eine Neueinrichtung vorsieht. Eine Verbesserung der Rechte der Reisenden im österreichischen Bahnverkehr wiederum
erwartet der Bericht vom neuen Fahrgastrechtegesetz, das im Juli 2013 in Kraft trat. Zentrale Bedeutung wird dabei
der Festlegung eines verbindlichen Pünktlichkeitsgrades von 95 % für Jahreskartenbesitzer im Vorort-
und Regionalverkehr zugemessen.
Tarifsysteme nach wie vor wenig kundenfreundlich
Ein Abschnitt des Berichts beschäftigt sich auch mit der Schlichtungsstelle, die im Jahr 2012 insgesamt
986 Beschwerdefälle (2011: 659) verzeichnete. 94 % aller Beschwerden betrafen den ÖBB-Personenverkehr,
häufigster Beschwerdegrund waren Fahrgeldnachforderungen und Strafgebühren, gefolgt vom Bereich Information
und Kundenkontakt und Beanstandungen im Zusammenhang mit Verspätungsentschädigungen.
Der Bericht nimmt seine Ausführungen über die Beschwerdefälle auch zum Anlass, auf Mängel im
Tarifsystem bei den Bahnunternehmen und Verkehrsverbünden hinzuweisen. Dieses sei trotz kleinerer Reformen
immer noch zu wenig kundenfreundlich. Die Tarifbedingungen der elf Personenverkehrsunternehmen und der acht Verkehrsverbünde
seien für den durchschnittlichen Fahrgast nicht verständlich und nicht ausreichend transparent, heißt
es dazu. Im Gegensatz zum Onlinekauf sei derzeit beim Ticketkauf an der Personenkasse, im Zug oder beim Automaten
eine Information über die Tarifbestimmungen nur schwer bis gar nicht möglich, klagt der Bericht.
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